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Eine "Rock am Ring"-Besucherin schreibt

Es ist über das Festival „Rock am Ring“ in diesem Jahr viel geschrieben und publiziert worden. Nadine Schüssler aus Frankfurt am Main nutzt auch die Gelegenheit.

Seit einigen Jahren besucht sie mit Freunden das Festival, doch noch nie war es so unorganisiert, chaotisch und enttäuschend zugleich! Vor dem Festival: Angefangen hat es bereits mit dem Kartenkauf: 170 € im VVK! (195,00€ seit Januar) Ein ganz schöner Wucherpreis, der inzwischen verlangt wird. Jahr für Jahr steigen die Preise, aber das Angebot der erstklassigen Bands nimmt mehr und mehr ab.
Das nächste Entsetzen folgte ein paar Monate später am 3. Mai:
Erlaubt sind nur noch 0,5l Tetrapack. Bei sommerlichen Temperaturen, die normalerweise im Juni zu erwarten sind, ist das in meinen Augen nicht nur eine Frechheit (0,3 l Getränke auf dem Festivalgelände kosten 5,00€), sondern es ist auch verantwortungslos, da die Gefahr von Sonnenstich und Hitzeschlag durch zu wenig  trinken erhöht wird.
Des Weiteren wurde die  Vorfreude  getrübt durch Folgendes:
„Alle Park- und Campingbereiche öffnen offiziell am Donnerstag, 02. Juni 2016, 6:00 Uhr morgens! Festivalbesuchern, die aus persönlichen Gründen nicht auf eine Frühanreise verzichten wollen, sind ausgewiesene Parkplätze und die Bändchenausgabe bereits ab Mittwoch, 01. Juni 2016, 12:00 Uhr mittagsgegen eine Sondergebühr von 20,00 Euro pro Person zugänglich.“
Was soll das denn bitte? Seit Monaten vorher geht man davon aus, dass wie schon immer  Anreise Mittwochs ist, da auch nichts anderes gemeldet wurde, man plant extra seinen Urlaub so, kauft sich eine Caravan Plakette und dann sowas! Und dabei sind die Karten doch schon  teurer geworden. Angeblich wurde das gemacht um zusätzliche Personalkosten zu decken…
Wir sind jedenfalls erst donnerstags mit Wohnwagen angereist,  doch da warteten schon die nächsten Schwierigkeiten auf uns: ungemähte Reasenflächen, durch starke Regenfälle matschiger und weicher Boden und überfordertes Personal. Auto um Auto fuhr sich fest und es ging nichts mehr weiter – ewige Wartezeiten!
Dann haben wir unsere Bändchen geholt, leider gab es bei der Ausgabe nicht mehr genug  Müllsäcke, sodass uns gesagt wurde, wir sollen es doch morgen nochmal versuchen. Ich sag nur: UNORGANISIERT!
Die nächste Enttäuschung kam bei dem Aufsuchen von Sanitäre Anlagen. Im Internet stand deutlich, dass es auf allen Campingflächen ausreichend Sanitäre Anlagen geben sollte.  Die Naheste befand sich auf den Behinderten-Campingflächen und da nicht mal annähernd ausreichend für die Menschenmenge.  (2x vier Toiletten für Frauen; 2x eine Toilette für Männer, sowie 2x fünf Pissoirs und 2x behinderten gerechte Toiletten –nicht mehr - und DAS auf einer Campingfläche extra FÜR Behinderte! Einfach viel zu Wenige… Von den Duschen fang ich gar nicht erst an…) Freitag: Endlich ging es los! Um 13:35h begann die erste Band zu spielen. Wir machten uns auf den Weg, sodass wir eine Stunde früher am Eingang zum Festivalgelände waren. Die Tore waren noch zu! Geöffnet wurden diese erst kurz vor Beginn der ersten Band und durch die Kontrollen kamen wir erst an der Bühne an, als diese schon längst am spielen war – sehr ärgerlich! Es wurde einfach zu spät aufgemacht... Wir schauten uns Band für Band im 2. Wellenbrecher an. Gegen Ende von Disturbed haben wir bemerkt, wie sich der Himmel in der Ferne schwarz färbte und ein heftiges Gewitter aufzog. Wir haben unsere Ponchos angezogen und sind zum eigenen Schutz in Richtung Wohnwagen aufgebrochen. Dann kam die Durchsage, dass ein Gewitter aufzieht und, dass man von metallischen Gegenständen und hohen Mästen wegbleiben solle. Dies erwies sich schwierig im zweiten Wellenbrecher. Ein Teil der Menschenmasse setzte sich ebenfalls in Bewegung. Das Gewitter kam schlagartig näher. Die Durchsage wurde wiederholt, aber die Masse bewegte sich nur sehr schleppend. Das Gewitter kam immer näher. Dann erst kam die Durchsage, dass es ein starkes Gewitter ist und man die Zelte aufsuchen solle. Nun bewegte sich fast alle Menschen in Richtung Ausgang. Doch ein paar, entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, Vollidioten meinten im Nadelöhr des Ausganges des zweiten Wellenbrechers stehen zu bleiben, um den Platz zu behalten für die nächsten Bands. Der Starkregen setzte ein und es ging weder vor noch zurück. Dann schlug der Blitz vor uns in die ca. 150 m entfernte Crater Stage ein. Panik machte sich breit und auf einmal wollten alle weg. Manche sprangen trotz der Durchsagen über die Metallgeländer, um aus der Menschenmenge hinauszukommen. Dann schlug der Blitz ca. 15 m neben uns in den Mast ein. Weiterhin kam die Durchsage, die Zelte aufzusuchen. Als wir endlich aus dem Nadelöhr waren (es wurden ja nicht mal die Absperrungen entfernt, dass das Verlassen des Platzes schneller möglich gewesen wäre) haben wir uns entfernt von Metall und Mästen auf das Feld gehockt und sind nicht, wie empfohlen wurde bei dem Gewitter über das freie Feld an Metallabsperrungen vorbei zum Wohnwagen gegangen. Das Gewitter und der Platzregen zogen über uns weg. Der Platz stand komplett unter Wasser.
Durchnässt wie wir waren, hieß es in einer nächsten Durchsage: „Wenn uns die nächsten 60 min kein Gewitter mehr trifft, dann werden die Konzerte fortgeführt. Meine Meteorologen sind dran.“ Wir warteten eine Weile. ½ h später kam dann die Durchsage, dass es sechs Verletzte gab, keine Gewitter mehr zu erwarten sind und sobald die Bühne trocken ist, die Konzerte weitergehen. So geschah es dann auch nach noch einer weiteren halben Stunde. Tenacious D fing an zu spielen doch leider kürzer als vorgesehen.
Der Schock der Vorkommnisse saß tief. Man hatte am Ende des Tages das Gefühl, dass es sehr auf die leichte Schulter genommen wurde und das Hauptaugenmerk nicht unbedingt auf den Zuschauern lag. Samstag: Die erste Band, die wir Samstag schauen wollten, wäre eigentlich erst um 18h gewesen Wir saßen also am Wohnwagen und bekamen die Meldung der steigenden Anzahl der Verletzten. Dann kam nachmittags die Meldung, dass die Konzerte erst mal unterbrochen wurden wegen Gewittergefahr. Wie lange die Unterbrechung sein sollte, keine Ahnung.
Wir warteten und warteten  - gegen 18 h kamen ein Regenschauer und ein leichtes Gewitter. Dann  wurde gemeldet, dass es um 20h weitergehen soll. Um kurz vor 8h ging auf dem Caravan West Parking aber ein Mitarbeiter rum, der sagte, dass doch noch ein Gewitter kommt und wir in den Wohnwagen gehen sollen. Dieses Gewitter kam nicht. Um 20:30h dann die nächste Meldung: „Spielbeginn wird um 21:30h fortgesetzt.“ Der neue Spielplan wurde veröffentlicht. Große Enttäuschung: ein Teil der Bands wurde gecancelt und alle Spielzeiten wurden gekürzt. Der Rest spielte bis weit in den frühen Morgen hinein.
Freitags noch hieß es gegen den Matsch und Schlamm, soll Rindenmulch aufgeschüttet werden. Leider ist das nur teilweise vor den Essenständen passiert, sodass wir durchgehend knöchelhoch  auf dem Gelände sowie auf dem Weg zum Gelände im Matsch standen. Durch den Schlammsee war das Gelände nicht wirklich mehr begehbar.
Da wir vor Fortsetzung der Bands Lieberbergs Ansprache nicht gehört hatten, erreichte uns die Schockmeldung über die App erst mitten in der Nacht:Festival endet heute & Abreise bis 12h sonntags!!!
Wir waren schockiert, traurig und enttäuscht!
Noch vor Ende der letzten Band (bis 3:20 h war uns einfach zu spät) machten wir uns auf den Weg zum Wohnwagen und stellten fest, wie viele Menschen die Meldung noch nicht gehört hatten. Zwischen den Konzerten am Samstagabend wurde diese Information über die Lautsprecher nicht verbreitet. Sonntag: Auf Grund von familiären Festlichkeiten sind wir Sonntagmorgens um 6h ohne Wohnwagen schon losgefahren. Zu diesem Zeitpunkt waren die Müllstationen noch zu.
Zu Hause bekamen wir immer mehr schockierende Neuigkeiten des Festivals:
81 Verletzte durch das Gewitter, 2 davon mussten reanimiert werden.
Chaos bei Abreise; im Schlamm festgefahrene Auto bei Abreise, hohe Wartezeiten und starker Sonnenschein (DRK hat Hilfezelte einrichten müssen wegen den ganzen Hitzeschlägen der Wartenden)
Wie das ganze Wochenende schon eine katastrophale Organisation!
Um 16h waren wir dann wieder in Mendig, um den Wohnwagen zu holen und noch immer war kein Gewitter in Sicht, nicht mal Regen. Man kann sagen es war der schönste Tag bisher. Das Gelände war nach wie vor sehr gut besucht.
Zum Campingplatz zu gelangen erwies sich allerdings als schwierig, da viele Straßen gesperrt waren. Nach wie vor regierte das Chaos!
Als wenn das ganze Wochenende nicht schon blöd genug war, zog es sich das auch noch weiter durch beim Versuch den Müll zu entsorgen und das Pfand zu kassieren. Eine Mitarbeiterin teilte uns nämlich mit, dass das nur bis 12 h möglich war, da alle  Mitarbeiter Feierabend hätten. Die, die jetzt noch da wären, würden das auf freiwilliger Basis tun.
Also sind wir auch noch auf dem Müll und den 10,00€ Pfand pro Person sitzen geblieben. Wir verließen das Gelände enttäuscht, schockiert und traurig, wie noch nie zuvor nach einem Rock am Ring Festival. Noch ist unklar, ob uns der Kaufpreis der Karten, sowie der, der Caravan Plakette, zumindest anteilig erstattet wird oder ob es einen Ersatztag für Sonntag gibt. Ich wende mich an Sie, denn ich denke, dass ich vielen Menschen aus der Seele spreche, indem ich schildere, was alles schief gelaufen ist. Und wie Enttäuscht nicht nur ich, sondern auch viele andere Besucher sind. Ich halte es für wichtig, dass so vielen Leuten, wie möglich die Wahrheit mit allem Drum und Dran erfahren und dass das nicht alles verharmlost und unter den Tisch gekehrt wird.


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