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Freunde finden in der Wohnung auf Zeit

Der Kreis Ahrweiler gilt als attraktives Ziel für Touristen – ganz gleich ob an der Ahr oder in der Hocheifel. Davon profitieren auch die vielen Gastgeber. Zunehmend nutzen private Vermieter das Internet-Portal »Airbnb«, um an Gäste zu kommen. Der WochenSpiegel hat sich bei Gastgebern aus der Region umgehört, die ihre Zimmer über das nicht ganz unumstrittene Portal vermieten.

»Airbnb«, ein Online-Marktplatz für die Buchung und Vermietung von Unterkünften, ist seit 2008 im Netz aktiv. Private Gastgeber vermieten über dieses Portal ihr Zuhause oder einen Teil davon. Der Service wird immer beliebter: Nach Unternehmensangaben gibt es heute bereits Gastgeber in mehr als 34.000 Dörfern und Städten in 191 Ländern weltweit. Das Vermietungsmodell ist aber nicht ganz  unumstritten: So seien beispielsweise in Berlin eine Vielzahl angestammter Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt worden, sagen Kritiker. Dort und in anderen Großstädten sei es mittlerweile sogar so, dass Bußgelder für illegale Vermietungen verhängt würden.

"Wenige Anbieter"

Nach Angaben von Andreas Wittpohl, dem Chef des Ahrtal Tourismus, gibt es im Ahrtal bislang »nur ganz wenige Anbieter« von privaten Wohnungen oder auch Ferienwohnungen, die ihren Wohnraum über Vermittlungsportale wie Airbnb, Wimdu oder ähnlichen über das Internet anbieten.
Natürlich findet Wittpohl ein breites und vielfältiges Beherbergungsangebot für Gäste des Ahrtals wichtig. »Ich habe allerdings generell ein Problem damit, wenn Privatleute potentiellen Touristen Wohnraum anbieten.« Dadurch würden dem Markt Flächen, zum Beispiel für Wohnungssuchende entzogen, die arbeitsortnah eine Heimat suchten.  
Abgesehen davon  gebe es im Ahrtal bereits ein »hervorragendes Angebot an Betten«, die von steuerzahlenden Anbietern der Hotellerie und Ferienwohnungen auf dem Markt und über die Internetseite www.ahrtal.de buchbar sind, sagt Andreas Wittpohl.  

"Gäste sind offener"

Martin Klotz aus Antweiler ist seit 2014 außerordentlich  zufriedener Airbnb-Gastgeber. »Ein Vorteil ist für mich die  pünktliche Bezahlung. Da gibt es überhaupt keinen Grund zur Beanstandung.«
Ein weiterer Vorteil sind seine Gäste: »Die Leute, die zu uns nach Antweiler kommen, sind schon anders, offener«, sagt Martin Klotz und beschreibt einen typischen  Gast: »Er ist bis 50 Jahre jung und hat von der Welt schon etwas gesehen.  In aller Regel ist er über die Region informiert, in der er Station macht.« 
Den Kritikpunkt, dass Airbnb Steuerhinterziehung fördere, kann er nachvollziehen. Er ist sich aber sicher, dass dieser Punkt behoben ist. »Bei mir läuft seit Beginn der Vermietung alles korrekt ab und ich gebe die Einkünfte aus der Vermietung bei der Steuererklärung an«.
Ob aber wirklich alle Anbieter so ehrlich sind? – Neben den zahlreichen Vermietern von Ferienwohnungen, die zum Teil auch andere Buchungsportale nutzen oder mit den örtlichen Tourismusorganisationen zusammenarbeiten, sind im Netz auch etliche Anbieter zu finden, die zum Beispiel nur ein Gästezimmer anbieten.
Für Martin Klotz als Rentner ist die Arbeit als Herbergsvater natürlich eine schöne Beschäftigung: »Durch die kleine Herberge in Antweiler  habe ich ein Tor zur Welt.« Und seine Frau ergänzt: »Unsere Gäste kommen als Fremde und gehen als Freunde«.

Internationales Flair

Wie er erzählt, waren bisher rund 250 Gäste bei ihm zu Gast. »Dreiviertel davon  waren Deutsche und ein Viertel der Gäste kam aus dem Ausland. Wir hatten Gäste aus 16 Nationen bei uns in Antweiler«, berichtet Martin Klotz.
Insgesamt macht er drei Gründe aus, warum Gäste ihn besuchen: Ein Teil der Gäste komme wegen der Nähe zum Nürburgring. Ein weiterer Teil komme zum Relaxen nach Antweiler, und ein dritter Teil sei auf der Durchfahrt und habe sich Martin Klotz als Gastgeber ausgesucht.
Ein weiterer Vorteil dieser Online-Buchungsplattform sind für Martin Klotz die Bewertungen. »Da habe ich als Gastgeber durchweg positive Bewertungen bekommen.« Und er weiß, dass sich seine Gäste an den Bewertungen sehr wohl orientieren und schließlich auch entscheiden.
Eins indes ist Martin Klotz sehr wichtig: »Wir sind kein Hotel. Wir geben unseren Gästen eine Herberge und lassen sie auch ein Teil an unserem Leben teilhaben.«

Freundschaftliche Nähe

Freundschaftliche Verbindungen zu ihren Gästen hat auch Hilla Schneider aus Kirchdaun bereits geknüpft. »Ja, es gab schon Einladungen zu einem Gegenbesuch, das ist wirklich toll, wenn man sich so gut mit seinen Gästen versteht.« Wenn man sich gut verstehe, gebe es auch während des Aufenthalts im Bad Neuenahrer Stadtteil schon mal eine Einladung zum Essen. Seit vier Jahren bietet Hilla Schneider die Wohnung in einem alten Fachwerkhaus als Feriendomizil an. »Seit die Kinder aus dem Haus sind, ist die Wohnung für uns allein viel zu groß«, so Schneider. Mit ihrem Mann bewohnt sie nun eine kleinere Wohnung auf dem gleichen Grundstück. »Der enge Kontakt zu den Gästen ist meistens sehr angenehm«, beschreibt die Vermieterin ihre Gäste.

Jüngere Gäste

Zumal sie ausgemacht hat, dass die Besucher, die über »Airbnb« zu ihr nach Kirchdaun kommen, von einem anderen Schlag sind als »normale« Besucher der Region: »Ich habe festgestellt, dass über diese Plattform jüngere Besucher kommen«, berichtet Schneider. Das Publikum sei außerdem viel internationaler: »Ich hatte schon viele Besucher aus den USA, aber auch aus Neuseeland, Australien oder China.«
Den Austausch mit den Gästen sieht sie auch für sich persönlich als eine echte Bereicherung an. »Es macht einfach Spaß, so nette Gäste zu beherbergen!«


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