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Kreis Ahrweiler bürgert landesweit die meisten Menschen ein

Im vergangenen Jahr sind 170 Menschen aus 40 Nationen im Kreis Ahrweiler eingebürgert worden. Besonders auffällig: Darunter befanden sich auch sechs Briten – fast soviele wie in der gesamten letzten Dekade zusammen.

»Nach dem Brexit wurden mir die Türen eingelaufen«, erzählt Elfriede Laux, die beim Kreis für die Einbürgerungen zuständig ist. Für viele Engländer gab die Entscheidung der Briten, sich von Europa zu trennen, den Anlass, sich für Deutschland zu entscheiden. Unter ihnen ist Colin Rich, der seit dem Jahr 2000 in Burgbrohl lebt. »Die Möglichkeit des Brexit hat für mich den Ausschlag gegeben«, sagt der gebürtige Engländer. Rich lebt schon eine ganze Zeit im Ahrtal und möchte auch hier bleiben. »Ich wollte sicherstellen, dass ich hier Wohnrecht habe für den Falle des Brexit«, erklärt er seine Entscheidung. Wie ihm geht es wohl einigen Briten.
Vor der Einbürgerung müssen die Menschen, die sich bewerben, schon acht Jahre hier gelebt haben. So schlägt sich beispielsweise der Flüchtlingszustrom zur Zeit noch gar nicht auf die Zahl der Einbürgerungen nieder. Die meisten Neubürger kommen, so erklärt Elfriede Laux, aus der Türkei.
Gelebte Integration
Insgesamt ist der Kreis Ahrweiler der Kreis mit den meisten Einbürgerungen in Rheinland Pfalz. Ein Umstand, auf den Landrat Jürgen Pföhler durchaus stolz ist. »Die Einbürgerung ist immer auch Ausdruck einer gelebten und gelungenen Integration«, sagte Pföhler. Ziel des Kreises sei es, die Zahl der Einbürgerungen weiter zu erhöhen und diejenigen, die deutsche Staatsbürger werden wollen, auf diesem Weg zu unterstützen.
Ebenfalls aus England sind Vera und Bruce Venour nun im Ahrtal heimisch geworden. Wieder muss man in diesem Falle sagen. Denn die beiden haben ihr Leben lang zwischen England und Deutschland gewechselt. Bruce Venour wurde als Engländer in Köln geboren, Vera bekam als Deutsche die englische Staatsbürgerschaft.
»Für uns hat sich der Kreis jetzt geschlossen«, sagt Vera Venour, nachdem sie von Jürgen Pföhler ihre Einbürgerungsurkunde entgegen genommen hatte. Mit 92 Jahren ist ihr Mann Bruce der älteste Bürger, der bei der Einbürgerungsfeier des Kreises seine Urkunde bekam. Den Auslöser gab im Falle der Venours nicht der Brexit. Allerdings erfüllt die Entscheidung der britischen Bevölkerung auch das Pärchen mit Sorge. »Wir hoffen, dass unsere Kinder kein Visum brauchen, um uns zu besuchen«, sagt Vera Venour.
Besonders glücklich bei der Einbürgerung ist Gashi Maliq aus dem Kosvo. »Uns wurde viel geholfen«, sagt er. Deutschland habe die Menschen im Kosovo sehr unterstützt und er sei froh, nun Teil von Deutschland sein zu können. »Ich fühle mich sehr wohl heute«, freute sich der frischgebackene Deutsche bei der Einbürgerungsfeier.
Der Landrat rief die Menschen auf, die Gesellschaft in Deutschland mitzugestalten. Sie sollten an Wahlen teilnehmen und sich ehrenamtlich engagieren in Vereinen, bei der Feuerwehr oder als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer.
»So entsteht ein lebendiges Miteinander«, sagte Pföhler.
Ohne Ehrenamt sei eine funktionierende Integration nicht denkbar, betonte der Landrat.


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