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Von Jodtabletten, Warnsystem und Messfahrzeugen

"Wir haben die Menschen ein wenig beruhigen und wichtige Fragen beantworten können. Das Thema scheint in der Bevölkerung angekommen zu sein, ohne dass übermäßige Panik ausbricht." Marlis Cremer zieht ein positives Fazit nach knapp zwei Stunden am Expertentelefon des WochenSpiegel.
Marlis Cremer (r.) und Stefan Siehoff haben sich knapp zwei Stunden lang den Fragen der WochenSpiegel-Leser zu möglichen Folgen einer Atomkatastrophe in Tihange gestellt.

Marlis Cremer (r.) und Stefan Siehoff haben sich knapp zwei Stunden lang den Fragen der WochenSpiegel-Leser zu möglichen Folgen einer Atomkatastrophe in Tihange gestellt.

Gemeinsam mit Katastrophenschutz-Experte Stefan Siehoff stellte sich die Leiterin des Amtes für Ordnungsangelegenheiten, Rettungswesen und Bevölkerungsschutz in der Städteregion Aachen den Fragen der besorgten Menschen in der Eifel. "Wo bekomme ich Jodtabletten?" "Wie wird effektiv gewarnt?" oder "Wer untersucht die tatsächliche Gefahr vor Ort, falls in Tihange die Katastrophe passiert?" waren einige von vielen Fragen, die die WochenSpiegel-Leser an unsere Experten richteten. "Jodtabletten kann man schon jetzt in der Apotheke bekommen", erklärt Stefan Siehoff. 3,60 Euro sollen sie kosten. Von der verfrühten Einnahme rät er jedoch dringendst ab. "Die Tabletten können Ihrer Schilddrüse mächtig Ärger bereiten, über 45 Jahren sollte man sie gar nicht mehr nehmen." Dann nämlich ist die Gefahr von Stoffwechselstörungen der Schilddrüse erhöht. Die "funktionelle Autonomie" verstärkt die Gefahr von schädlichen Nebenwirkungen einer Jodblockade. "Die Einnahme der Tabletten sollten Menschen über 45 Jahren mit dem Arzt abklären." "Wir werden alle Medien nutzen, um die Bevölkerung so schnell wie möglich zu warnen", ist Marlis Cremer vorbereitet, falls - was niemand hofft - etwas Schlimmes im belgischen Atomreaktor passieren sollte. "Natürlich wird die Sirene gehen. Wir werden aber auch direkt Meldungen durch das Radio verbreiten und die sozialen Netzwerke nutzen. Dafür sind diese doch bestens geeignet." Eine Evakuierung ist in der Städteregion Aachen jedoch nicht vorgesehen. Messfahrzeuge werden dann zügig durch die Region fahren, um die radioaktive Belastung festzustellen. "In der Gemeinde Roetgen gibt es alleine zwölf Messpunkte, wo wir sehr schnell ermitteln können, ob eine Gefährdung vorliegt oder nicht." Dann werden weitere Schritte wie die Ausgabe der Jodtabletten eingeleitet und mögliche Warnungen ausgesprochen. Dies könnten Empfehlungen sein, keinen Salat aus dem Garten zu essen, keine frische Milch der Kuh von nebenan zu trinken oder gar vorübergehend das Haus nicht zu verlassen... Doch Experten und besorgte Menschen am anderen Ende der Telefonleitung waren sich einig: "Hoffen wir, dass nichts passiert!"


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