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Nach 45 Jahren geht es vor den Traualtar

Zur Goldhochzeit werden Brigitte und Walter Alzer regelmäßig eingeladen, auch 70. und 80. Geburstage stehen immer wieder an. Und auch vom ein oder anderen Abschiednehmen bleibt das Ehepaar aus Konzen nicht verschont. »Mit unserer Einladung haben wir für viele überraschte Gesichter, Schmunzler und große Freude gesorgt«, ist Brigitte Alzer begeistert. Schließlich tritt sie mit ihrem Walter 45 Jahre nach der standesamtlichen Eheschließung nun vor den Traualtar.

»Der Herrgott hatte noch etwas vor mit uns«, glaubt Brigitte Alzer. Schließlich sind die Beiden dem Tode bereits mehrmals von der Schippe gesprungen. »Da ist es doch schön, dass wir uns jetzt endlich versprechen können: ...bis dass der Tod euch scheidet«, freut sich Walter Alzer auf das große Fest. Im Frühsommer 1970 lernte sich das etwas andere Hochzeitspaar in Monschau kennen - über Umwege. Es war Johannisnacht und ein Freund von Walter Alzer wollte seiner Angebetenen einen Baum stellen. Für Alzer selbst, damals bereits 36 Jahre alt, gehörte dieser Brauch der Vergangenheit an. Doch aus Freundschaft half er und traf dabei auf Brigitte Held, damals blutjunge 20. »Es war Liebe auf den ersten Blick«, schwärmt die 66-Jährige noch heute. Walter Alzer lebte in Scheidung. »Sonst wäre das mit uns nichts geworden«, unterstreicht die ehemalige Kindergartenleiterin. Am 2. Juli 1971 dann wurde standesamtlich geheiratet, ein Haus in Konzen bezogen und ein Jahr drauf Tochter Yvonne geboren. Eine kirchliche Trauung war leider nicht möglich. Alzer: »Ich danke noch heute Dechant Caspar Seeger, dass er uns keine Schwierigkeiten bereitet hat«, war sie doch in einem katholischen Kindergarten beschäftigt, wechselte jedoch rasch zum kommunalen Kindergarten in Konzen, den sie bis 2003 leitete.

Leben gerettet

Eine plötzliche Lähmung zwang Brigitte Alzer ihren geliebten Beruf aufzugeben. Die Lebensversicherung jedoch für ihren Mann Walter. Dieser erlitt beim Radfahren einen Aortenriss und wäre zu Hause verblutet, wenn seine Frau nicht zur Stelle gewesen wäre. »Das war 2005«, erinnert er sich. Alzer, der sein Leben lang sportlich aktiv war - in jungen Jahren als Läufer und im Skisport, später dann auf dem Rad - erholte sich schnell wieder. »Ich bin vielfach Bezirksmeister geworden, habe Teilnehmer von Paralympics betreut und es dreimal mit dem Rad bis nach Bourg St. Andeol geschafft«, erklärt Walter Alzer stolz. 2012 dann jedoch stürzte er schwer und erlitt bei einer notwendigen Hüftoperation eine Sepsis. Seither muss Alzer mit gebrochenen Wirbeln und Schmerzmitteln leben. Seine Frau betreut ihn liebevoll.

Blumenkind mit 44

»Wir sind froh, dass wir uns haben«, unterstreichen die Beiden und scheinen verliebt wie am ersten Tag. Durch den Tod der ersten Frau von Walter Alzer wird nun ein lange in Verborgenheit gehegter Wunsch Wirklichkeit: »Am Valentinstag haben wir uns einen zweiten Heiratsantrag gemacht«, strahlt Brigitte Alzer. »Wir wollen uns endlich in der Kirche Ja sagen, auch wenn wir Gottes Segen vielleicht schon längst haben.« »Und ich streue die Blumen«, freut sich Tochter Yvonne Alzer, die in Rodenkirchen wohnt, auf den großen Tag ihrer Eltern.


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