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Die Kirche wird im Dorf gelassen

»Mein Haus soll ein Bethaus sein, Ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.« Diesem biblischen Vorwurf müssen sich Pfarrer Michael Stoffels und seine Mitstreiter aus Kirchenvorständen und Pfarreiräten nicht aussetzen. »Wir werden keine Kirche schließen«, stellt der geistliche Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Simmerath fest. Und das, obwohl das Bistum Aachen alle GdGs mit der Herkulesaufgabe bedacht hat, 33 Prozent der Instandhaltungskosten einzusparen.

»Wir sind bestens aufgestellt, weil unsere Gotteshäuser durchweg in gutem, wenn nicht sogar sehr gutem Zustand sind«, freut sich Michael Stoffels. Dringende Sanierungsmaßnahmen stünden in naher Zukunft nicht an. Und dennoch war man gezwungen, alle kirchlichen Gebäude auf Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit hin zu überprüfen. »Kirchliches Immobilienmanagement« (kurz: KIM) nennt sich dieses rigide Sparprogramm des Aachener Bistums. 2008 war es, als Wahlen in der Gemeinde Kall eine Kirche Sparmaßnahmen zum Opfer fiel und abgerissen wurde. Die dortige GdG Kall-Steinfeld war damals das Pilotprojekt für KIM.

Personalmangel

Das Bistum wird künftig bei der Bezuschussung bei Baumaßnahmen 33 Prozent der Kosten einsparen. »Im Personal haben deutlich Federn lassen müssen. Dass es nun bei der Gebäudefinanzierung nicht noch schlimmer wird, liegt an den hohen Steuereinnahmen«, weiß Stoffels. Es geht um substanzerhaltende Baumaßnahmen, die Zuweisung zur laufenden Unterhaltung von Gebäuden sei davon nicht betroffen. Allen Gebäuden wurde ein Marktwert zugeteilt, von dem die Höhe der Rücklagen für entsprechende Baumaßnahmen errechnet werden kann. »Da wurde klar, dass es unseren Kirchen ganz gut geht«, so Stoffels. Schnell waren sich die Vertreter der Kirchenvorstände einig, dass man zunächst Pfarrhäuser und -heime aus der Bezuschussung herausnehme. »Manche Pfarrhäuser sind veräußert, andere vermietet und die Pfarrheime tragen sich längst schon nur noch durch Fördervereine«, erklärt Michael Stoffels. Doch ein Drittel Kostenreduzierung war noch lange nicht erreicht. »Es war und ist für mich undenkbar eine Kirche schließen zu müssen«, hat der Geistliche unruhige Wochen hinter sich. Dem Bistum scheine das egal zu sein, dort werde rigoros mit dem Rotstift vorgegangen. Nicht so in der GdG Simmerath: »Wir haben die Kapellen aus der Bezuschussung durch das Bistum Aachen genommen«. Die kleinen Gotteshäuser in Huppenbroich und Paustenbach werden von Kapellenvereinen getragen, um die Kapelle in Erkensruhr muss sich die Pfarre in Einruhr nun eigenständig Gedanken machen. »Für die Wendelinuskapelle in Woffelsbach sowie die Pfarrkirchen von Rurberg und Dedenborn wird ein Solidarfond gegründet«, zeigt sich Stoffels dankbar für das gemeinsame Vorgehen aller Kirchenvorstände. In diesen Solidarfond zahlt jede der elf Kirchengemeinden einen jährlichen Betrag gemäß der Katholikenzahl ein. Muss in Dedenborn, Rurberg oder Woffelsbach etwas repariert werden, dann zahlen das soldarisch die anderen Pfarren. »Das gute Miteinander, die Sorge füreinander und das gemeinsame Suchen nach Lösungen, machen mir Mut und geben mir Zuversicht«, so Stoffels.

Zehn Jahre

Am Donnerstag ist die abschließende Sitzung anberaumt, bereits in zwei Wochen sollen alle Formalien geklärt sein. »Dies gilt dann vorerst für zehn Jahre, dann sehen wir weiter«, hofft Stoffels, dass nicht schon bald neue Hiobsbotschaften die Katholiken in der Region erreichen.

GdG Monschau

Seit Ende April wird auch bei Kirchenvorständen und Pfarreiräten in Monschau darüber beraten, wie das vom Bistum geforderte Einsparpotenzial in Höhe von 33 Prozent erreicht werden kann. Auch dort sollen unbedingt die Kirchen erhalten, aber etwa Gebäude wie das Bischof-Vogt-Haus oder leerstehende Pfarrhäuser veräußert werden. Im November sollen Entscheidungen gefällt werden. Weitere Infos gibt es unter www.kim-bistum-aachen.de


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