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Kirche anders: Ehrenorden für Pater Albert aus Klausen

Im Vorfeld seiner Prinzengala hat der WochenSpiegel wieder Ehrenorden an engagierte Menschen aus der Region verliehen. Die Auszeichnung in der Kategorie Kultur geht an Pater Albert Seul aus Klausen.

Es ist kein Geheimnis: Immer mehr Leute treten aus der Kirche aus. Warum erreicht Kirche die Menschen in ihren konkreten Lebensumständen heute immer schwerer? Stagniert sie in Ritualen der Vergangenheit? Im Wallfahrtsort Klausen jedenfalls ist das nicht so. Dort reagiert man weltoffen, kreativ und engagiert auf die Herausforderungen der Zeit. Seit 2011 ist Dominikaner-Pater Albert Seul OP dort Wallfahrtsrektor und Pfarrer.

"Sie interpretieren Kirchewohltuend anders"

"Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Wer einen Platz in Ihren Gottesdiensten ergattern möchte, der muss ziemlich früh aufstehen. Die Klausener Kirchenbänke sind voll und zwar nicht nur am Sonntag", sagte Stephanie Baumann, WochenSpiegel-Redaktionsleiterin Eifel, in ihrer Laudatio an Pater Albert. "Kein Wunder, denn Sie interpretieren Kirche wohltuend anders, ihre Kirche ist bunt, weit offen und für alle Menschen da." Pater Albert wage den kniffligen Spagat zwischen Althergebrachtem und Neuem, lade ein zu traditioneller Kirchlichkeit und innovativer, moderner Kultur, unterstrich die Journalistin. Ausgezeichnet wurden Pater Albert und sein tatkräftiges Ehrenamtsteam um Veranstaltungskoordinator Tobias Marenberg für das Projekt "Kultur in der Wallfahrtskirche", das seit 2013 viel Prominenz nach Klausen lockt: Anselm Grün war da, Peter Orloff war da, Gregor Gysi, Annette Schavan, Die Prinzen, Joey Kelly, Guildo Horn und viele mehr. Im Dezember wird Patricia Kelly in Klausen erwartet, im Mai kommt Günther Jauch. Veranstaltungen wie diese sind für Pater Albert die Kür. Der gegenüber steht natürlich die tägliche Pflicht in einer Pfarr- und Wallfahrtskirche mit einem umfangreichen geistig-religiösen Programm. Kirche attraktiv gestalten, sie öffnen, Vielfalt und Meinung zulassen, neue Menschen gewinnen und sie auch unterhalten: Mit diesem Erfolgskonzept schaffte es Klausen als modernes, bundesweites Positiv-Beispiel auch schon in die Tageschau. Im Fernsehen ist Pater Albert mittlerweile öfter zu Gast. Was ihn bewegt, können Interessierte zudem auf Facebook und YouTube erfahren. Seine Predigten sind legendär und resultieren oft aus `weltlichen´ Gesprächen am Küchentisch oder aus seiner pastoralen Arbeit vor Ort. Stephanie Baumann: "Die Menschen hören Ihnen gerne zu, weil sie sich in ihren Worten wiederfinden ..."Rund 100.000 Pilger zählt Klausen pro Jahr. Darunter: Tausende Motorradfahrer und viele Menschen mit Tieren, zu denen Pater Albert Seul ein ganz besonderes Verhältnis hat. "Es sind Mitgeschöpfe mit einem eigenen Draht zu Gott", sagt der Ordensmann, der u.a. mit zwei Katzen, Fischen und Hühnern hinterm Pfarrhaus lebt. Ende März veröffentlicht er zudem sein neuestes Buch über tierische Begegnungen.Geboren und aufgewachsen in Köln, Studium in Bonn, Mainz und Washington, Kaplan in Hamburg, - das sind nur einige Lebensstationen von Dominikanerpater Albert Seul. Warum eigentlich ist er Ordenspriester geworden? Als einen Grund beschreibt er seine Begeisterung für die Liturgie. Ein anderer: das Klosterleben - hohe Mauern - für ihn persönlich verkörperten sie immer Schutz, Geborgenheit und Freiheit - niemals Grenze.

Gegen das Zwangszölibat und für Frauen in der Kirche

Sehr spannend seine Antwort auf die Frage nach der wichtigsten Zukunftsaufgabe der Kirche: "Der Grundauftrag wird immer derselbe sein - bei Gott sein, von Gott her denken und sprechen und - ganz wichtig - bei den Menschen von heute sein. Zu Patchworkfamilien gehört auch eine Patchwork-Religion. Darauf muss Kirche sich einstellen", ist Pater Albert überzeugt. Er propagiert das freiwillige Zölibat und ist für die Aufhebung des Zwangszölibates. Nicht für sich selbst übrigens - für ihn sei es gut so, wie es ist. Und Frauen in der Kirche kann er sich sowohl als Priesterinnen als auch als Bischöfin vorstellen. Pater Albert Seul feiert 2020 seinen 50. Geburtstag und sein 20. Priesterjubiläum.


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