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Geburtshilfe-Aus mit weitreichenden Folgen

In wenigen Tagen schließt die Geburtshilfe des Maria-Hilf-Krankenhauses in Daun. Die umliegenden Kliniken in Wittlich und Bitburg müssen sich auf einen ungeplanten Zustrom von Gebärenden einstellen.
Mahnwache vor dem Dauner Krankenhaus gegen die Schließung der Geburtshilfestation. Foto: A. Koch

Mahnwache vor dem Dauner Krankenhaus gegen die Schließung der Geburtshilfestation. Foto: A. Koch

Während hinter den Kulissen an Lösungen - Aufschub der Schließung, Hebammenstation, Hauptabteilung für Geburtshilfe - gefeilt wird, müssen sich die umliegenden Kliniken in Wittlich und Bitburg auf einen Zustrom von Gebärenden einstellen. Nicht für alle der mehr als 430 Vulkaneifeler Geburten pro Jahr gibt es Ausweichmöglichkeiten, zudem wächst die Geburtenrate in der Region.Mehr als 430 Kinder erblickten im vergangenen Jahr das Licht der Welt im Maria-Hilf-Krankenhaus in Daun. Der Vulkaneifelkreis zählt zu den Regionen mit der höchsten Geburtensteigerungsraten in Deutschland, die Dauner Geburtshilfe gilt wegen ihrer Überschaubarkeit und ihrem familiären Klima als besonders angenehm. Lediglich Geburten mit voraussehbaren Komplikationen und Frühgeburten müssen bereits jetzt nach Wittlich oder Trier verwiesen werden. Umso härter trifft die Bevölkerung das Mitte November verkündete Aus. Seitdem gab es eine Straßendemonstration, Unterschriftenliste, Online-Petition und tägliche Mahnwachen. Auch Landesregierung, Landrat und Bürgermeister zeigen sich schockiert von der Entscheidung des Krankenhausträgers. Mittlerweile haben Kreisverwaltung und Land Gelder in Aussicht gestellt, um sogar eine geburtliche Hauptabteilung in Daun finanzieren zu können. Doch der Betreiber bleibt bislang hart und zeigt sich zu keinem Einlenken bereit. Nicht nur für die werdenden Mütter, auch für die umliegenden Kliniken bedeutet dies eine Herausforderung. Viele Gebärende werden nach Wittlich ausweichen, wo bereits mehr als 1000 Neugeborene jährlich zur Welt kommen. Man rechnet, wie Sabine Zimmer, Pressesprecherin des Verbundkrankenhauses Bernkastel-Wittlich, mitteilt, mit zusätzlichen 200 bis höchstens 250 Geburten. "Das entspricht einem Wachstum von bis zu 25 Prozent", schätzt Chefarzt Peter Locher. Die Klinik habe zugesagt, Schwangere aus der Vulkaneifel auf Wunsch zu betreuen. An einem Personalmangel scheitere nichts. "Eventuell nötig werdende zusätzliche personelle Ressourcen werden sowohl auf ärztlicher wie auf pflegerischer Seite bei Bedarf aufgestockt, es liegen in beiden Einsatzbereichen Bewerbungen vor, um diese umzusetzen." Auch werde ab 2020 eine neue größere Entbindungseinheit mit drei Kreißsälen zur Verfügung stehen. Dem gegenüber steht die Aussage der Krankenhausleitung in Daun, der Arbeitsmarkt sei leer und Ärzte kämen nicht aufs Land. Bestätigt wird das von Heribert Frieling, Pressesprecher der Marienhaus-Kliniken, welche das Krankenhaus in Bitburg betreibt: "Darum ist auch kein Gedanke daran, unsere 2013 in Gerolstein geschlossene Geburtsstation nun wieder zu beleben. Es gibt die benötigten Fachkräfte nicht." Nachdem bereits die Geburtshilfe in Prüm schloss, ist in Bitburg die einzige Ausweichstation im Eifelkreis für Geburten aus der Vulkaneifel. "Da es im Schnitt mindestens 45 Kilometer Landstraße sind, bis man von Daun und Umgebung in Bitburg ist, rechnen wir mit einer überschaubaren Steigerung, vielleicht fünfzig Fälle pro Jahr, vielleicht etwas mehr." Das stelle die Station in Bitburg, die im vergangenen Jahr 623 Geburten verzeichnete, noch nicht vor unlösbare Probleme, räumliche und personelle Veränderungen seien dafür nicht notwendig. Bezieht man das Krankenhaus in Mayen ein, können zwischen 350 und 400 Geburten aus Daun verlagert werden. Doch solchem Kalkül setzen Ingrid Mollnar, Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Hebammenverbandes, und Susanna Kramarz vom Berufsverband der Frauenärzte ein entgegen, dass Geburten nicht berechenbar sind. "Sie häufen sich vor allem in den Nachtstunden", so Mollnar. "Darum kommen auch gut ausgestattete Stationen immer wieder an Kapazitätsgrenzen. Dann werden Gebärende abgewiesen."


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