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Sybille Schönhofen (bil)

Villa Otrang: ein bedrohtes Kulturerbe

Die römische Villa Otrang bei Fließem gehört mit ihren prachtvollen Mosaiken zu einer der bedeutendsten Großvillenanlagen der Region. Aber der Betrieb liegt brach, die Bausubstanz ist gefährdet.

Von innen malen Kälte und Kondenswasser Eisblumen an die Scheiben. Nur schwerlich findet das Auge einen Blick durchs Fenster auf die Mosaikböden. Die römischen Hinterlassenschaften hinter den Mauern der Häuser, die eigentlich zum Schutz um sie herum gebaut wurden, sind ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Dabei bewertet die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz die Villa Otrang als "grandioses Zeugnis römischer Geschichte" auf ihrer Homepage.

Anlage geschlossen

Dementsprechend schockiert war Peter Manns aus Erdorf, als er am Wochenende einer Reisegruppe den Kulturschatz zeigen wollte. "Das geht vor die Hunde", erzürnt er sich. Früher habe er Touristen im Heißluftballon hierher gebracht. Doch 2016 hat das Land den Vertrag mit den Pächtern, die auf dem Gelände Gastronomie betrieben, gekündigt. Seitdem ist auch niemand mehr vor Ort, der Besuchern die Gebäude aufschließen könnte. Schicht im Schacht. Manns befürchtet: "Hier wird nicht gelüftet und geheizt. Der Putz wird von den Wänden fallen, wenn nichts passiert". Doch es passiert etwas. Zuständig ist die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), angesiedelt im Rheinischen Landesmuseum in Trier, die das Denkmal im Auftrag des Landes verwaltet.
"Notwendige bauliche Veränderungen an den Schutzhäusern werden in den kommenden Monaten begonnen." Dr. Georg Breitner (GDKE)
Nach Aussage von Georg Breitner, wissenschaftlicher Referent der Direktion Rheinisches Landesmuseum, ist es primäres Ziel, die Anlage und die Schutzhäuser Besuchern wieder zugänglich zu machen. Hierzu sei in den vergangenen Monaten ein Konzept entwickelt worden. "Die hierfür notwendigen baulichen Veränderungen an den Schutzhäusern werden in den kommenden Monaten begonnen", kündigt Breitner an. "Ziel ist es, den Besucher den Blick auf die zentralen Räume und Mosaiken zu gewährleisten und mittels Informationspanelen und weiteren Vermittlungsangeboten auf Eckpunkte der Bedeutung der Anlage hinzuweisen." Für den Erhalt würden Maßnahmen entwickelt, die zu einer Verbesserung des Raumklimas der Schutzhäuser führen sollen.

Gastronomie wiederbeleben

Als langfristiges Ziel nennt die GDKE, die gastronomischen Angebote wiederzubeleben. Landrat Joachim Streit dazu: "Dies ist zu begrüßen, denn nur wenn Gruppen in Busstärke verköstigt werden können, hat ein Pächter Chance zu bestehen. Und nur wenn ein Pächter besteht, kann das Kulturgut Villa Otrang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden." Skepsis ist rauszuhören. Bislang ist die Villa von einzelnen Individualtouristen angesteuert worden und nicht von Reisebussen. Hier sind also Zweifel berechtigt. Bislang konnte auch kein Pächter gefunden werden, der das Risikio auf sich nimmt. Laut GDKE werden derzeit Gespräche geführt, um Möglichkeiten eines gastronomischen Angebotes zu entwickeln und einen dauerhaften Betrieb zu gewährleisten. Mit der Touristik Bitburg werden zudem Führungen vorbereitet, Angebote für Schulklassen abgestimmt und die Streckenführung des angrenzenden Radwegs überarbeitet. Die touristischen Angebote sollen noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Sybille Schönhofen

Hintergrund

Die Villa Otrang aus dem 1. Jhd. n. Chr.  ist eine der größten und am besten erhaltenen röm. Villenanlagen nördlich der Alpen.  Erhalten sind Mosaikfußböden,  welche die ca. 66 Räume der großzügigen Anlage ausschmückten. Auf ihre Entdeckung im 19. Jahrhundert folgte die Sicherung der Gebäudefragmente. Die Anlage umfasste ein Herrenhaus, Bäder, eine Heizungsanlage  und einen Tempelbezirk. Ebenso wurden eine Hoffläche und Wirtschafts-Gebäude gefunden. Quelle: GDKE


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