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Friedwald statt Friedhof

Friedwälder gewinnen an Zuspruch. Joachim Schmatz betreibt den neuen Ruheforst bei Neuerburg.  Foto: S. Schönhofen

Friedwälder gewinnen an Zuspruch. Joachim Schmatz betreibt den neuen Ruheforst bei Neuerburg. Foto: S. Schönhofen

Menschen suchen neue Räume für ihre letzte Ruhe. Einer ist der Friedwald, der noch selten ist, aber immer populärer wird. Wald statt Friedhof. Das gab es bislang im Eifelkreis nur in Niederweiler - im Kreis Bernkastel-Wittlich gar nicht.
Beisetzungen in einem Friedwald sind nun auch in Neuerburg möglich, im Bornhöfchen oberhalb der Stadt. Rehkitze springen über den Weg, der 300 Meter von der Landstraße in den Wald hineinführt. Unter Buchen können Menschen hier ihre Urnen-Grabstätte finden. Eine Einsegnungshalle, die ehemalige evangelische Waldkirche, bietet Platz  für Trauerzeremonien.  Am 3. September fand hier die erste Beisetzung statt. Bürgermeisterin Anna Kling ist froh, dass das Waldstück nun als Friedhof genutzt werden kann: »Der Urnenfriedhof im Wald bietet den Angehörigen Ruhe und Naturverbundenheit. Es ist eine wirklich besondere Atmosphäre dort.«

Niedrige Kosten
Das Gelände gehört der Stadt, die Eifelwald GbR Neuerburg betreibt den Ruheforst. Einer der drei Gesellschafter ist Bestatter Joachim Schmatz. Er rechnet damit, dass sich nicht nur Menschen aus der Region für den Neuerburger Friedwald interessieren werden.
Woher das steigende Interesse? Wie bei anonymen Rasenfeldern auf einem Friedhof kommt eine Grabstelle im Friedwald gänzlich ohne Pflege aus. Das senkt Kosten und Aufwand. Es gibt keine Grabsteine, keine Einfassungen. Auf Wunsch kann allenfalls ein Schildchen mit dem Namen am Baum befestigt werden.
Vorbei die Zeiten, in denen Kinder einmal pro Woche das Grab ihrer Eltern pflegten. Viele verlassen ihr Dorf, Gräber verwahrlosen. Als Konsequenz entstehen immer mehr Urnengräber oder Rasenfelder auf den Friedhöfen. Von 50 Prozent Urnen-Beisetzungen spricht der Neuerburger Bestatter Joachim Schmatz. Urnenbestattungen sind der Trend
Die Stadtverwaltung Wittlich verzeichnet eine noch höhere Zahl: »Der Trend geht eindeutig hin zu mehr Urnenbestattungen und pflegeleichten Grabvarianten. Der Anteil an Urnenbestattungen beträgt inzwischen rund 63 Prozent.« Städte wie Wittlich und Bitburg haben mit der Errichtung von Urnenwänden auf dem Friedhof reagiert.
Nach wie vor tabu ist das Verstreuen der Asche in der Natur. Wer das dennoch vorzieht, kann dafür grenznah Luxemburg oder Frankreich wählen. Eine andere Alternative ist die Seebestattung. Joachim Schmatz erlebt beide Wünsche allerdings äußerst selten. Spezielle Flächen für Muslime
Und wo werden eigentlich Muslime, die in der Region leben und zwangsläufig auch sterben, beerdigt? Wie Arzfelds VG-Bürgermeister Andreas Kruppert mitteilt, ist es üblich, Muslime genauso wie Angehörige anderer Religionen oder Weltanschauungen auf den örtlichen Friedhöfen zu bestatten. In Wittlich besteht für Verstorbene mit muslimischem Glauben ein spezielles Angebot auf dem Friedhof Neuerburg. In Bitburg gibt es ein extra ausgewiesenes Feld auf dem Friedhof Kolmeshöh, bei dem die Gräber – wie es der Glaube vorschreibt – Richtung Osten ausgerichtet sind. Sieht der Islam zwar auch eine Beerdigung ohne Sarg vor, ist dies jedoch hierzulande verboten. bil


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