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»Ich lasse mich nicht verbiegen«

Jenny Schramm aus Speicher wurde im vergangenen Herbst in Trier zur »Miss Tattoo Rheinland-Pfalz« gewählt. Auch am Wettbewerb um den deutschen Titel nahm sie teil.

Tattoos sind in unserer heutigen Zeit allgegenwärtig. Manch einer trägt nur ein kleines Bild verdeckt an der Schulter, ein Anderer ist von Kopf bis Fuß mit zahlreichen Kunstwerken bedeckt. Für viele entwickelt sich mit dem ersten Bild auf der eigenen Haut eine regelrechte Leidenschaft zu Tattoos. Diese Leidenschaft teilt auch Jenny Schramm. Mit dem WochenSpiegel sprach die 32-Jährige nun im Tattoo-Studio ihres Mannes Markus Schramm, genannt Shorty, über die Wettbewerbe, über Vorurteile und ihre Liebe zu den bunten Bildern.
Was bedeuten Tattoos für dich?

Schramm: »Tattoos sind für mich eine Lebenseinstellung. Es ist natürlich ein großer Schritt sich ein Tattoo stechen zu lassen, schließlich trägt man sie ja ein ganzes Leben lang auf der eigenen Haut. Ich muss mir bewusst sein, dass ich ein Tattoo nicht einfach ausziehen kann. Für mich muss auch nicht jedes Bild eine besondere Bedeutung haben. Das Motiv muss mir einfach gefallen. Ich finde zum Beispiel Märchenmotive ganz toll, von denen ich einige in etwas abgewandelter Form auf meinem Körper trage.«
In welchem Alter bekamst du denn dein erstes Tattoo gestochen?
»Ich war gerade 18, da habe ich mir ganz klischeehaft den Namen meines damaligen Freundes auf das Steißbein stechen lassen. Der Schriftzug wurde jedoch inzwischen gecovert. Jetzt ist an dieser Stelle das Bild eines Lotus zu sehen.«
Haben Tattoo-Träger denn auch noch in der heutigen Zeit mit Vorurteilen zu kämpfen?
»Ja, die gibt es leider immer noch. Die Leute sind zwar viel offener gegenüber Tattoos geworden, dennoch macht man immer mal wieder negative Erfahrungen. Ich habe das selbst erlebt, als ich in der Hotelbranche auf Arbeitssuche war. Das Vorstellungsgespräch lief super, bis ich meiner Gesprächspartnerin meine Tattoos offen zeigte. Mein jetziger Arbeitgeber aus derselben Branche hat damit jedoch keine Probleme. Im Grunde finde ich das aber auch gut so. Es wäre doch furchtbar, wenn alle Menschen die gleichen Vorlieben hätten und auch gleich aussehen würden. Wenn jemand keine Tattoos mag, ist das ok. Ich bin, wie ich bin und lasse mich nicht verbiegen.«   
Welches deiner Tattoos ist dir persönlich am wichtigsten?
»Vor einiger Zeit durften meine beiden Kinder und meine Stieftochter jeweils ein eigenes Motiv malen und anschließend auch selber bei mir tätowieren. Diese Bilder, ein Gespenst, eine Fledermaus und eine Zahnfee, sind etwas ganz Persönliches und ein absolutes Unikat. Das trägt in dieser Form sonst niemand auf der Welt.«
Wie kam es zur Teilnahme am Wettbewerb zur Miss Tattoo Rheinland-Pfalz in Trier?
»Aus Jux und Tollerei. Ich habe mich erst am Abend vorher dazu entschieden, in Trier auf die Bühne zu gehen. Ich bin da auch ganz ohne Erwartungen rangegangen, dennoch war ich nervös. Dass ich gegen die jüngere Konkurrenz gewonnen habe, machte mich natürlich stolz und war auch eine schöne Bestätigung für mich.«
Wie lief es beim Wettbewerb zur Miss Tattoo Germany in Wittenburg? Gab es Unterschiede zum Trierer Wettbewerb?
»In Wittenburg habe ich mir auch nichts ausgerechnet. Das war für mich einfach nur ein großer Spaß dort teilzunehmen, auch wenn ich natürlich Rheinland-Pfalz würdig vertreten wollte. Mit meinem fünften Platz war ich daher mehr als zufrieden. Allerdings war die Stimmung unter den Teilnehmerinnen dort nicht so gut wie in Trier. Viele waren hier auch bereits professionelle Models, die um Modelaufträge kämpfen wollten. Die meisten Teilnehmerinnen waren viel ernster und haben den Spaß an der Sache etwas vergessen. Für die ging es dort nur um ihre Karriere.«
Hast sich für dich etwas nach den Wettbewerben verändert?
»Nein, nicht wirklich. Ich hatte bisher nur Anfragen von Zeitungen und dem SWR. Eine Karriere als Model habe ich eh nie angestrebt. Für mich stehen mein Mann und meine Kinder im Fokus. Generell bin ich dem Modeln zwar nicht abgeneigt, aber ich will nicht halbnackt vor einer Kamera rumspringen. Aber Werbung für Motorräder oder für Autos zu machen, so etwas könnte ich mir schon vorstellen. Wenn daraus nichts wird, ist das aber auch kein Problem.«
Gibt es für dich auch irgendwelche »No-Goes« in Bezug auf Tattoos?
»Vom Motiv her würde ich mir natürlich nur Bilder stechen lassen, die mir gefallen und mit denen ich mich wohlfühle, wenn ich sie auf meiner Haut trage. Was andere Personen zum Beispiel über die Interpretation meiner Märchenmotive denken, ist mir dabei egal. Was für mich definitiv nicht geht, sind Tattoos am Hals und im Gesicht. Diese Zonen sind tabu.«
Hast du schon ein neues Tattoo in Planung?

»Ich habe fast jeden Monat einen Termin, meistens bei meinem Mann oder auch schon mal bei einem seiner Kollegen. Meine Tattoos sollen irgendwann zu einem gesamten Kunstwerk miteinander verbunden werden. Bis dieses Ziel erreicht ist, wird es jedoch noch einige Sitzungen dauern, vor allem, da viele meiner Figuren oft sehr aufwändig zu stechen sind. Bei meinem nächsten Termin wird wahrscheinlich auf meinem Dekolleté an einer Spiderman Figur gearbeitet werden. Ideen für Motive habe ich auf jeden Fall genug.« sch Fotos: S.Schröder


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