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Telefonzellen werden zu bunten Bücherschränke

Die Mobilfunkwelle hat der alten Telefonzelle den Garaus gemacht. Die Kommunikationshäuschen werden überall abgebaut und in ein Zentrallager nach Brandenburg an der Havel gebracht. Fünf dieser Relikte aus der Zeit vor dem Handy wurden jetzt durch den Verein Lit.Eifel erworben und im Bauhof der Stadt Heimbach durch Künstler und Schüler in kleine Kunstwerke umgewandelt. Zweckentfremdet als Bücherschränke werden sie nun wieder zum Einsatz kommen.

„Seit zwei Jahren arbeiten wir daran die ehemalige Fernsprechkabinen zu erwerben und zu Bücherschränken umzufunktionieren. Allein das Zustandekommen eines Kaufvertrages ist nicht einfach, aber jetzt haben wir es endlich geschafft“, erklärt Lit.Eifel-Projektleiter Helmut Lanio im Bauhof der Stadt Heimach, wo fünf der sieben erworbenen Telefonzellen zu kleinen Kunstobjekten umgearbeitet wurden. Zwei der ehemaligen Telefonzellen erhält die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien. Für die restlichen fünf können sich die Kommunen bewerben, die beim Verein Lit.Eifel Mitglied sind. Jeweils 550 Euro, plus 80 Euro für die Bodenplatte, musste der Verein für die Telefonzellen bezahlen. Dazu kamen noch die Kosten für den Transport und die Selbstkosten für den Regaleinbau, der von der Schlosserei Maaßen aus Monschau durchgeführt wurden.

Entwürfe

Die Kunstakademie Heimbach unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Günter Zehnder hatte sich von Künstlern Entwürfe zur Gestaltung der Telefonzellen einreichen lassen. Mit Hilfe von zehn Kindern und Jugendlichen der Offenen Jugendarbeit aus Titz (Altkreis Jülich) setzten die fünf Künstler ihre Vorschläge in die Tat um. Dabei sind die Vielfalt der Herangehensweise und die dadurch endstehenden Unikat schon beeindruckend. Vollkommen unterschiedlich waren die Ergebnisse der fünf Dozenten der Kunstakademie Heimbach und ihrer Helfer. Mit dabei waren Beatrix von Bock, Michael Koch, Antonio Nunez, Maf Räderscheidt und Wieslawa Stachel.

Unterschiedlich

Die Schleidenerin Maf Räderscheidt etwa hatte als ihr Hauptthema bekannte deutsche Märchen gewählt. Aber als sich herausstellte, dass zwei ihrer Helfer Flüchtlingskinder aus Albanien waren, wurde auf dem himmelblauen Untergrund auch eine albanische Sage durch die Kinder verewigt. Ob die Künstler, wie der Kölner Maler Michael Koch, den Kindern bei der Gestaltung freien Lauf ließen oder die Vorgabe fest vorgegeben war wie bei der Jülicherin Beatrix von Bock, die „ihre“ Zelle mit einer außergewöhnlichen Drucktechnik verschönerte - die Unikate hatten alle ein anderes Gesicht. Neben dem Heimbacher Bürgermeister Peter Cremer, der sich Hoffnung auf einen neuen Bückerschrank macht, bleibt abzuwarten, wer den Zuschlag  erhält. Der Verein Lit.Eifel legt großen Wert darauf, dass eine Patenschaft von fünf Jahren übernommen wird, die sicherstellt, dass der Bücherschrank mit Strom versorgt wird, regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden und immer wieder der Bestand aufgefrischt wird. Zum Schluss der Präsentation verriet Helmut Lanio sein nächstes Projekt, das ihm nicht aus dem Kopf geht. „Ich hätte gerne, dass Lit.Eifel einen Bücherbus anschafft und so die Literatur an die unterschiedlichsten Orte bringt kann. Natürlich auch dahin, wo es keine Buchhandlung und öffentliche Bücherschränke gibt. Das ist zwar ein absolut verrückter Traum von mir, aber vielleicht können wir es irgendwann umsetzt“, so Lanio. Fotos und Text: Paul Düster


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