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Vom Terror in Kabul an Eifeler Herdplatten

»Ich habe so viel Schlimmes gesehen - nie wieder möchte ich in meine Heimat zurück.« Klare Worte eines jungen Mannes, der nach traumatischen Erlebnissen sein Glück in der Eifel sucht. Awrangzeb Khaksar ist gebürtiger Afghane und lebt seit knapp zwei Jahren im Kreis Düren. Jetzt hat er im Hotel »Zum alten Forsthaus« in Vossenack eine Ausbildung begonnen und damit den ersten Schritt in eine gute Zukunft getan.
Awrangzeb Khaksar an seinem Arbeitsplatz im Hotel »Zum alten Forsthaus« in Vossenack. Seine Ausbildung dort bringt ihm nicht nur dem Traumberuf »Koch«, sondern auch einer dauerhaften Bleibe in Deutschland näher.Foto: T. Förster

Awrangzeb Khaksar an seinem Arbeitsplatz im Hotel »Zum alten Forsthaus« in Vossenack. Seine Ausbildung dort bringt ihm nicht nur dem Traumberuf »Koch«, sondern auch einer dauerhaften Bleibe in Deutschland näher.Foto: T. Förster

»Ich bin Familie Gübbels unendlich dankbar, dass sie mich eingestellt haben und damit dafür sorgen, dass ich in Deutschland bleiben kann.« Bange Wochen und Monate hat der 17-Jährige hinter sich. »Ich war zum Gespräch bei der Ausländerbehörde in Düsseldorf. Jederzeit hätte mein Abschiebebescheid eingehen können«, befürchtete Awrangzeb Khaksar. »Doch jetzt sind die nächsten drei Jahre gesichert«. Es war im Herbst 2015, als Khaksars Vater nahe dem afghanischen Kabul seinen Sohn in die Hände von Schleusern übergab, um ihn nach Europa zu bringen. »Deutschland ist das sicherste Land«, bekam der junge Mann eingebläut. Ein Land, dessen Sprache er nicht beherrschte und dessen Kultur ihm völlig fremd war. Bis Bulgarien wurde er »begleitet«, dann musste sich der damals 15-Jährige alleine quer durch Ost-Europa durchschlagen. Schließlich landete er in einem Kinderheim in Düren. »Ich habe einen Onkel in Essen wohnen, aber dort konnte ich nicht hin«, so Khaksar.

Schulabschluss

Dankbar, dem Gräuel seiner Heimat entflohen zu sein, gewöhnte sich der Flüchtling schnell an seine neue »Heimat«, lernte Deutsch und machte seinen Hauptschulabschluss. Vor gut vier Monaten dann hat das Kinderheim St. Josef aus Düren die Initiative ergriffen und im »Alten Forsthaus« nachgefragt, ob es möglich wäre, Khaksar eine Ausbildungsstelle anzubieten, da sonst die Abschiebung droht. »Meine Mutter ist tot, zu meinem Vater und meinen Geschwistern habe ich keinen Kontakt«, unterstreicht Khaksar. Susanne Gübbels gab dem jungen Mann eine Chance und bot ihm ein zweimonatiges Praktikum an: »Seine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft und eine außergewöhnliche Lust am Beruf des Kochs hat uns überzeugt«, so Gübbels. Auch hatte er sich in den zwei Jahren seines Aufenthalts in Deutschland sehr gute Sprachkenntnisse angeeignet, so dass die Kommunikation mit Kollegen kein Problem darstellte. »Die etwa 15 Kollegen sind sehr nett und die Arbeit macht mir großen Spaß«, scheint »Sepp«. wie ihn alle nennen, seinen Traumberuf gefunden zu haben. Sehr zur Freude auch seiner Chefin: »Es ist schwierig, gute Mitarbeiter und motivierte Nachwuchskräfte für die Gastronomie zu gewinnen«, so Gübbner, die derzeit drei junge Menschen ausbildet. Drei Jahre dauert die Ausbildung von Awrangzeb Khaksar. Dann muss er schauen, ob er seinen Job behalten und in Deutschland bleiben kann. Die Berufsschule ist in Düren. Heute lebt Khaksar mit anderen Flüchtlingen aus Afghanistan im Franziskanerkloster in Vossenack. »Ich wollte zunächst eine eigene Wohnung, aber das ist zu teuer.«  Außerdem habe er im Internat viele Freunde gefunden und man fühle sich in der Gemeinschaft richtig wohl.

Gelebte Integration

»Sepp zeigt mit seinem Beispiel seinen Landsleuten auf, dass man mit Lernbereitschaft und dem Willen zur Integration in Deutschland eine Zukunft haben kann«, erklärt Susanne Gübbner, die sich auf eine hoffentlich lange, gute Zusammenarbeit mit dem jungen Afghanen freut.


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