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Ihre Spürnasen finden Vermisste

Hellwach läuft Shania in Richtung Alter Markt, um dann in die Neustraße einzubiegen. Weiter geht es auf die Berliner Straße. Herrchen Jürgen Scheuß folgt seinem Hund vertrauensvoll. Shania wirkt, als schnüffele sie aufgeregt und wahllos interessanten Gerüchen nach. Doch ihre Nase hat ein Ziel. Und das führt sie die Berliner Straße entlang in die Galleria. Erst neben einer Frau, die auf der Treppe zum Kino sitzt, macht Shania Halt. Sie hat die vermisste Person gefunden, auf deren Spur Jürgen Scheuß sie gesetzt hat. Die Heimbacherin Stephanie Vatterodt, die den Platz auf den Stufen Platz genommen hat, gehört ebenso wie Jürgen Scheuß zur Gruppe »Mantrailer West«. Die Euskirchen Innenstadt ist eines der Übungsgelände, auf denen die Mitglieder mit ihren Rettungshunden die Suche nach vermissten Personen trainieren. Vereinssitz
In Kürze wird die Gruppe einen Verein gründen. »Wir hatten immer einen besonderen Bezug zu Eus-kirchen. Deshalb soll der Vereinssitz hier sein«, erklärt Staffelleiter Gernot Sieger. Die Gruppe besteht aus neun Hundeführern und 12 Hunden. Sechs Gespanne sind geprüfte Mantrailer-Teams und stehen somit für den Einsatz bereit. Seit über zwei Jahren exisitiert die Gruppe schon. »Wir haben uns überlegt, dass wir erst trainieren, bevor wir den Verein gründen«, erklärt Sieger. Im Gegensatz zu den meisten Rettungshundestaffel sind die Mantrailer West keiner Hilfsorganisation angeschlossen. Auch Sieger und andere Mitglieder der »Mantrailer West« waren in Hilfsorganisationen tätig, haben jedoch laut Sieger schlechte Erfahrungen mit Neid und Missgunst gemacht. »Daher achten wir sehr genau darauf, wen wir in die Gruppe aufnehmen. Es gibt eine sechsmonatige  Probezeit«, erklärt. Die Zusammenarbeit mit anderen Hundestaffeln in der Region sei aber sehr gut, betont er. Wichtig ist der Gruppe, dass sie ehrenamtlich arbeitet. »Wir bezahlen alles selbst, inklusiv der Einsatzfahrten«, erklärt Sieger.
Schnell informiert
»Wir möchten lieber schnell gerufen werden, als Geld zu bekommen.« Denn offiziell müssen Rettungshunde im Einsatz über die Landesleitstelle der Polizei angefordert werden. Dabei kann aber wertvolle Zeit verloren gehen. Lieber ist den Rettern, über den »kleinen Dienstweg« oder von privat informiert zu werden. »Es gibt kein schöneres Gefühl als zu sagen: Ich habe dabei geholfen, ein Menschenleben zu retten«, verrät Gernot Sieger. Jürgen Scheuß pflichtet ihm bei: »Wenn ich an meinen ersten geretteten Menschen denke, bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut.« Im vergangenen Jahr konnten die »Mantrailer West« mit den Kollegen der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes aus Kall in den Euskirchener Erftauen einen Demenzkranken finden, der vermisst wurde. Mantrailer Mantrailer sind Personenspürhunde. Sie werden eingesetzt, wenn Menschen vermisst werden. Die Hunde haben einen erstklassigen Geruchssinn  und können die Fährte eines Menschen aufnehmen. Dabei können sie verschiedene menschliche Gerüche voneinander unterscheiden und sich auf den Geruch der Zielperson konzentrieren, ohne sich anderweitig ablenken zu lassen. Dazu ist es wichtig, einen Ort zu haben, an dem die vermisste Person zuletzt gesehen wurde. Dort kann der Spürhund die Spur aufnehmen und sie verfolgen.


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