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Von Michael Nielen

„Größtes Kapital ist die Liebe zur Heimat“

Ereignisreich und unterhaltsam war er, jener Abend in der Bürgerhalle von Kommern, an dem es Geständnisse wie „Ich habe mich verliebt“ oder Hochrufe wie „Vive Mechernich“ gab und sogar das „Halleluja“ mit Inbrunst gesungen wurde. Und genau mit diesem „Halleluja“ hatte er begonnen, der Festakt zum 40-jährigen Jubiläum der Stadtwerdung Mechernichs, zu dem zahlreiche Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kirchen und Vereinen gekommen waren.

„Los mer singe“ wurden die Gäste in der schmucken „guten Stube“ von Kommern gleich zu Beginn des Festaktes von den Musikern Björn Heuser und Stephan Brings, Galionsfigur der Mechernicher Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum, aufgefordert. Und das Publikum ließ sich nicht lange bitten, sang Hits wie „Eifel“, „Kölsche Jung“ oder „Su lang mer noch am lääve sin“ von der Kölner Kultband „Brings“ mit Inbrunst mit. Auch Hits von den Bläck Föös, der „Konkurrenz“, stimmten Stephan Brings und Björn Heuser mit „Stammbaum“ oder „Veedel“ an. Stephan Brings selbst lebt seit geraumer Zeit mitten im Mechernicher Stadtgebiet in dem kleinen Dorf Kalenberg. Der Musiker hatte zu der Wahl seines Wohnsitzes denn auch eine kleine Anekdote parat. Als er einer Freundin erzählt habe, dass ein Haus in Kalenberg erworben habe, lautete deren einziger Kommentar: „Warum?“ Womit sie ausdrücken wollte, dass es in der Eifel sicherlich schmuckere Orte als das kleine Dorf am Fuße des Bleibergs gibt. „Ich föhle mich he wohl“, konterte Stephan Brings, der mit seiner Frau längst zum festen Bestandteil des Kalenberger Dorflebens geworden ist. Vielleicht liege es daran, „dat ich us Ihrefeld stamme, dat en Kölle domols als Räuberfeld anjesehn wor“, so der Musiker. Heute sei Ehrenfeld als Wohngegend beliebt, „do wohne hück die Studente us dr Eefel“, lachte Stephan Brings.

„Vielleicht waren wir damals noch keine Stadt“

Nach der musikalischen Einstimmung waren die Gäste „richtig joot drop“ für die Rede des amtierenden Mechernicher Bürgermeisters Dr. Hans-Peter Schick, den Manni Lang als Moderator des Abends als „jung und dynamisch“ sowie „nicht bange, seine Meinung zu sagen“ ankündigte. „Das größte Kapital der Stadt Mechernich“, so Dr. Hans-Peter Schick in seiner Ansprache, „ist die Liebe zu unserer Heimat. Daher hätten wir heute alle Mechernicher Bürger zu diesem Festakt einladen müssen, was aus Platzgründen leider nicht ging.“ In diesem Satz schwang viel Stolz auf die Stadt und seine Bewohner mit. Denn die Anfänge der Stadt Mechernich waren alles andere als einfach. „Vielleicht“, so Schick, „waren wir damals im Jahr 1975 wirklich noch keine Stadt.“ Vielmehr sei das Gebilde damals ein Konglomerat aus den beiden Polen Mechernich und Kommern sowie Dörfern gewesen, die noch kurz zuvor zum Zuständigkeitsbereich der Ämter Hergarten und Satzvey gehörten. „Heute“, so Dr. Hans-Peter Schick, „sind wir eine junge, dynamische Stadt, deren Bewohner in den letzten 40 Jahren ein Wir-Gefühl entwickelt haben.“ Die Identifikation mit der Stadt sei groß. Mechernich lebe von seiner Vielfalt, dem großen Engagement seiner Bürger und seiner über 200 Vereine. In diesem Zusammenhang erinnerte der Bürgermeister auch an die große Rolle, die das Kreiskrankenhaus Mechernich bei dieser Entwicklung eingenommen hat. Und er gedachte an den erst kürzlich verstorbenen Dr. Hans Rossels, der als Hauptgeschäftsführer des Kreiskrankenhauses in den letzten 26 Jahren an verantwortungsvoller Stelle die Entwicklung entscheidend voran gebracht habe. „Leider mussten wir Dr. Hans Rossels zu Grabe tragen. Es ist mir ein Bedürfnis, in dieser Feierstunde an ihn zu gedenken“, so Dr. Hans-Peter Schick. Insgesamt kann Mechernich nach Ansicht des Bürgermeisters selbstbewusst in die Zukunft gehen. Dank der guten und gemeinsamen Zusammenarbeit im Rat, bei der nicht das Parteibuch, sondern die Entwicklung Mechernichs im Vordergrund stehe, habe man längst erkannt, dass man nicht darauf warten soll, was die Zukunft bringt. Der Wahlspruch und Appell des Bürgermeisters Dr. Hans-Peter Schick lautete vielmehr: „Lassen Sie uns gemeinsam anpacken und die Zukunft selbst gestalten.“

Internationales Flair

Nach der Rede des Stadtoberhaupts war dann wieder Zeit für einige Lacher. Auslöser für die gute Laune war ein kurzer Einblick in den historischen Mechernich-Film von Josef Goebel, der bereits während des Festakts für zehn Euro pro DvD zugunsten der Mechernich-Stiftung verkauft wurde. Dr. Michael Oversberg hatte den Film für die Agentur ProfiPress rekonstruiert und überarbeitet. Anschließend wehte internationales Flair durch die Kommerner Bürgerhalle. „Vive Mechernich“ rief Pierre Combes, Bürgermeister der Mechernicher Partnerstadt Nyons im Süden Frankreichs, den Gästen zu. Auch in seiner Person spiegelte sich ein wenig die Geschichte von Mechernich. Beim Festakt zur Verleihung der Stadtrechte war vor 40 Jahren nämlich der Großvater von Pierre Combes als damaliger „Maire“ von Nyons mit von der Partie. Combes erinnerte in seiner Ansprache daran, dass Mechernich und Nyons bereits 2017 die Goldhochzeit feiern können. Dann besteht die Städtepartnerschaft mit ihrem regen Austausch bereits seit 50 Jahren. „Ich habe mich verliebt – in Mechernich“ gestand Jacek Pauli, Bürgermeister der polnischen Stadt Skarszewy, in seiner Ansprache. Er zeigte sich tief beeindruckt von der Arbeit, die Communio in Christo in Mechernich leiste und war begeistert, mit welcher Freundlichkeit man ihn und seine Mitbürger aufgenommen habe. Skarszewy soll, so der feste Wille, die nächste Partnerstadt von Mechernich werden. Langanhaltenden Applaus und einige leckere Flaschen Wein erhielten dann einige Mechernicher Bürger, die gesondert auf die Bühne gebeten wurden und denen Dr. Hans-Peter Schick ganz besonders dankte. Es handelte sich um Ralf Claßen und Dennis Müller von der Mechernicher Stadtverwaltung, Björn Wassong vom Vereinskartell Weyer, Margret Eich und Petra Himmrich vom Gewerbeverein „Mechernich aktiv“, Bettina Möhrer und Reinhard Kijewski vom KC „Blei-Fööss“, den Roggendorfer Ortsvorsteher Thomas Tampier sowie Manfred Lang von der Agentur ProfiPress. Sie bildeten das Organisationskomitee, das in knappen sechs Monaten ein beachtliches Programm zum Mechernicher Stadtfest auf die Beine stellte.

Talkrunde

Anekdoten, Geschichten und lustige Einblicke in die Geschichte der Stadt Mechernich gab schließlich eine kleine Talkrunde, die von Manni Lang moderiert wurde. Stephan Brings, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der frühere Oberkreisdirektor Dr. Karl-Heinz Decker, die Alt-Bürgermeister Heinz Kehmeier und Peter Wassong sowie der jahrzehntelange Ratsherr Eckhard Böhlke und Vize-Bürgermeister Wolfgang Weilerswist gaben Einblicke in eine Zeit, als in Mechernich auch schon einmal „hemdsärmelige“ Politik gemacht und es mit Peter Schüller sogar einen Bürgermeister mit SPD-Parteibuch gab. Zu den Klängen des Musikvereins Eicks und mit einem leckeren Buffet der Eifeler Landfrauen ging der Abend dann in den gemütlichen Teil über.


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