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Von Michael Nielen

Ein Baumeister des Nationalparks geht

Henning Walter wird als erster Leiter des Nationalparkforstamtes in die Annalen des Nationalparks Eifel eingehen. Vor seiner offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand traf ihn der WochenSpiegel zu einem Interview in seinem Wohnort Bad Münstereifel.
Henning Walter, der erste Leiter des Nationalparkforstamtes Eifel.

Henning Walter, der erste Leiter des Nationalparkforstamtes Eifel.

Herr Walter, hätten Sie jemals gedacht, in die Geschichtsbücher Einzug zu halten. Schließlich sind Sie der erste Leiter des Nationalparkforstamtes Eifel und werden dies auch bleiben. Walter: Das ist mir zu hoch gegriffen. Ich hatte das große Glück, als damaliger Leiter des Forstamtes Schleiden urplötzlich an der Entwicklung eines Nationalparks mitarbeiten zu dürfen. Dazu hatte ich ein hervorragendes Team an meiner Seite, von denen viele, wie ich auch, bereits mit der Eifel vertraut waren. Nehmen Sie nur die Ranger. Sie waren einst Forstwirte und sind heute das Gesicht unseres Nationalparks. Worauf sind Sie stolz? Walter: Wenn man sieht, wie viele Nationalparkgründungen schief gegangen sind - der Pfälzer Wald, Soonwald oder Siebengebirge sind da Beispiele - dann sicherlich auf den Umstand, dass wir es in der Eifel geschafft haben. Warum hat es mit dem Nationalpark Eifel geklappt? Walter: Weil wir von Anfang an einen sehr großen Konsenz zwischen Politik, Vereinen, Institutionen und Entscheidungsträger hatten. Und weil wir sehr großen Wert darauf gelegt haben, die Bevölkerung in den Entwicklungsprozess einzubinden. Denken Sie beispielsweise nur an unser Wegemanagement, das es erlaubt, das ehemals abgeschottete Gebiet zu durchwandern und Natur hautnah zu erleben. So wurde der Nationalpark zu einer Einrichtung, auf die eine ganze Region stolz ist? Walter: Ja, denn wir haben den Nationalpark nie isoliert gesehen, sondern wollten um ihn herum eine ganze Region weiter entwickeln. Denn aus meiner Sicht gibt es kaum eine Region, die von der Mosel bis zum hohen Venn so unterschiedliche Landschaften und Kultur und damit auch touristisches Potenzial zu bieten hat wie die Eifel. Was ist ihr Lieblingstier im Nationalpark? Walter: Der Kolkrabe. Er ist ein Aasfresser. In der Natur sterben Tiere und gehen wieder in die Nahrungskette ein. Der Kolkrabe ist ein Indikator, das wir auf einem richtigen Weg sind. Welches Tier wünschen Sie sich im Nationalpark? Walter: Der Luchs und der Wolf werden wohl kommen. Wobei ich den Wolf im Gebiet Eifel/Ardennen sehe. Der Nationalpark alleine wäre ihm von der Fläche her zu klein. Könnte man ihre Arbeit mit der eines Dombaumeisters vergleichen? Sie haben ja auch die Fundamente gelegt mit dem Wissen, das fertige Bauwerk nie zu sehen. Walter (lacht): Das ist gar nicht so abwegig. Es wird rund 350 Jahre dauern, bis der Nationalpark zu einem wirklichen Naturwald geworden ist. So lange hat es mit dem Kölner Dom wohl auch gedauert. Was werden Sie vermissen? Walter: Den Austausch mit den vielen Menschen unterschiedlichster Fachrichtungen, die eigentlich nichts mit meinem eigentlichen Beruf zu tun hatten. Sie haben dazu beigetragen, meinen Horizont zu erweitern und unwahrscheinlich viel zu lernen. Dafür bin ich sehr dankbar. Was liegt Ihnen besonders am Herzen? Walter: Es gibt die Weisheit, dass man nur schützt, was man kennt. Da ist viel Wahres dran und daher war mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer sehr wichtig. Rund 20.000 Jugendliche unsere Angebote bislang besucht ... 


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