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Weltstar stellt zum Dank in Zülpich aus

Unaufgeregten Schrittes, stilvoll, eine Aura ausstrahlend, wie sie wenigen Schauspielern beschieden ist, betrat Armin Mueller-Stahl die Galerie. Der Hollywoodstar, der auch schon Oscar-Nominierungen einheimste, stellt seine Werke in der Zülpicher Galerie Roy aus. Viele Gäste und Fans waren gekommen.

Im Gespräch mit Moderator Michael Braun gewährte der international bekannte Schauspieler seltene Einblicke in sein Leben. Man hätte ihm ewig zuhören können, während er im roten Ledersessel sitzend plauderte. Er ist ein künstlerisches Ausnahmetalent. »Man sagt ja, wenn jemand ein besonderes künstlerisches Talent hat, ist man von der Muse geküsst. Sie sind ja regelrecht von der Muse geknutscht«, stellte Braun fest. Der im ostpreußischen Tilsit geborene Mueller-Stahl sei ein begnadeter Violinist, Musikwissenschaftler, Schauspieler, Schriftsteller, Sänger und auch Maler. Eine bunte Mischung seines bildnerischen Schaffens ist an den Wänden der Galerie zu bestaunen. Ob Willy Brandt, David Bowie, Cleopatra, das Paradies, ein Selbstbild mit Geige, das Brandenburger Tor oder »Die blaue Kuh im Abendlicht« – der Schauspieler greift unterschiedliche Motive auf. Die Malerei falle ihm »leicht«, so der Schauspieler. Er liebe vor allem die Freiheit, die diese Kunst ihm gewähre. Als Schauspieler sei man unentwegt abhängig. Vom Wetter, vom Partner, Drehbuch oder Kameramann.

Mal König, mal Bettler

Der Weltstar malt schon lange. Es begann während der ersten Drehtage, wie er verrät: »Das Drehbuch bemalte ich mit allem, was ich an diesem Drehtag empfunden habe. War es ein guter Tag, waren es mehr Farben.« Auch heute gebe ihm die Malerei sehr viel. Täglich nehme er sich Zeit für den Pinsel & Co. wie auch die Violine: »Die Malerei und die Musik beseelt mich.« Bewegend war der Moment, als Mueller-Stahl aufstand, um eins seiner Lieder zu rezitieren. »Bin schon Gaukler über 60 Jahr«, sprach er und ließ tief in die Gefühlswelt eines Schauspielers blicken: Mal ist man König, mal Bettler. Mueller-Stahl ist nicht immer schmerzfrei durchs Leben gegangen, stellte Braun fest. In den Kriegswirren aufgewachsen, machte Mueller-Stahl in der DDR rasch Karriere als Schauspieler. Aufgrund von »Unbegabung« sei er seinerzeit von der Schauspielschule geflogen, berichtet Braun. Und Mueller-Stahl gibt zu: »Ich war auch renitent.« Er habe damals schnell gelernt, »dass Schauspiellehrer auch gar nicht so viel wissen über Schauspielerei. Sondern das man das alles erst erfahren muss, dass ein langes Leben dazu gehört, um zu lernen, wie das Handwerk des Schauspielers sein muss.« Mit dem Film »Bittere Ernte« wagte er seinerzeit den Sprung über den Teich. »Ja, Amerika, war immer ein bisschen das Land meiner Träume.« 60 Jahre sei er gewesen, als er rübergegangen ist – ohne ein Wort Englisch sprechen zu können. Die erste Rolle habe er phonetisch gelernt, erinnert er sich schmunzelnd. Noch heute lebt er viele Monate des Jahres in Los Angeles. In den kalten Wintermonaten komme er nach Deutschland. Auch, um Weihnachten mit der Familie zu feiern, wie er sagt. Er sei dem »Schicksal« dankbar, dass er bis zum heutigen Tage noch Rollen angeboten bekomme: »Das ist ein sehr schönes Gefühl.« Annehmen wolle er solche Angebote aber nicht mehr. »Ich gehe schließlich auf die 90 zu«, so Mueller-Stahl.

Warum Zülpich?

Doch was führt einen Weltstar nach Zülpich? »Es ist sozusagen ein Dankeschön«, so Mueller-Stahl. Galerist Gundolf Roy habe einige seiner Siebdrucke angefertigt– so zum Beispiel die Shakespeare-Damen. »Roy macht eine wunderbare Arbeit mit seinen Siebdrucken. Sie sind unter seiner Hand anders geworden, sie haben eine andere Poesie, andere Farbausdrucke, andere Tiefen«, so der Künstler. Für ihn sei es spannend, was in Zülpich aus seinen Bildern entstehe. Darüber, dass der bekannte Schauspieler in der Zülpicher Galerie auftritt und seine Bilder ausstellt, ist Gundolf Roy glücklich. »Das ist eine unglaubliche Ehre für uns«, sagte er. Armin Mueller-Stahls Malereien, Zeichnungen und Grafiken sind noch bis zum 12. November in der Zülpicher Galerie Roy, Nideggener Str. 25, zu besichtigen.


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