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Wer "piesackt" uns denn da?

Dr. Christoph Pies ist ein Maifelder Junge. Der Geringer, Jahrgang 1970, hat am Kurfürst-Balduin-Gymnasium in Münstermaifeld das Abitur gemacht und sich für den Arztberuf entschieden. Er studierte Medizin in Bochum und Düsseldorf, bevor er in einer Kölner Klinik seine "Berufung zum Urologen" fand.

Nach seiner Facharztausbildung und Oberarzttätigkeit wurde er 2004 in Stolberg bei Aachen niedergelassener Urologe. Jetzt hat er ein Buch über seine Profession unter der Gürtellinie geschrieben - mit viel Augenzwinkern. Wenn ein Arzt schreibt, reduziert sich das oft auf Rezepte und Verordnungen. Warum haben Sie sich auf das Terrain der Schriftstellerei gewagt? Dr. Pies: Na ja, der Begriff Schriftstellerei ist sicher zu hoch gegriffen. Richtig aber ist, dass ich immer schon gerne mit Sprache gespielt habe. Über die Jahre habe ich dann gesammelt, was ich bei der Arbeit tagtäglich Lustiges gehört und erlebt habe. Und da die Urologie in der öffentlichen Wahrnehmung leider noch ein Schattendasein fristet, war irgendwann klar, dass ich mit dem gesammelten Material an die Öffentlichkeit musste. Information durch Unterhaltung, die Idee war geboren. Was hat Sie angetrieben dieses doch eher ernste Thema humorvoll anzugehen? Dr. Pies: Manche Dinge kann man eben am besten mit Humor transportieren, gerade wenn es um vermeintliche Tabuthemen wie Harninkontinenz oder Erektionsstörungen geht. Außerdem folge ich gerne dem Lebensmotto "Heiter kommt weiter". Wir Urologen gelten in Medizinerkreisen generell eher als lustiges Völkchen. Wenn "unten rum" nicht alles in Ordnung ist, grassiert die blanke Angst. Wie viel dieser Bedenken können Sie mit solch einem Buch ausräumen? Dr. Pies: Das weiß ich noch nicht so genau, hoffentlich sehr viele. Diejenigen, die das Buch schon gelesen haben, haben die Angst vorm Urologen sicher schon verloren. Die größte Hürde wird sein, ein solches Buch erstmal in die Hand zu nehmen. Öffentlich im Bus wird es wahrscheinlich eher selten gelesen. Ihr Arztleben spielt sich zwischen den Nieren, der Harnblase, der Protasta und den Geschlechtsorganen des Mannes ab. Wie viel Empathie können Sie da Ihren Patienten mit auf den Weg geben? Dr. Pies: Sehr, sehr viel. Empathie ist der Schlüssel zum Patienten. Und im Gegenzug erfährt man eine große Dankbarkeit von Seiten des Patienten oder der Patientin, wenn man mal ganz offen und ungezwungen über Probleme sprechen kann, die man möglicherweise schon lange mit sich herumschleppt. Es gibt sicher "attraktivere“ Facharztrichtungen, als sich der Urologie zu verschreiben. Warum sind Sie eigentlich diesen Weg gegangen? Dr. Pies: Nein, es gibt keine attraktivere Fachrichtung als die Urologie. Sie hat mich schon früh in ihren Bann gezogen. Das Tolle an dem Fachgebiet ist, dass wir alles eigenständig machen. Von der Urindiagnostik und Blutuntersuchungen über Ultraschall und Röntgen bis hin zu Spiegelungen. Auch bei der Therapie umfasst das Spektrum Schnittoperationen und endoskopische Eingriffe ebenso wie medikamentöse Behandlungen bis hin zur Krebstherapie - und das vom Säugling bis zum Hundertjährigen. Die gesamte Medizin kondensiert auf wenige und sehr interessante Organe, die viel mit Lebensqualität zu tun haben. Was will man denn als Arzt mehr? Wie fielen die ersten Reaktionen auf Ihr Erstlingswerk in Ihrer alten Heimat aus? Dr. Pies: Nun gut, das Buch ist ja erst ein paar Tage auf dem Markt. Aber die ersten Reaktionen in Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis waren überwältigend, in meiner alten Heimat ebenso wie in meiner jetzigen Umgebung. Das bislang schönste Erlebnis war ein Hausbesuch in einem Seniorenheim, bei dem gerade im Lesezirkel aus meinem Buch vorgelesen wurde. Gibt es noch Bindungen und Verbindungen auf das Maifeld und zu den ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern des Münstermaifelder Gymnasiums? Dr. Pies: Mit einer Mitschülerin bin ich verheiratet. Die sehe ich dementsprechend oft. Aber Spaß beiseite, wir leben ja zum Glück in einer Zeit der schnellen Kommunikationsmöglichkeiten und über die sozialen Netzwerke sind einige Kontakte in die alte Heimat wieder enger geworden, auch wenn man nur noch selten vor Ort ist. Wird es ein zweites Buch von Christoph Pies geben? Dr. Pies: Alles ist möglich. Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich werde sicher weiter Material sammeln. Aber ein zweites Buch in ähnlicher Form nach dem Motto "Pies, Teil 2" wird es wohl nicht geben, höchstens eine inhaltliche Aktualisierung in ein paar Jahren. Die Medizin ist ja schnelllebig. Was andere Projekte angeht: Das Leben ist voller Möglichkeiten und Ideen, etwas Konkretes kann ich dazu aber noch nicht sagen. Die Fragen stellte Stefan Pauly. Das Buch von Dr. Christoph Pies "Was passiert beim Urologen" ist im Herbig-Verlag erschienen. Weitere Info unter www.herbig.net Fotos: privat


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