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Aus dem Tunnel zurück ins Leben

Vor mehr als 14 Jahren ereignete sich zwischen Mehren und Gillenfeld ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem die damals 21-jährige Melanie Simon fast gestorben wäre. Ein Filmteam hat jetzt einen Dokumentarfilm zum Thema Nahtoderfahrungen gedreht. Melanie Simon ist eine der drei Protagonistinnen des Films.
Das eigene Auto bedeutet für Melanie Simon Freiheit in ihrem Alltag. In ihrer Freizeit betreibt sie sogar selbst Motorsport oder düst mit dem Quad rund um Kerpen. Foto: Th. Wirtz

Das eigene Auto bedeutet für Melanie Simon Freiheit in ihrem Alltag. In ihrer Freizeit betreibt sie sogar selbst Motorsport oder düst mit dem Quad rund um Kerpen. Foto: Th. Wirtz

Der Unfall, der das Leben der jungen Frau damals im Frühsommer 2001 so radikal veränderte, ist für Melanie Simon immer noch ganz gegenwärtig. »Ich wusste sofort, dass meine Wirbelsäule gebrochen ist«, erzählt sie im Gespräch mit dem WochenSpiegel, nachdem sie den Unfallhergang in allen Einzelheiten geschildert hat. Die Bergung der Verletzten erweist sich jedoch als kompliziert: Schweres Gerät kann nicht eingesetzt werden, weil das Unfallwrack abzurutschen droht, Sanitäter und Notärzte kommen nicht richtig an die eingeklemmte Frau heran. Die zwei Stunden nach dem Unfall werden auch für das Großaufgebot an Rettungskräften zur Qual. 

Das Licht im Tunnel

»Irgendwann habe ich dann gespürt, wie das Leben aus mir rausgeht«, erzählt Melanie Simon weiter. Und tatsächlich: Nachdem sie einem Feuerwehrmann ein paar wichtige Nachrichten anvertraut hat, verliert sie das Bewusstsein.
Was Melanie Simon dann erlebt hat, bezeichnen Fachleute als »Nahtoderlebnis«: »Mein ganzes Leben ist in Sekundenbruchteilen noch einmal an mir wie ein Film vorbeigezogen. Danach war alles ganz still, ganz friedlich, und ich habe das Licht in einem Tunnel gesehen. Ich fühlte mich ganz frei.« Für Melanie Simon stand fest: »Ich bin jetzt gestorben.«
Doch dann kamen der jungen Frau ihre drei Patenkinder in den Sinn: »Ich habe gedacht: Ich bin doch erst 21, ich will die drei doch heranwachsen sehen. Deshalb bin ich umgekehrt.«
Inzwischen haben die Rettungskräfte den leblos wirkenden Körper aus dem Unfallwrack geborgen, als Melanie Simon auf der Trage wieder zu sich kommt. Sie überlebt den Unfall mit viel Glück, ist seitdem aber querschnittgelähmt und sitzt im Rollstuhl.

Hungrig aufs Leben

Mit großem Lebenswillen hat sie sich ins Leben zurück gekämpft: »Vor dem Tod habe ich heute keine Angst mehr, nur vor dem Sterben«, erzählt Melanie Simon weiter. Trotzdem oder gerade deswegen: Ehrenamtlich engagiert sich die Eifelerin, die heute in Kerpen lebt, in der Sterbebegleitung. »Als ich noch in meinem Heimatdorf Meisburg gewohnt habe, sind oft ältere Leute zu mir gekommen, um mit mir über den Tod zu reden«, berichtet Melanie Simon. Mit ihr sei es vielen leichter gefallen als mit der eigenen Familie über das Tabu-Thema Tod zu sprechen, vermutet Melanie Simon. Vor vier Jahren hat sie daher den Entschluss gefasst, sich aktiv in der Sterbebegleitung schwerkranker Menschen zu engagieren. Nach einer zweijährigen Ausbildung beim Schleidener Caritasverband, für den sie heute ehrenamtlich tätig ist, steht sie Menschen in ihren letzten Stunden bei.

Dokumentarfilm: »Hinterher ist alles anders«

In dem Dokumentarfilm »Hinterher ist alles anders« werden insgesamt drei Frauen mit ihren persönlichen Nahtoderlebnissen vorgestellt. Nach der Premiere vor einigen Wochen in Wuppertal wird der Film am Sonntag, 22. November, ab 14 Uhr im Kerpener Gemeindehaus gezeigt. Dabei wird natürlich auch Melanie Simon anwesend sein. Nach der Aufführung besteht dann die Möglichkeit zur Publikumsdiskussion. Der Eintritt ist frei und der Zugang zum Gemeindehaus ist barrierefrei.


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