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Er ging meilenweit... in die Vulkaneifel

Früher war der heute fast 80-Jährige Dieter Scholz eine der ersten deutschen Werbeikonen. Doch längst steht in seinem Lebensmittelpunkt das indianische Wissen um die Zusammenhänge auf dem Planeten. Das zieht viele Menschen an, auch aus der Wirtschaft.

Anfang der 1970er Jahre saß ein smarter dunkelhaariger Cowboy im Gras, mit markantem Loch in der Stiefelsohle vom meilenweiten Laufen, und hatte lässig eine Filterzigarette in der Hand. Das Werbeplakat mit diesem Foto kannte jedes Kind. Die Haare sind immer noch dunkel, aber ein bisschen älter ist das einstige Model - und übrigens permanente Nichtraucher - schon geworden. 3000 Jahre Historie Die fünfzig Jahre zwischen den damaligen Fotos und dem heutigen Leben hat Dieter Scholz überwiegend in der Eifel verbracht. »Als ich 1967 den Beuerhof kaufte, war das nur gedacht als Wochenendrefugium für mich und meine Familie. Ich lebte in Köln und stand nicht nur vor der Kamera, sondern als Inhaber einer Werbeagentur vor allem auch hinter der Kamera«, erzählt er. Stress pur, wie er sich erinnert, und er war nah am Rand des Burnouts, brauchte den Ausgleich mitten in der Natur. Eine simple Zeitungsanzeige »Grundstück mit Aufbauten zu verkaufen« lockte ihn. Das Anwesen entpuppte sich mit einer 3000-jährigen Geschichte als hofartiges Ensemble mit Gewölbe, Relikte einer römischen Pferdewechselstation. Und das Grundstück bedeutete 4000 Quadratmeter Wiese, kein Nachbar weit und breit. Während Scholz auch noch eine Modefachzeitschrift namens »Fashion Today« ins Leben rief, lockte der sukzessive zum Seminarhaus ausgebaute Beuerhof immer mehr Besucher an. Eines Tages auch einen waschechten Angehörigen der amerikanischen »first nations«, der Lakota Archie Lame Deer. Gerade wollte Dieter Scholz den Beuerhof wieder veräußern, aber der Stammeshäuptling riet ihm: »So einen Platz verkauft man nicht!« Nähe und Distanz Er überzeugte den Werbefachmann nicht nur, das Areal zu behalten, sondern er inspirierte ihn auch, sich mit indianischer Weisheit und Spiritualität zu befassen. Das berührte Scholz zutiefst, er ließ sich darauf ein. Heute ist er selbst in der Lage, Schwitzhüttenzeremonien oder Visionssuchen anzuleiten. Er hält engen Kontakt zu den Lakota, nimmt regelmäßig in den USA an ihren traditionellen Ritualen wie dem Sonnentanz teil. Es entstanden mehrere Wohneinheiten und Nebengebäude mit Schlafräumen sowie zwei Tipidörfer auf dem Beuerhof, hinzu kam ein großer Selbstversorgergarten… alles ist auf ökologische Kreisläufe ausgerichtet und auf Menschen, die über die indianische Spiritualität mehr erfahren wollen oder aber ganz eigene Workshops durchführen. Insgesamt können schon mal bis zu 400 Gäste gleichzeitig auf dem Hof untergebracht werden, und deren Themen sind vielfältig. So kommen auch große deutsche Konzerne zur Stärkung des Teamgeistes oder genauso ein Mittelstandsverband aus der Region, um in außergewöhnlicher Umgebung innovative Strategien zu finden. Die Bewohner von Üxheim akzeptieren den außerhalb gelegenen Beuerhof, aber halten eher soziale Distanz. »Es schaut kaum jemand vorbei«, meint Dieter Scholz, »das ist schade, denn wir sind nichts anderes als ein Kulturzentrum, das offen für jeden ist.« Vielleicht zu viel Skepsis vor dem, was anders und unbekannt erscheint? Familie neu denken »Ein Guru bin ich ganz und gar nicht«, entgegnet er lachend, »und hier gibt es keine Esoterik. Es geht darum, dass jeder den eigenen Weg findet. Das kann man gar nicht vorgeben, sondern höchstens etwas vorleben, das andere inspiriert.« Außer ihm leben vier andere, jüngere Bewohner dauerhaft auf dem Hof, jeder hat seine Privatsphäre und Arbeitsschwerpunkte. »Für mich ist das auch ein Lebensmodell, wie man auf dem Land alt werden und dabei selbstständig bleiben kann«, erklärt Scholz die generationenübergreifende Hofgemeinschaft. »Es ist eine Familie auf Freiwilligkeit.« Aber von Alter ist bei ihm nichts zu spüren… dank viel Bewegung bei geführten Wanderungen mit Gästen etwa zum Nohner Wasserfall oder dank seiner täglichen Fünf-Tibeter-Übungen ist er körperlich fit. Auch die permanente Arbeit auf dem Hof mit seinem riesigen Gelände, das mittlerweile zwölf Hektar umfasst, lässt Stillstand nicht zu. Mental sind die Begegnungen mit internationalen Besuchern ein perfektes Training. Wenn es ruhig werden soll, wendet er sich seinem Hobby Landschaftsmalerei zu: Es entstehen gerade Bilder für den Gästetrakt. @ www.beuerhof.de Jubiläumsfest Am 2./3. September feiern Dieter Scholz und Familie fünfzig Jahre Beuerhof mit einem Wochenende der offenen Tür: u. a. Hofführungen, Meditationsmusik, Vorträge zu indianischer Kultur, Workshops, Kräuterwanderungen, Kinderprogramm, Galakonzert am Samstagabend. Die ganze Region ist eingeladen, der Eintritt ist frei.


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