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Boppard: »Book-Slams« machen Lust auf Lesen

Fast jeder sechste Grundschüler und fast jeder fünfte 15-jährige weist erhebliche Leseschwächen auf und nur jeder Fünfte in Deutschland liest regelmäßig ein Buch. Daher organisieren Bibliotheken regelmäßig Aktionen zur Leseförderung. Die Stadtbibliothek Boppard beteiligt sich nicht nur an landesweiten Projekten für Kinder und Jugendliche, sondern will auch mit dem Eigenprojekt »Book-Slams« in Schulen zum Lesen animieren.
Vorlesestunden gehören mit zu dem vielfältigen Angebot, das die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Boppard zur Leseförderung organisieren. Fotos: Stadtbücherei

Vorlesestunden gehören mit zu dem vielfältigen Angebot, das die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Boppard zur Leseförderung organisieren. Fotos: Stadtbücherei

»Mit dem Book-Slam bieten wir eine einmalige Aktion in der Region«, sagt Sonja Weinert, Leiterin der Stadtbibliothek in Boppard. Diese Aktion richtet sich an Schüler der Klassen acht bis zehn und wird regelmäßig von ihrer Kollegin Sabine Kalkofen in Schulen des Kreises organisiert. Dabei stellt Kalkofen »im Schnellverfahren« Bücher vor. Angelehnt an den »Poetry-Slam« hat sie drei Minuten um ein (bekanntes) Buch vorzustellen – kreativ und aktiv mit allen Mitteln. Dabei schlüpft sie auch in Rollen von Haupt oder Nebenfiguren der Bücher, um die Geschichte aus deren Sicht vorzustellen. »Ich will mit der Aktion den Jugendlichen neue Impulse geben«, sagt Sabine Kalkofen. Der »Book-Slam« bietet eine gelungene Abwechslung zur klassischen Buchvorstellung, wie sie in Schulen üblich ist. Besonders, da die Schüler die Buchvorstellungen von eins bis zehn bewerten dürfen. Die Aktion kommt so gut an, dass Schulen Sabine Kalkofen immer wieder »buchen«.

Die Stadtbibliothek  bietet auch eine Reihe »klassischer« Projekte zur Leseförderung. Oftmals in Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz und den Fachstelle der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz. Dazu gehört der seit Jahren erfolgreiche »Lesesommer«, an dem sich gut 170 Bibliotheken im Land beteiligen, auch die anderen Stadtbibliotheken in der Region. In diesem Jahr können Kinder vom 4. Juli bis zum 3. September wieder unbegrenzt lesen. Dabei sollen sich Kinder von 6 bis 16 Jahren in neue Bücher einarbeiten. Etwa 20 000 Kinder könnten so erreicht werden, sagt Weinert. »Im letzten Jahr wurden gut 145 000 Bücher im Land gelesen.« In Boppard allein waren es etwa 1 400.
Beim Lesesommer soll jeder Teilnehmer mindestens drei Bücher lesen und bewerten. »Die Erfahrung hat gezeigt, dass es meist nicht bei diesen bleibt, sondern es viel mehr werden«, freut sich Weinert. Ehrenamtliche fragen bei den Kindern nach, was ihnen besonders gefallen hat. Da sich die Kinder durch die Gespräche ernstgenommen fühlen, wird eine positive Bindung zum Lesen geschaffen.
In der vorweihnachtlichen Zeit wird in vielen Grundschulklassen der Lese-Adventskalender geöffnet. Dabei wir jeden Tag eine Geschichte aus dem Kalender vor der Klasse gelesen. Eine weitere Aktion, an der sich nicht nur die Bopparder Stadtbibliothek beteiligt. "Vorlesen ist wichtig!"

»Generell ist das Vorlesen in der Familie ganz wichtiger Faktor«, betonen Weinert und Kalkofen. Denn das Vorlesen schafft eine gute familiäre Atmosphäre und bildet den so wichtigen ersten Kontakt mit Büchern. Daher sei es schade, dass dies in Familien immer seltener wird. So gibt es auch immer wieder Termine für eine Vorlesestunde, bei der auch mal ein Autor aus seinen Werken vorliest.
Die Bopparder Bibliothek beteiligt sich daher auch am bundesweiten »Lesestart«. Hierbei sollen Kinder direkt in den Familien erreicht werden, außerhalb von Schule oder Kindergarten. Die Aktion richtet sich an ein-, drei-, und sechsjährige und deren Eltern. »Wir verteilen sogenannte Lesetaschen an die Kinder und Eltern. Diese enthalten ein altersgerechtes Buch, das die Eltern dann vorlesen«, erklärt Weinert. Zudem enthält die Tasche auch Tipps und Anleitung für Eltern zum Thema (Vor-)lesen. Zum Bedauern der zwei Mitarbeiterinnen läuft die Aktion nach sechs Jahren 2016 aus. Sie hoffen, dass wichtige Aktion in Zukunft fortgesetzt wird. Sonja Weinert und Sabine Kalkofen sind auch bei weiteren Aktionen rund um die Leseförderung aktiv. So sind sie auch direkt in Kindergärten und Grundschulen unterwegs mit Handpuppen, Schultüten und anderen kreativen Ideen um Kinder für Bücher und das Lesen zu begeistern.
Dabei suchen sich die beiden immer wieder neue Anregungen und Konzepte auf Fortbildungen und Seminaren. Für Weinert und Kalkofen ist es wichtig, dass sie mit den neuesten Entwicklungen mithalten. Das gilt umso mehr für die technische Entwicklung. »Wir merken den Wandel zu den neuen Medien auch bei uns«, erklärt Weinert. Der Trend zu E-Books stellt auch die Stadtbibliothek vor neue Herausforderungen.  »Ich finde die Entwicklung, auch im elektronischen Bereich, sehr spannend und interessant«, so Weinert. Mit der Möglichkeit der »Onleihe«, bei der man E-Books ausleihen kann, ist der erste Schritt schon getan. www.stadtbuecherei-boppard.de


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