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"Über diese Brücke musst Du gehen"

Ein ganz normaler Samstagmorgen in Mörsdorf: Wer aus dem Flaumbachtal in Richtung Hunsrückgemeinde fährt, wird bereits am Sportplatz von einer jungen Frau mit Warnweste gestoppt, die wissen will, ob man zur "Brücke" möchte. Dann müsse man bereits hier parken, denn alle anderen Parkplätze im Ort seien bereits sehr stark frequentiert. Was sich zunächst wie eine scherzhafte Übertreibung anhört, wird schnell zur Gewissheit. Mörsdorf ist seit vier Wochen die "Wanderhauptstadt" in Rheinland-Pfalz und die bekam jetzt Besuch aus der Bundeshauptstadt.

Seit Anfang Oktober ist der Hunsrück um eine Attraktion reicher: Die "Brückenträumer" um Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff haben schnell festgestellt, dass Deutschlands längste Hängeseilbrücke (360 Meter lang und in 100 Meter Höhe die »Geierlay« überspannend) zu einem solchen Anziehungspunkt geworden ist, den selbst kühnste Optimisten nicht für möglich hielten. Mit rund 180.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr rechneten die Mörsdorfer. "Nach vier Wochen sind es schon mehr als 50.000. Alle die gesagt haben, da kommt keiner, sind jetzt ruhig. Selbst als es an einem Tag geschneit hat, waren hunderte Wanderer da", stellt Kirchhoff mit einem Schmunzeln fest. Diese Bilanz konnte er jetzt der rheinland-pfälzischen Staatssekretärin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Heike Raab, präsentieren. Die Cochemerin will das Brückenerlebnis unter dem Motto "Über diese Brücke musst Du gehen" auch in der Bundeshauptstadt Berlin bekannt machen. In der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin soll die Hängeseilbrücke demnächst die Burg Eltz - als Bild in einem großen Schaukasten "ablösen" - für die zurzeit noch geworben wird. An den Wochenenden sei der Strom der Brückenenthusiasten auch nur mit Parkplatzeinweisern zu begegnen. Auf die Einnahmen - die Parkgebühr beträgt zwei Euro für ein Tagesticket - sei, so der Ortsbürgermeister, die Gemeinde angewiesen, um beispielsweise die Kosten für die Überprüfungen der Brückenköpfe und die Sauberhaltung von Toiletten und Wanderwegen zu decken. In punkto Gastronomie ist ein Aufschwung nicht zu übersehen. Die Restauration im Besucherzentrum und das Gasthaus vor Ort sind gut besucht. Zudem haben Imbissbuden den Ort erobert und das nicht zur puren Freude des Ortsbürgermeisters. "Ich würde mir natürlich eine werthaltigere Gastronomie wünschen. Vielleicht bringen wir zumindest eine Mehrweg-Geschirr-Lösung auf den Weg, um den Müll in Grenzen zu halten", so Kirchhoff. Darüber hinaus ist auch im gegenüberliegenden Sosberg eine neue Gaststätte geplant. "Das ist gut, denn gemeinsam schaffen wir jeden Andrang", bleibt Kirchhoff optimistisch. Insgesamt flossen rund 1,1 Millionen Euro in das ehrgeizige Projekt, wovon 70 Prozent aus Fördertöpfen des Landes und der EU stammen. Fotos: Pauly / Archiv www.geierlay.de


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