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Kirner Messer-Angreifer verstrickt sich in Widersprüche

„Ich habe freiwillig aufgehört, ich wollte niemanden töten“, behauptet Ali A., der am frühen Morgen des 7. Juli mit einem Messer einen jungen Mann in einem Kirner Lokal so schwer verletzte, dass dieser drei Liter Blut verlor. Jetzt fand der 2. Verhandlungstag vor dem Bad Kreuznacher Landgericht statt.

Lunge, Leber und Darm wurden dabei verletzt, der 24-Jährige konnte nur durch eine mehrstündige OP gerettet werden. Der Angreifer verletzte auch eine Begleiterin des jungen Mannes schwer, eigentlich sollte die Frau an diesem zweiten Prozesstag aussagen, aber sie konnte wegen gesundheitlicher Komplikationen nicht anreisen. „In einer früheren Aussagen beim Haftrichter haben Sie gesagt, es war mir egal, ob der Italiener überleben wird“, hakt der Vorsitzende Richter Dr. Matthias Friedrich nach. Davon will der Angeklagte heute nichts mehr wissen: „Ich war in dem Moment vollkommen ausgetickt, ich habe später im Gefängnis gehört, dass ich die Menschen schwer verletzt habe, da habe ich auch den Selbstmordversuch unternommen“, so der Angeklagte. Beleidigungen
Anlass für sein Ausrasten sollen Beleidigungen gewesen sein, im Unterschied zu dem männlichen Opfer behauptet der in Somalia geborene Angeklagte, dass diese Beleidigungen sich ausschließlich gegen ihn selbst richteten. „Ich sei ein Tier und würde stinken, ich solle mich verpissen“, will der Somalier, der im Juli 2013 von Italien nach Deutschland einreiste, von den Personen am Nachbartisch gehört haben, die ihn auch ausgelacht haben sollen. Auf Nachfrage des psychiatrischen Sachverständigen räumte der an einer psychischen Erkrankung leidende Mann nun ein, dass er sich diese Stimmen vielleicht nur eingebildet hat, die ihn in einen solchen Gemütszustand versetzten, dass er in blinder Wut mit einem Küchenmesser mit einer 14 Zentimeter langen Klinge auf zwei Menschen eingestochen hat. Die Umstände sind rätselhaft, der Angreifer ging zunächst nach Hause und will sich dort ins Bett gelegt haben. Die Stimmen hätten ihm aber keine Ruhe gelassen, behauptet er, so dass er wieder aufstand, in der Küche das Messer schnappte und zu dem Lokal am Kirner Marktplatz zurückging. Messer in Kleidern versteckt
„Was wollten Sie denn mit dem Messer, sich gegen die Beleidigungen verteidigen“, stellte Richter Friedrich heraus. In der warmen Julinacht saßen die Gäste draußen vor dem Lokal, der Angeklagte setzte sich zunächst auf eine Bank, das Messer hatte er in seinen Kleidern versteckt. Dann will er die Kontrolle über sich verloren habe, als er sich erneut von der Gruppe ausgelacht und beleidigt fühlte. Bei der Schilderung des Angriffs verwickelte er sich in weitere Widersprüche, so will er mit dem Messer auf den Mann losgegangen sein, der ihn angeblich beleidigt und ihm mit dem Zeigefinger gedroht haben soll. Dann habe eine andere Person einen Stuhl nach ihm geworfen und dagegen will er sich ebenfalls verteidigt haben, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau gehandelt hat, habe er nicht erkennen können, so der Angeklagte. „Sie sagen einerseits, Sie waren außer Kontrolle, aber andererseits, Sie wollten nichts Schlimmes tun, wie passt das zusammen?“, verdeutlichte  Friedrich, dass die Schilderung des Angeklagten wenig nachvollziehbar ist. Fortsetzung am 19. Januar
Ob der Angeklagte tatsächlich ohne Berechnung handelte als er zustach, lässt auch sein weiteres Aussageverhalten bezweifeln. Zunächst wollte er sich an die Tat überhaupt nicht erinnern können, auf  Nachfragen der Prozessbeteiligten gab er dann doch eine detaillierte Schilderung, wie er den Angriff unternahm. Das Verfahren wird am Dienstag, 19. Januar fortgesetzt. Text/Foto: Chrsitine Jäckel.


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