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Windkraft, Fusionen, Schulsanierung, Schuldenbremse

Die Windkraft vorantreiben, die Kommunal- und Verwaltungsreform stemmen, die Schule sanieren und die Unterbringung der Flüchtlinge meistern, das sind die vorherrschenden Aufgaben der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang in diesem Jahr. Im Interview mit Wochenspiegel-Redakteurin Andrea Fischer spricht VG-Chef Marc Hüllenkremer über die größten Herausforderungen in 2016
Marc Hüllenkremer an seinem Schreibtisch im Rathaus Thalfang. Der VG-Chef hat bei seiner Arbeit klare Ziele vor Augen. Foto: Fischer

Marc Hüllenkremer an seinem Schreibtisch im Rathaus Thalfang. Der VG-Chef hat bei seiner Arbeit klare Ziele vor Augen. Foto: Fischer

Herr Hüllenkremer, welche Aufgaben brennen Ihnen am meisten unter den Nägeln? Ein wichtiger Punkt ist die Generalsanierung der Realschule Plus, der Flächennutzungsplan wird weiter fortgeschrieben, die Kommunalverwaltungsreform wird von uns allen Einiges abverlangen. Es sind hier Lösungen zu finden, mit denen auch alle Beteiligte leben können. Zum anderen haben wir auch noch die Flüchtlingsthematik, die nicht nur uns, sondern  auch ganz Rheinland-Pfalz  in der Hand hat. Wir werden uns dieser Anstrengung stellen, denn wir wissen auch, dass eine humanitäre Unterbringung für diese Menschen unsere Pflicht ist. Wir würden das ja auch erwarten, wenn wir fliehen müssten. Wir werden dem Rechtspopulismus keinen Raum bieten, denn all dieses Bestreben, jetzt Angst zu schüren, resultiert nur daraus, dass man vor dem Unbekannten immer ein bisschen Angst hat. Wir als Kommune werden unser Möglichstes tun. In diesem Zusammenhang wünschen wir uns, dass wir seitens des Bundes und des Landes auch noch Unterstützung dahingehend erfahren, dass wir auch Personal dafür zur Verfügung stellen können.  Zurzeit leben hier 85 Flüchtlinge, die auf die einzelnen Orte aufgeteilt sind. Uns ist eine dezentrale Unterbringung wichtig, damit Integration gelingen kann. Als Sie vor über zwei Jahren als Kandidat bei der Wahl des Verbandsgemeinde-Bürgermeisters antraten, war die Kommunalreform nach Bürgerwillen Teil ihres Wahlprogrammes . Wird es eine VG Hochwald geben? Wir stehen mit der VG Hermeskeil und der VG Birkenfeld in Verhandlung. Mein Ansinnen ist nach wie vor, hier eine starke Region nach der Fusion abbilden zu können. Hier muss einfach auf die Regionalplanung im Auge behalten. Wir haben in Thalfang ein Grundzentrum, welches die Mittelzentren Hermeskeil speist mit Bevölkerung. Genauso gibt es Bevölkerungsströme nach Morbach. Arbeiten und Einkaufen, das sind hier die Stichworte und das muss erhalten bleiben. Die Richtung ist klar. Wir wollen die Region erhalten und auch die Infrastruktur, die noch da ist. Wir haben immer seitens der Verwaltung die Bürgerentscheide und Bürgerbegehren beachtet und sind auch da bei der Umsetzung tatkräftig dran.  Wir würden eine VG favorisieren, denn die Selbstständigkeit aufrecht zu erhalten, das geht nur mit einer Verbandsgemeinde. Mit persönlich ist das nicht so wichtig, ob das nun die Verbandsgemeinde Birkenfeld oder die Verbandsgemeinde Hermeskeil ist. Beide haben durchaus etwas. Das Bundesministerium hat ganz klar gesagt, dass eine Fusion mit Hermeskeil ansteht. Ich finde das klasse, dass wir eine große zukunftsfähige Hunsrück-Gemeinde bilden könnten. Eventuell nehmen wir noch Birkenfeld dazu, denn so könnten wir gegenüber dem Rest des Landes ein Gewicht darstellen, das auch etwas zu sagen hat. Grundsätzlich ist es schön, dass der Hunsrück ein wenig zusammenwächst. An Pfingsten letzten Jahres öffnet der Nationalpark Hunsrück-Hochwald seine Tore. Was versprechen Sie sich diesem länderübergreifenen Großprojekt? Dank des Nationalparks ist die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen VGs besser geworden. Wir haben unsere Nachbarn kennengelernt und sind froh, solche Nachbarn zu haben. Ich hoffe natürlich, dass der Nationalpark die Infrastrukturmaßnahmen und auch die Gelder, die auch im Leader-Programm eingestellt wurden, als uns der Nationalpark angepriesen wurde, auch so zur Verfügung stehen. Im Moment haben wir eine Reduzierung der ganzen Förderung erleben müssen. 29 Millionen Gesamtverschuldung in der Verbandsgemeinde Thalfang. Wie gehen Sie damit um? Wir werden alles daran setzen, die Sparmaßnahmen voranzubringen. Der Haushalt 2016 ist ein Sparhaushalt. Es wird uns nicht gelingen, die schwarze Null zu schreiben.
Wie sind Ihre Pläne in Sachen Windenergie? Der Flächennutzungsplan wird fortgeschrieben. Hier kommen wir nicht so voran wie wir es uns wünschen. Wir werden seitens der Verwaltung alles dafür tun, dass wir schnellstmöglich einen Flächennutzungsplan aufstellen, allerdings ist der von der Genehmigung der Kreisverwaltung und auch der übergelagerten Behörden, der SGD Nord, abhängig. Das Verfahren ist offen. Ein Abschluss des Verfahrens kann im Moment nicht prognostiziert werden. Der Ausbau der Windenergie ist der Wille des Bundes und des Landes und an diesen werden wir uns halten. Wir sind eine Verbandsgemeinde und eine Behörde und wir sind diesen Gesetzen auch verpflichtet. Stichwort Feuerwehr. Da sind die Wellen im letzten Jahr sehr hoch geschlagen. Haben sich die Wogen nun ein wenig geglättet? Wir haben nach dem Mediationsverfahren, welchen in der Feuerwehr durchgeführt wurde, jetzt durchaus einen gangbaren Weg gefunden, wie man miteinander kommunizieren kann. Wir haben bestimmt noch einige Hürden zu nehmen, aber ich bin mir sicher, so wie es im Moment auch abläuft, sind wir auf einem guten Weg. Wir stehen in regem Kontakt, wir diskutieren, das bedeutet, man hört dem anderen zu und versucht ihn zu verstehen. Ich bin froh, dass wir diesen Weg eingeschlagen haben.
Wie sieht die ärztliche Versorgung im Raum Thalfang aus? Nach wie vor gibt es hier einige Ärzte vor Ort. Die Versorgung ist im Moment gut. Natürlich muss man sich für die Zukunft hier Gedanken machen. Ein Licht am Horizont gibt es, es gibt bereits auch eine jüngere Ärztin, die sich vorstellen könnte, hier in der Region Fuß zu fassen. Das sind die richtigen Signale.
Wenn man jetzt eine Zwischenbilanz nach über zwei Jahren Amtszeit zieht, was würden Sie anders machen? Das ist eine schwierige Frage, da man natürlich, wenn man im Nachhinein über gewisse Dinge nachdenkt, ganz klar zu dem Punkt kommt, das eine oder andere hätte man anders machen können. Allerdings muss man das immer, damit man auch fair bleibt, aus der Situation heraus betrachten und die Situation war nun mal so wie sie war und aus der hat man eben gehandelt. Ich denke, die Fehler, die ich gemacht habe, kennen die anderen besser als ich.
Worauf freuen Sie sich in 2016 besonders? Ich freue mich, dass ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bisher in der Verwaltung eine hervorragende Arbeit geleistet haben, auch weiterhin die Geschicke hier in dieser Region mit bestimmen darf. Ich danke allen an dieser Stelle und bin mir sicher, ohne deren tatkräftige Unterstützung wäre vieles nicht möglich gewesen.  Ich bin schon ein wenig stolz auf unsere VG. Dass wir trotz der Haushaltslage, trotz der diversen Probleme, die wir haben, durchaus einiges bewältigt bekommen. Vielen Dank für das Gespräch.


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