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"Ohne Handwerk läuft gar nichts"

Der Fachkräftemangel ist längst in Deutschland angekommen – das trifft besonders die Handwerksbetriebe. Über Probleme und Lösungsansätze hat der Wochenspiegel mit Kreishandwerksmeister Frank Wershofen gesprochen.
Das Handwerk setzt auf Azubis,  also auf »nachwachsende Ressourcen«. Warum sich Kreishandwerksmeister Frank Wershofen als junger Mann für eine handwerkliche Ausbildung entschieden hat, verrät er im Video. Foto: Scholl

Das Handwerk setzt auf Azubis, also auf »nachwachsende Ressourcen«. Warum sich Kreishandwerksmeister Frank Wershofen als junger Mann für eine handwerkliche Ausbildung entschieden hat, verrät er im Video. Foto: Scholl

»Ohne Handwerk läuft gar nichts, alles ist davon abhängig«, sagt Frank Wershofen, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ahrweiler. Für ihn hängt der Fachkräftemangel unmittelbar damit zusammen, dass immer weniger junge Menschen eine handwerkliche Ausbildung anstreben. »Ich denke, dass das Handwerk heute mit einem Imageproblem zu kämpfen hat – zu Unrecht. Aber genau dieses Imageproblem ist ein Grund dafür, dass heutzutage alle Welt studieren muss«, erklärt Wershofen. Diesem Trend versuchen die Handwerkskammern, Kreishandwerkerschaften und Betriebe entgegenzuwirken – mit  jeder Menge Aufklärungsarbeit. »Die Ausbildung in handwerklichen Berufen wird einfach unterschätzt. Es sind hochtechnisierte und komplexe Jobs. Microprozessorgesteuerte Maschinen und Werkzeuge sind längst keine Seltenheit mehr«, verrät Wershofen.  Um den jungen Menschen die Vorzüge des Handwerks näher zu bringen setzen die Kammern und Kreishandwerkerschaften schon in den Schulen auf »Werbung«. Aktionstage wie die Berufsinfobörse »Schule trifft Wirtschaft« an der Boeselager-Realschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Montag, 19. März), der Tag der offenen Tür in den Berufsbildenen Schulen und Elternabende sind nur die Spitze des Eisbergs. »Auch die Gymnasien öffnen sich dem Thema immer mehr, denn auch Abiturienten sind  im Handwerk gern gesehene Azubis«, sagt Wershofen.
»Das Wichtigste am Beruf ist, dass er Spaß macht«, so der Kreishandwerksmeister. Die Möglichkeit das herauszufinden bieten Betriebspraktika. »Man muss einfach selbst erfahren, ob einem ein Beruf liegt. Und wenn das nicht der Fall ist, kann man ja auch noch in andere Berufe reinschnuppern«, erklärt Wershofen. Zukünftig beabsichtigt Wershofen mit Unterstützung einiger Kollegen aus dem Handwerk auch einige Unterrichtsstunden an der BBS durchzuführen.

Beruflicher Aufstieg

An Attraktivität gewinnen handwerkliche Ausbildungsberufe nicht zuletzt durch die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten. »Zum einen gibt es natürlich die Meisterschule, auf der anderen Seite kann man sich in viele Richtungen spezialisieren«, erklärt Frank Wershofen, der selbst Meister im Sanitär-, Heizungs und Klima-Handwerk (SHK) ist. Auch Auslandsaufenthalte sind während der Ausbildung möglich. Die KHS und die Bürgerstiftung der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel unterstützen interessierte Azubis dabei finanziell mit Stipendien.
Mit intensiver Nachwuchswerbung und -förderung kämpft das Handwerk also gegen den Fachkräftemangel. Aber es gibt noch ein weiteres Problem. »Oft wirbt die Industrie fertig ausgebildete Arbeitskräfte ab. Dagegen können wir nicht viel ausrichten. Fest steht allerdings, dass wenn der Fachkräftemangel weiter zunimmt, werden Handwerkerleistungen zukünftig teurer werden. Einfach weil die Mitarbeiter fehlen. Ein positiver Aspekt ist allerdings, dass dann voraussichtlich auch die Löhne steigen werden«, sagt Wershofen.
Informationen zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Praktikumsplätzen gibt es bei der Kreishandwerkerschaft Ahrweiler und online unter: www.fachhandwerk.de


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