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Der schöne Äerpel

Ob fest- oder weichkochend, nieren-, kugel- oder knollenförmig, winzig in Quellmannsgröße oder mächtig „wie ne Rievkoocheäerpel“: Die Kartoffel avancierte nach ihrem Import aus Amerika rasch zur Leib- und Magenspeise der armen Eifeler. Im Norden heißen die verdickten Wurzelknollen von „Solanum tuberosum“ meist „Äerpel“ (Erdapfel), im Süden „Jromper“ (Grundbirne).

Kartoffeln wurden ehedem selbst im heimischen Garten oder „omm „Jraavengk“ (wörtlich „Grab-Ende“) vor dem Dorf angepflanzt, wie meist von der Gemeinde zur Verfügung gestellte größere Gartenparzellen für die Selbstversorgung genannt wurden. Es war schon eher die Ausnahme, wenn jemand Kartoffeln im Laden „kaufen ging“, wie in Fritz Koenns „Eefeler Stöckelcher“ mit dem sinnstiftenden Titel „Dä schöne Äerpel“. „Ich wollt ze Zeit ins koofe ne Zentner Äerpel mir/ Unn schluff dörch Dottels Alwiss seng ahle Laadedüer/ »Jott hellep Üch« saht ich kräftisch/ (Häer woh je enjenick)/ „Woocht me flöck jet Äerpel, / doch schöne, Stöck für Stöck“, beginnt das Gedicht. Natürlich weist der Kaufmann die Anspielung auf die Qualität seiner Ware weit von sich: „»Hahaaa«, laach freßlich Alwiss, su laut häer eben kann:/»Datt öss doch selbsverständlich, weil ich blooß schöne hann . . .«“ Es folgt die Probe aufs Exempel: Der Kunde nickt Dottels Alwiss Beteuerung zwar zu, greift aber energisch zum „Kniepche“ (Kartoffelmesser) auf der Ladentheke und schneidet eine Kartoffel mittendurch: „»Asu« däht ich nickköppe, dann jeff ens enne her/ Ich schnett en dörch/ Watt meens De? Ratsch fuhl, de kröcks unn quer. “Als ob es nichts Selbstverständlicheres auf der Welt gäbe, behält der Kaufmann in Fritz Koenns Gedicht die Fassung: „Do maaht der Dottels Alwiss enn jede Back en Kuhl:/ »Et öss ne schöne Äerpel, bestemp, häer öss bloß fuhl . . .«“


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