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Dohn

„Ich dohn, Du deehs, häer, seij, ött deht, mir dohn, Ihr dooht, Seij dohn: So geht die grammatikalisch korrekte Konjugation von „Tun“, der wichtigsten Vokabel im Rheinland. Das gilt nicht nur auf Platt, „tun“ ist dem Eifeler so heilig, dass er es auch im Hochdeutschen ständig verwendet.

Morgens tut er aufstehen („opstohn“), sich anziehen („ahn-dohn“), tut frühstücken („Kaffe drönke“), sich waschen und die Zähne putzen, dann tut er auf die Arbeit gehen, tut Pause machen, Mittagessen, Kaffeetrinken – und wenn er lange genug arbeiten tun muss und zwischendurch nicht mal austreten tut, dann „tut er sich“ auch noch in die Hose machen . . . „Dohn“ taugt aber nicht nur als Hilfsverbkonstruktion, es ersetzt häufig das Tätigkeitswort: Man sagt auf dem Ball nicht „Darf ich bitten?“, sondern „Komm, mir dohn enne . . .“ Besonders umgängliche Menschen nennen noch den Tanz und kleiden alles in Frageform: „Solle me ne Walze dohn?“ In der Tanzpause bittet der Galan die Dame in die „Sektbar“ und „traktiert“ ihr einen Drink. Dabei sagt er nicht „Geben Sie mir bitte zwei Bier“, sondern „Dohn oss zwei Bier“. Wer als Jugendlicher rasch in die Höhe wächst, „deeht enne Schoß“, wer alt wird und rüstig bleibt, „deht et ömme noch“. Nach einem nächtlichen Unwetter sagt die Gattin am „Kaffedesch“ (Frühstückstisch) zu ihrem Mann: „Jung, dess Naht hätt et äver noch ens jedohn“. Wenn sich Nachbarn zusammentun, um einem Verblichenen („der hätt de Ohre zojedohn“) einen Kranz zu spenden, dann „dohn se ömm enne Kranz“. Wenn „Pastuhr de Mess deht“, „dohn die Mannslöck de Hoot aff“. Wer Kartoffeln ausmacht, „deeht de Äerpel uss“, wer sie würzt „deht Salz unn Päffe drahn“, wer sich entkleidet, „deht sich uss“ und wer rumscharwenzelt „deeht leev“. Fritz Koenn: „Me kann en Koh an de Baach dohn, äver net dohn suffe. Denn dohn suffe moss se selve.“


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