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Eifeler Grundgesetz

Sie kennen Beikirchers „Rheinisches Grundgesetz“? Die „Artikel“ hat er aus Sprichwörtern zusammengesetzt: „Et es wie et es“, „Et kütt wie et kütt“. Für die Nordeifel bietet sich ein Lebenskodex an, der weniger heiter ist. „Preußisch Sibirien“ ist auch Kummer gewöhnt . . .

Artikel 1 beschreibt skeptischen Grundoptimismus. Also nicht „Et hätt noch emme joot jejange“, sondern „Et hätt schlömme komme könne“. Sei glücklich, wenn Du den linken Arm brichst, es hätte rechts sein können. Artikel 2 haut in dieselbe Kerbe: „Beiss en Pläät wie jar kenn Hoor“, also besser kahlköpfig als unbehaart. Finde Dich ab - auch mit Dir selbst. In Artikel 3 geht es um Gleichmut: „Naaht Matthes, futz de Lamp uss!“ Es ist sowieso, wie es ist, gehen wir zu Bett und löschen das Licht auf unnachahmliche Weise. Denn, Artikel 4, „Watt fott öss, öss fott“, trauere unwiederbringlichen Dingen nicht nach. Artikel 5 gemahnt zur Ernsthaftigkeit: „Maach kenne Quatsch“, auch als Frage „Watt soll der Quatsch?“ Artikel 6 ist der Armut geschuldet. Obwohl hier „de Mösche (Spatzen) om Röcke floche, domött se et Elend net sooche“, herrschte in der Eifel improvisatorisches Geschick: „Mir hatte nix, äve mir hann ömme jood jelöff!“ Artikel 7 beschreibt die pazifistische Grundhaltung: „Dohn de Brell uss, me john für de Dühr“. Mit diesem Spruch werden Kirmesschlägereien eröffnet. Es geht nicht um Gewalt, die Sparringpartner fordern sich auf, die Brille abzulegen, damit kein Glas zu Bruch geht. Auch das Inventar der Wirtschaft soll heil bleiben. Artikel 8 mahnt zur Anerkennung Andersdenkender: „Jede Jeck öss angesch“. Artikel 9 umschreibt Skepsis gegen Neuerungen: „Kenne mer net, bruche mer net“. Artikel 10 fordert Gutsein mit sich und anderen: „Me moss och jönne könne“ und: „Me moss sich och sellevs ens jet Joods dohn“.


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