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Heifelswieß oder eelätzich?

Das Doppel-E hat im Ripuarischen ganz besondere Bedeutung, es entspricht in etwa dem hochdeutschen Eigenschaftswort „eigen“, also „für sich sein“, sich selbst genügen. Selbstgespräche heißen in der Eifel „Eekall“. Wer gedankenverloren in die Gegend starrt, ohne etwas Bestimmtes anzugucken, „hätt de Eekick“. Wem alles gleich ist, sagt: „Datt öss me eenz.“ Wenn zwei das selbe wollen, „senn se sich eenz“.

Die wörtliche Übersetzung von rheinfränkischen Doppel-E-Begriffen ist nicht direkt zielführend, man muss ein wenig um die Ecke denken: „Mit sich eins sein“ oder „Eins werden“ im Sinne von Verschmelzen, sich zusammentun, ver-ein-igen oder auch „mit sich selbst im R-ein-en sein“ trifft in etwa das rheinische „Eenz senn“, dann versteht man auch „Ein-Call“ und „Ein-Kuck“ als Ausdrucksformen für Menschen, die gerade ganz dicht bei sich selbst sind. Aus der Mode gekommen ist die Bezeichnung „Eepass“ für einen Eigenbrötler. Fritz Koenn schreibt die Bezeichnung in seinem Standardwerk „Von Abelong bess Zau Dich Jong“ vor allem Junggesellen („Schardenge“ – wörtlich frz. „Gärtner“, dem Sinn nach Hagestolz) zu, die mit zunehmendem Alter „eepässisch“ werden. Vordergründig Kinder im Fremdel-Alter sind „eekennich“, fühlen sich also nur mit sich selbst und ihren engsten Leuten wohl. Allerdings können auch andere Altersgruppen von Menschenscheu betroffen sein: „Jupp, Du moss mie onge de Löck john, söss wiss Du op Dengen ahlen Daach noch janz eekennich“. Nicht aus eigenem Sprachgebrauch, sondern aus Fritz Koenns Dokumentation der Nordeifeler Mundart der 90er Jahre entnehme ich die Vokabel „eelätzich“ für einzeln: „Nu böss e ahdisch Jöngelche, unn dohn die Klütte net mot Heifelle, sondern eelätzich obeneen läje, Hännesje!“ „Enn Heifel“ ist eine Handvoll, die Steigerung wäre „pöngelswieß“ (bündelweise).


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