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Jott

„Sie sind doch Diakon und Platt können Sie auch?“, fragt mich die alte Dame am Rand einer Konzertveranstaltung in der Schwerfener Schützenhalle, die ich moderiere. Ich bejahe beide Punkte, worauf sie wissen wollte, ob ich als plattsprechender Kleriker denn auch ein „himmlisches Wesen mit einem Buchstaben“ kenne. Diesmal musste ich wahrheitsgemäß verneinen, worauf das Fräuchen triumphierte: „Janz einfach: Jott!“

Wer Platt spricht, kann eines Tages kein „G“ mehr aussprechen. Und auch kein „ch“ mehr, er lässt es nur noch „zischen“: Mit den Worten „Scheiße Manfred Lang“ stellte ich mich einmal im Offizierskasino Fürstenfeldbruck einer Runde von Kollegen aus ganz Deutschland vor – und alles lachte. „So schlimm ist der Name doch gar nicht“, prustete mein Tischnachbar. Dabei hatte ich nur gesagt, wie ich heiße. Als ich dann noch den Titel meiner Zeitung nannte, kannte die Heiterkeit keine Grenzen mehr: „Isch arbeite als Redakteur für die Kölnische Rundschau“. Ähnlich wie beim „ch“ und „sch“ verhält es sich auf Platt mit den Buchstaben „Jeh“ und „Jott“ – irgendwann bei zunehmender mundartlicher Präzision „jeht“ „dat“ „Jeh“ „jarnisch mehr“, nur noch „Jott“. So lässt der Eifeldichter Fritz Koenn eine Mutter ihre Tochter nach Durchsicht von deren Schulaufjaben kritisieren: „Jertrüdchen, hier haste aber ne Fehler jemacht: »Jejen« schreib me net mit zwei »Jott«, »Jejen« schreib me mit zwei »Jee«.“ Janz jenau! Bemüht sich der Rheinländer andererseits darum, besonders „vürnähm ze kalle“, dann vermeidet er auch im Hochdeutschen konsequent jedes „Jott“, sondern redet nur noch „feines Jeh“: „Herrgemineh, Guliane, getzt liegen Gosef seine Gacke und Gohann sein Göppchen in der Gauchegrube.“ Ein Eifeler Junge schrieb angeblich im Schulaufsatz in Relijion: „Gesus und sein Günger Gohannes gingen genseits des Gordans gen Gericho und Gerusalem.“


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