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Mundart für "Nickel"

Pfarrer Peter Oebbecke schrieb Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zwei Chroniken über die Pfarre St. Agnes in Bleibuir. Darin beschreibt er seine Schäflein nicht nur als »Nickele« (Filous), er überliefert auch ihren damaligen Sprachgebrauch.

Dabei listet Oebbecke Mundartausdrücke und Redensarten auf, die anscheinend nichts, aber auch gar nichts mit dem Hochdeutschen zu tun haben. »Merdel« ist die Amsel, »Merkel« der Eichelhäher, »Jöll Jülch« die Goldammer. Ein junges Huhn wurde zu der Zeit in Bleibuir und andernorts »Pöll« oder »Pöllche« genannt, eine leere Eierschale »Kock«. »Schottel« war der Name für eine Holzschüssel, »Baare« für eine Milchschüssel. Der Herd hieß »Komsur«, das Kartoffelmesser »Kniep« oder »Kniepche« und »Schübbes« der Unterrock, namentlich bei Kindern. Die Gitterstäbe beispielsweise einer Heu-Raufe für Pferde wurden zu der Zeit »Tralleje« genannt, der Tragbalken »Träv«. »Klühr« (von frz. Couleur) hieß Farbe, vor allem die Gesichtsfarbe, »Brassel« stand in Bleibuir und anderswo für Lärm und Durcheinander. Das Wiederkauen der Rinder, Schafe und Ziegen nannten die Leute »edrijje«, das Betteln »jrangele« oder »kötte«. Für das Halten eines Mittagsschläfchens (Wer hat dazu heute noch Zeit?) gab es ein eigenes Tätigkeitswort: »enongdeere« oder auch »Enong halde«. Wer an Quai- und Rotbach naschte, der »schnuppte«. Bittere Kost schmeckte »jazz«. Die Nottaufe hieß »Jähdööf«, das Heiraten »bestaade«. »Ich konn ewill« übersetzte Oebbecke mit »Ich komme bald«, »Ich ko stracks« mit »Ich komme nachher.« Wer Ausschlag am Munde hatte (Herpes), war »Pastuersch Kauch an de Jreeve«, also der Pfarrhaushälterin am ausgekochten Schmalz, um die Speckgrieben zu stibitzen. Dabei wurde derjenige mithin erwischt und hat vom »Kauch« einen auf die »Schnöss« bekommen.


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