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Schäpp De, Dures

„Schauß“, „Schaaf“ unn „Schäpp“ sind Wortkreationen ohne erkennbare Verwandtschaft mit hochdeutschen Vokabeln. Gemeint sind die Schublade, der Schrank und das Schöpfgefäß, beziehungsweise das Schöpfen selbst. „Schäpp De, Dures“ ist die Aufforderung an einen Tischgenossen namens Theodor, sich reichlich Kartoffeln, Fleisch und Gemüse auf den Teller zu tun.

„En Schäpp“, wörtlich in etwa „eine Schöpf(kell)e“, wird auch „der Liter“ genannt, mit dem die Bäuerinnen beim Abhof-Verkauf die Milch in die „Kännche“ ihrer Kundinnen schöpfen. Ganz speziell sind „Maahschäpp“, ein eimerförmiges Schöpfgefäß aus Zink mit langem Holzstiehl dran zum Schöpfen der „Maah“ aus der Jauchegrube („Maahpassäng“), und die „Haafeschepp“ zum Abmessen des gequetschten Getreides für Arbeitspferde und Rinder. Auf dem Bauernhof meiner Kindheit lag ein Stahlhelm als „Schäpp“ und Maß en de „Haferkess“ (Haferkiste). Schaaf und Schauß, gehören zusammen, denn speziell „et Köcheschaaf“ (Küchenschrank) verfügt meistens über eine ganze Reihe von Schubladen (Schauße). In einem befindet sich „et Besteck“, hinter zwei Flügeltüren meist „dä Posteleng“ (Porzellan) und in einem „et Schäußje“ genannten Geheimfach alles mögliche „Jeknömmels“. „Do kann me drenn kroose unn sööke“, schreibt Fritz Koenn, „ohne jet ze fönge“. Bei uns zu Hause befanden sich „em Schäußje“ unter anderem Muttern, Schrauben, Heftzwecken, Bindefadenstücke unterschiedlicher Länge, Hosen- und Hemdknöpfe, abgebrochene „Kniepchen“, ein Stück Schraubenzieher, aktuelle Pfennigstücke und Groschen von vor der Währungsreform, eine abgelegte Graue-Star-Brille meiner Oma, dreiviertelleere „Schohnswichs-Dösje“, kleine Nägelchen, Holzstifte, Ventilgummi und eine Handvoll „Kneggele“ und „Marmelle“ (Murmeln).


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