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Vezäll me nix

„Vezäll me nix, äve sach me alles“, mit dieser Formel habe er als junger Anästhesist manchem Patienten im Kreiskrankenhaus Mechernich die Lippen geöffnet, berichtete der frühere Chefarzt Dr. Udo Freiberger anlässlich seiner Pensionierung.

„Sach me alles“ heißt „Butter bei die Fische“, „Verzäll“ hingegen ist unverbindlich. Die Steigerungsform ist „domme seck Verzäll“. Meine Frau und ich haben uns auf die Geheimformel „DSV“ verständigt, wenn wir jemanden kommentieren, der dummes Zeug redet. „Saare“ ist im Rheinland gleichbedeutend mit „die Wahrheit sagen“. Mit „Wells de me net jett saare?“ signalisiert der Zuhörer größte Diskretion, auf die sich der Sprechende („Ich moss de jett saare“) auch verlassen kann. Wohingegen „Sar ens“ ebenso wie „Hüer ens“ oder „Luer ens“ nur Einleitungsfloskeln sind. Auch „Fragen“ hat meist rituelle Bedeutung. Wer wirklich etwas wissen will, der fragt und kündigt die Frage nicht groß an: „Frooch mich net“, signalisiert entweder „Ich habe keine Ahnung“ oder „Nun frag mich schon“. Die Ankündigung „Ich moss Dich ens jett froore“ kann aber auch eine verhörähnliche längere Befragung nach sich ziehen. Man geht dann besser in „Habacht“-Stellung. Die Formulierung zielt in jedem Fall auf Indiskretion. Der Befragte soll etwas preisgeben, was er eigentlich nicht erzählen will. Mit „Fragen“ wurde auch der Moment umschrieben, wenn heimliche Liebe zutage tritt, wenn meist „häer seij jefrooht“ hätt. Geht es darum, jemandem zu erklären, wo es langgeht, dann „säht me ömm bescheed“, „de Meenung“ oder „de Wohrheet“. Wer sich moralisch selbst überschätzt, kann anderen „de Kaanes ze säähne“, im übertragenen Sinne die Leviten lesen. Der Ausdruck geht laut Manfred Konrads auf den gefürchteten Petrus Canisius zurück, mit dessen Katechismus in der Hand sich leicht Vorhaltungen machen ließen.


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