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Bei »Erna« Schroeder gehen die Lichter aus

Nach 50 Jahren ist alles vorbei! Bei »Erna« Schroeder (Schreibwaren, Geschenke, Blumen) in der Jennepeterstraße 5 gehen zum 1. April für immer die Lichter aus. »Leider, das ist kein Aprilscherz«, stellen Inhaber Marc Schroeder und seine Frau Marianne richtig. Damit wird wieder ein gutes »Stück Roetgen« Geschichte. »Wir haben uns diesen Entschluss nicht leicht gemacht«, ist weiter zu hören.
Marianne und Marc Schroeder schließen zum 1. April nach 50 Jahren in Roetgen ihr Geschäft. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Viele schöne Erinnungen an die Zeit der Selbstständigkeit nehmen sie mit und nun haben sie mehr Zeit für ihren Enkel Noah. Foto: Günther Sander

Marianne und Marc Schroeder schließen zum 1. April nach 50 Jahren in Roetgen ihr Geschäft. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Viele schöne Erinnungen an die Zeit der Selbstständigkeit nehmen sie mit und nun haben sie mehr Zeit für ihren Enkel Noah. Foto: Günther Sander

1967 fing in einer Bus-Garage alles an. Marc Schroeders Mutter »Erna« wagte den Schritt, in der Jennepeterstraße »ihre Firma« zu gründen. Bei »Erna«, wie die Roetgener sie liebevoll nannten, gab es Spiel- und Schreibwaren, Geschenkartikel, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, auch ein großes Sortiment an Blumen. Und hier konnte man ein Schwätzchen führen. »Der Laden lief«, er erwies sich bald schon als zu klein, zu eng. »Erna« hatte das Problem erkannt, sie handelte spontan, 1979 nahm sie einen größeren Umbau vor. »Ein schönes Geschäft, eine Bereicherung für Roetgen«, erzählen Marc und Marianne Schroeder, die nach dem Tode von »Erna« 1997 das Geschäft übernahmen. Bis dahin hatte sich die Gründerin richtig reingekniet und engagiert gearbeitet. Marianne Schroeder, gelernte Verlagskauffrau (in der Anzeigenabteilung des Zeitungsverlags Aachen lange Jahre tätig), und ihr Mann Marc, gelernter Einzelhandelskaufmann (er hat sich die Floristik in Kursen noch angeeignet), standen fürderhin bei »Erna« ihren Mann. Die beiden Kaufleute machten da weiter, wo »Erna« aufgehört hatte. Sie präsentierten ein schönes Geschäft, in dem sich die Kundschaft wohlfühlen, in Ruhe kaufen konnte, denn das Sortiment wurde permanent erweitert. »Wir hatten guten Zeiten in Roetgen«, schwärmt Marianne Schroeder in Erinnerungen. Kein Wunder, das Geschäft war breit aufgestellt, genoss einen guten Ruf, hatte zufriedene Kunden.

Sporadischer Zukauf

Das war einmal! In den letzten fünf Jahren aber »sei alles schlechter, schwieriger, problematischer geworden«, sagen die beiden Schroeders unisono. Woran liegt es? »Die Discounter brechen uns den Hals«, lautet die knappe Antwort. Zu »Erna« kommen die Leute nur noch, wenn sie was vergessen haben. Quasi als »Notstopfen«, so die Feststellung. Dabei haben sie und ihr Mann viel Herzblut in das »Lebenswerk« von »Erna« investiert. Jetzt aber, daraus machen sie keinen Hehl, sei man »des Kampfes müde geworden«. Was sollen wir tun?, haben sich die beiden 60- beziehungsweise 62-Jährigen allen Ernstes gefragt? Die Würfel sind gefallen. »Zwischen Weihnachten und Neujahr 2016 haben wir uns überlegt, was wir auf den Messen für die Zukunft unseres Geschäftes einkaufen sollen? Kaufen wir neue Ware, müssen wir weiter machen«, sei ihnen klar geworden. Die Vernunft habe am Ende gesiegt: »Wir schließen!« Leichter gesagt, als getan. »Uns tut die treue, alte Kundschaft leid, aber es muss sein«, bedauern beide. Man hatte sich von den »Neubürgern« mehr erhofft.

Neue Nutzung

Ein echter »Dienstleister« sagt Ade! Bei Schroeder konnten Anzeigen für die Zeitungen aufgegeben werden, hier war Paketannahme und -Ausgabe, es konnten für Veranstaltungen der Ortsvereine Karten im Vorverkauf (»Alles ohne Verkaufsgebühren«) erworben werden, und es gab Bons für die Weckmännchen an St. Martin. Kinder, eine schöne Zeit, es war einmal! Eines steht bereits fest: Es wird kein Geschäft mehr in den Räumen etabliert. Eine andere Nutzungsmöglichkeit sei vorgesehen.

Keine Langeweile

Was machen die Schroeders in ihrem »plötzlichen Ruhestand?« Nun, Marc ist als Musiker bei der Musikvereinigung eine feste Größe, er beschäftigt sich außerdem mit alten Autos hobbymäßig. Marianne hingegen hat feste Pläne: »Ich kann mich jetzt mehr um meinen zweijährigen Enkel Noah kümmern.« Ihre Augen leuchten, denn der süße Fratz war gerade im Laden und wollte auf Omas Arm und mit aufs Foto. Dann wartet auf Marianne Schroeder der Garten, sie möchte sich wieder mehr sportlich betätigen und ihre Französischkenntnisse aufbessern. Eines wissen beide genau: »Alles hat seine Zeit!« Die steht den Ex-Geschäftsleuten nun mehr zur Verfügung. Nach einem halben Jahrhundert ist alles vorbei.


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