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»Jeder Mensch trägt Gnade Gottes«

Er war nicht aus den katholischen Pfarrgemeinden von Roetgen und Rott wegzudenken und ist es auch noch nicht. Und doch ist er nicht mehr da, der langjährige Gemeindereferent Michael Reimann. Roetgen (heg). Mit einem Dankgottesdienst in der Roetgener Pfarrkirche verabschiedete sich Michael Reimann nach 31 Jahren aus den Pfarrgemeinden St. Hubertus Roetgen und St. Antonius Rott. Gleichzeitig beendete er seinen Dienst in der GdG Kornelimünster/Roetgen. Der gebürtige Trierer ist seit der Hochzeit mit seiner Frau Rita 1975 in Roetgen zu Hause. Schnell engagierte er sich ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde, unter anderem im Kirchenchor, in der Jugendarbeit in der Teestube und in der Firmvorbereitung. Ab 1979 war er einer der ersten Lektoren und Kommunionhelfer. Von der Bundeswehr zur Theologie Nach zehnjährigem Dienst in der Bundeswehr entschloss sich Michael Reimann zu einer Neuorientierung. Er nahm ein Theologie-Fachstudium auf, das er als Fernkurs unter der Begleitung des Bistums Aachen absolvierte. 1985 begann er seinen hauptamtlichen Dienst als Gemeindeassistent unter Pfarrer Walter Knöllinger. Nach dessen Erkrankung musste er schon Leitungsaufgaben übernehmen, obwohl er sich noch im Studium befand. Ab 1988 begann die 25-jährige Zusammenarbeit mit Pfarrer Hans-Georg Schornstein, der nicht nur sein Chef wurde. »Mit einem guten Freund durfte ich die Gemeinden für die Zukunft aufbauen«, beschreibt Michael Reimann im neuen Pfarr-Info den Prozess der Veränderung, der Anfang der 2000er-Jahre einsetzte. Seinen Arbeitsschwerpunkt habe er eigentlich immer als Gemeindereferent für Roetgen und Rott gesehen, der von dort aus auch die Gemeinschaft der Gemeinden Kornelimünster/Roetgen im Blick hatte, erinnert er sich. Doch dieser Blickwinkel habe sich verschieben müssen, nun werde aus der GdG heraus auf die einzelnen Gemeinden geschaut. Ehrenamt »Sehr vielen unterschiedlichen Menschen war er Wegbegleiter, Gesprächspartner, Vorbild und Unterstützer… Er hat das Leben unserer Gemeinden entschieden geprägt und gestaltet«, würdigt das Leitungsteam der Pfarren Roetgen/Rott die langjährige Tätigkeit vom Michael Reimann. Besonders heben Dr. Marion Behrendt-Höhne, Brigitte Palm und Angelika Paßen hervor, dass ihm die Stärkung und Unterstützung der Arbeit von Laien und Ehrenamtlern immer ein wichtiges Anliegen gewesen sei. Er habe Ehrenamtler nie als »Lückenbüßer« gesehen, betont auch Michael Reimann selbst. Entscheidend und wichtig ist die aktive Mitarbeit von Ehrenamtlern in den Gemeinden. Sie in ihrer Verantwortung zu stärken und zu ermutigen, ohne sie zu überfordern, sei in Zukunft eine wichtige Aufgabe der hauptamtlichen Mitarbeiter in der GdG. Bei dem Leitungsteam und dem Pfarreirat sieht er nach seinem Abschied die beiden Gemeinden in guten Händen. In guter Teamarbeit werden unter anderem regelmäßige sonntägliche Wort-Gottes-Feiern, Gemeindekatechese und Caritas sowie die Vorbereitung von Kindern und Jugendlichen auf die Sakramente wahrgenommen. Auch für die Herausgabe des Pfarr-Infos konnte ein neuer Mitarbeiter gewonnen werden. Geprägt war der pastorale Dienst von Michael Reimann stets von seinem persönlichen Glauben. In einem katholischen Elternhaus wurde er von einer tief religiösen Mutter erzogen. Anonymer Christ Später hat ihn die Theologie von Karl Rahner stark beeinflusst. Sowohl dessen Forderungen, dass sich die Kirche »Neuem und Unerprobtem« öffnen müsse als auch die These vom »anonymen Christentum«, der zufolge alle Menschen (auch außerhalb des Christentums) aufgrund des für alle geltenden Heilswillens Gottes als »anonyme Christen« anzusehen sind, wenn sie in Selbstlosigkeit und Liebe und damit - ihnen selbst unbewusst - in einer Art Nachfolge Christi leben, haben ihn in seiner Meinung bestärkt, dass jeder Mensch die Gnade Gottes in sich trage. »Für diese Ansichten bin ich auch manchmal angefeindet worden«, erinnert er sich. Jedoch war es diese den Menschen zugewandte Einstellung, die befähigte, ihnen in vielen Begegnungen Trost und Zuwendung zu geben – »mit viel Herz und Engagement«, wie das Leitungsteam hervorhebt. Michael Reimann beendet seinen derzeitigen Dienst aus privaten persönlichen Gründen. In den nächsten Wochen wird dem 61-Jährigen vom Bistum eine neue Aufgabe übertragen.


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