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»Roetgen ist alles« für Hans Lennartz

Die Eifel, Roetgen, Heimat, Vereine, Sport und Politik - das ist die Welt des Hans Lennartz, der längst schon in der Gemeinde und darüber hinaus zu einem echten »Urgestein« geworden ist. Ein »Vereinsmensch« durch und durch, »aber kein Vereinsmeier«, wie er im Gespräch gegenüber dem »Wochenspiegel« betont.

Die ganz große Liebe ist »sein« Roetgen, wo er viele Freunde besitzt, wo der gebürtige Aachener seit 1941, als seine »Öcher Eltern« ein Haus in der Schwerzfelder Straße kauften, richtig »Fuß gefasst hat.« »Ich liebe hier den Menschenschlag, der imponiert mir«, sagt Hans Lennartz überzeugend. In Vereinen gebe es keinen »Roetgener Klüngel« und auch keine Intrigen. Er muss es wissen, denn ab 1943 besuchte er die Roetgener Volksschule, später die Handelsschule in Aachen, um dann in das elterliche Speditions- und Plakatanschlagunternehmen eine Bürolehre zu absolvieren und auch fürderhin arbeitete. 1970 machte Hans Lennartz sich in Roetgen mit einer kleinen Möbel-speditionsfirma und einem Auslieferungslager für Kosmetik an der Bundesstraße selbstständig. Beim Kameradschaftsabend des TV Roetgen traf er 1953 die Turnerin Elisabeth Cremer, die er 1956 heiratete. Sie haben drei Kinder (zwei Töchter, ein Sohn). Ja, da ist man dann auch schon bei den Roetgener Vereinen angelangt, die Hans Lennartz über den grünen Klee lobt und bei denen er »kräftig mitgemischt hat.«

Handball

In der Saison 1947/48 kam er als Handballer zum TV Roetgen, hütete mit erst 16 Jahren in der ersten Feldhandballmannschaft das Tor bis 1952, dann wechselte der »Rüetscher« zum TV Forst. 1953 aber landete Lennartz erneut beim TV Roetgen, wo er bis 1960 als Keeper zwischen den Pfosten stand und die Kiste so gut als möglich rein hielt. »Dann war ich Schiedsrichter im Handballkreis Aachen, 1958 wählte man mich dort zum Jugendwart und 1965 sogar auf Mittelrheinebene«, sagt er stolz. Mit der A-Jugend-Auswahl reise er in die Stadt der Liebe, nach Paris. Dann 1970 ein weiteres Highlight in seinem sportlichen Leben: »Der Deutsche Handballbund berief mich als Jugendwart.« 1971 trat er von diesem Amt zurück, um sich dem TV Roetgen mehr widmen zu können.

Schach

Und auch das »Königliche Spiel« hat Lennartz in seinen Bann gezogen. Als 15-Jähriger erlernte er während einer Krankheit das Schachspiel. 1952 gründete Hans Lennartz den Schach-Club Roetgen. Von nun an ging es bergauf: Er wurde mehrfacher Vereins-, Kreis- und Bezirksmeister, bis man ihm 1979 das Amt des ersten Vorsitzenden im Schachkreis Aachen anbot. »14 Jahre lang war ich hier dabei«, lacht Lennartz, er war »auf höchster Ebene tätig.« Auf dem NRW-Schachkongress wählte man den Roetgener 1985 zum Schatzmeister, er hatte rund 20 000 Schachspieler zu betreuen. Dann zog er sich vom eigentlichen Leistungsschachsport zurück, bestritt in den 90-er Jahren verstärkt aber Seniorenturniere. Dann strahlen seine Augen: »Mehrfach habe ich in Berlin bei den Politiker-Schachtreffen gespielt. Meine Gegner waren unter anderem Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der damalige Bundesinnenminister Otto Schily, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der heutige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble«. »Schöne Zeiten«, freut sich Hans Lennartz und schwelgt in Erinnerungen.

Maibaum

Das Ortskartell darf in seiner Vereinssammlung nicht fehlen. 2003 wurde er Vorsitzender, 2004 führte er das Maibaum-Aufstellen wieder ein, das bis heute beliebt ist. 2008 legte Lennartz den Vorsitz nieder, Nachfolger wurde Paul Matt. Was wäre ein »Hans Dampf in allen Gassen«, so darf man Hans Lennartz getrost bezeichnen, ohne die Kommunalpolitik. 1957 trat er der SPD bei, er wurde kürzlich für 70 Jahre Treue geehrt und ausgezeichnet (wir berichteten). Als Kandidat für den Roetgener Gemeinderat holte er ein Direktmandat, gehörte mehreren Ausschüssen an, war Fraktionssprecher. 1964 gewann er »direkt« den Sprung in den Kreistag. »Das war wohl einmalig in der Nachkriegsgeschichte im Kreis Monschau«, lässt Hans Lennartz wissen. Sein Bruder Erich war mehrfach direkt im Roetgener Gemeinderat vertreten, viele Jahre stellvertretender Bürgermeister. Mit großer Begeisterung kommt Hans Lennartz auf das Jahr 1987 zu sprechen.

Bimmelbahn

Sein Bruder Erich, der in Roetgen einen Omnibusbetrieb führte, hatte die tolle Idee, in Monschau eine Bimmelbahn einzurichten. »Da muss ich dem damaligen Stadtdirektor und heutigen Städteregionsrat Helmut Etschenberg ein dickes Lob zollen, er hat uns den Weg zu dieser Idee geebnet.« 1988 fuhr das Bähnchen durch die Stadt bis rauf zur Burg. Bis 1996 - dann haben die Lennartz-Brüder das Unternehmen verkauft. Was wäre ein Roetgener ohne die Geschichte seines Ortes? 2006 bat Bürgermeister Manfred Eis Hans Lennartz, Einladungen für den Heimat- und Geschichtsverein (HeuGeVe) zu verschicken. »Ich habe mit Dieter Fischer gesprochen und ihn mit ins Boot genommen.« Auf Anhieb waren acht Mitstreiter bereit, dem Verein beizutreten. »Heute ein fester Bestandteil im Ort«, weiß Lennartz. Er selbst hat in bisher elf erschienenen Heimatkalendern Roetgener Geschichten veröffentlicht, auch für den nächsten Kalender ist er derzeit dabei, wieder »Stoff zu liefern.« Diesmal über den Bau der Leichenhalle auf dem Roetgener Friedhof. Das kann ja heiter werden, denn ehe dieses Vorhaben verwirklicht werden konnte, sei mächtig Zoff im Ort gewesen – und im Gemeinderat. Auslöser sei ein Leserbrief in der Zeitung gewesen, der ohne Namensnennung gekennzeichnet war. Der nächste Heimatkalender verspricht Spannung. Übrigens: Der 84-jährige hält sich fit, ist häufig auf dem Ravelradweg mit seinem Fahrrad unterwegs.

Auszeichnung

? 1963 erhielt Hans Lennartz das Bundesverdienstkreuz. 1984 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des TV Roetgen ernannt, dann auch Ehrenvorsitzender des Aachener Schachverbandes. Erst kürzlich die Würdigung für 70 Jahre Mitgliedschaft in der SPD. Im Schachbund Nordrhein-Westfalen ist Hans Lennartz ebenfalls Ehrenmitglied.


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