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Schwarzgeschäfte: Bislang 7,7 Millionen "aufgespürt"

„Maulkorb“ für Chef des Trierer Finanzamtes /

Trier/Koblenz. Der Skandal um Schwarzgeschäfte bei Moselwinzern wird immer größer. Mittlerweile wurden die Ermittlungen auf das gesamte Land ausgeweitet. Hintergrund: Winzer hatten ihre Korken und sonstigen Weinverschlüsse im Wege eines sogenannten „Rechnungssplittings“ erworben. Hierbei wird ein Teil der Ware mit Anschrift und Kundenkonto des Winzers berechnet und ein anderer Teil als anonymer Barverkauf abgewickelt. Der Verdacht, dass Wein an der Steuer vorbei verkauft wurde, hat sich bei den sich anschließenden Untersuchungen bestätigt.
Heute gab das Landesamt für Steuern in Koblenz weitere Details bekannt. Demnach sind bislang 87 Steuerverfahren abgeschlossen. Dadurch hat der Staat rund 7,7 Millionen Euro an Steuern (inklusive Zinsen) eingenommen. Von mit diesen Verfahren einhergehenden Strafverfahren sind bereits 64 rechtskräftig abgeschlossen. Ein Verfahren wurde an die zuständige Staatsanwaltschaft Koblenz abgegeben. Der Winzer zeigte sich, so Informationen des WochenSpiegel „unkooperativ“. Es soll dabei, so Recherchen unserer Zeitung, um einen Steuer-Betrag in Höhe von rund 500.000 Euro gehen, der hinterzogen wurde. Lediglich fünf Winzer haben nach Angaben des Landesamtes für Steuern Selbstanzeige erstattet.
Mehr Einzelheiten hat das Landesamt für Steuern bislang nicht mitgeteilt. Warum die Auskünfte so spärlich fließen ist unklar. Die Koblenzer Behörde hat offenbar dem Trierer Finanzsamtschef Jürgen Kentenich einen „Maulkorb“ verhängt. Kentenich, dem auch die Steuerfahndung untersteht, hatte in den vergangenen Wochen immer wieder im WochenSpiegel-Interview offen und ausführlich über die Anzahl der Fälle und ihre Größenordnungen berichtet. Als die WochenSpiegel-Redaktion ihn vergangene Woche mit einer Anfrage kontaktierte, durfte er sich nicht mehr zu den Fällen äußern. „Ich bitte um Verständnis, das lediglich das Landesamt für Steuern noch Auskünfte in dem Fall geben kann.“ Ein Steuerfahnder gegenüber dem WochenSpiegel: „Dem Landesamt war es offenbar ein Dorn im Auge, wie offen Herr Kentenich mit den Medien umgegangen ist“.


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