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Erst der Anbau, dann die Operationen

Leon kam körperbehindert zur Welt. Der Achtjährige hat schon etliche Operationen hinter sich. Nun ist sein linkes Bein an der Reihe. Doch zuvor braucht das Haus der Familie einen behindertengerechten Anbau. Eigentlich hatten die neuerlichen Operationen und der notwendige Anbau im vergangenen Jahr angestanden. Doch dann kam der Wasserschaden, das Haus war ruiniert, für Monate unbewohnbar - und unterversichert. Leon musste ausziehen, und mit ihm die Geschwister Lars, 17, Lara-Marie, 13, Mama Kerstin und ihr neuer Partner. Wie viel Lebensmut in der Familie steckt, belegt der Fortgang der Geschichte: Man wohnte über ein halbes Jahr in einem anderen Haus, die Mutter heiratete wieder, wurde schwanger und bekam im Frühjahr Kind Nummer 4, Laron, den »Zwerg«. »Ich bin eine Vollzeitmami mit ganz viel Herz«, sagt Kerstin Lang über sich selbst.

Familie voller Lebensmut

Dennoch stieß auch sie an ihre Grenzen, sowohl nervlich als auch finanziell. Maria Klein, Vorsitzende des Elternkreises behinderter Kinder, mit der die Familie im Dauerkontakt steht, informierte sie dann im Sommer: »Wir werden euch dabei unterstützen, den Anbau endlich zu realisieren.« Leon kann ohne diesen Anbau mit ebenerdiger, behindertengerechter Dusche und WC nicht operiert werden. Lediglich die Schlafräume liegen im ersten Stockwerk; unten spielt sich das gesamte Leben ab. Dort wird gekocht, gegessen, die Hausaufgaben gemacht oder ferngesehen. Von all dem wäre Leon abgeschnitten, wenn er jetzt operiert würde. Maria Klein: »Leon ist ein kräftiges Kerlchen.« Bei seinem Körpergewicht ist es der Mutter unmöglich, ihn mehrmals am Tag die Treppe hoch und runter zu tragen. »Ich müsste ihn fix dort oben einquartieren. Er wäre für einen langen Zeitraum allein. Das kommt überhaupt nicht in Frage.«

Krankheit ohne Namen

Für Leons Krankheit gibt es keinen Namen. »Eine Laune der Natur« hatten drei Ärzte unabhängig voneinander diagnostiziert. Seine linke Körperhälfte wächst anders als die rechte, weist Fehlbildungen auf. Die Hand hatte keine Finger, das Bein ist deutlich kürzer. So einzigartig seine Einschränkungen sind, so einzigartig ist auch die Behandlung: Niemand kann sagen, wie Leon auf die erste OP an seinem Bein ansprechen wird, wie viele OP´s es schlussendlich braucht, wielange der Heilungsprozess dauern oder wie erfolgreich die chirurgischen Eingriffe generell sein werden. Viel Mut gehört dazu, sich dieser Ungewissheit zu stellen. Leon ist mutig. Auch die Geschwister sind es, stellen Fragen, lösen Herausforderungen gemeinsam, suchen und finden Antworten, was die eigene und die Zukunft ihres Bruders betrifft.

Einmal in den Centerpark

Leons Weihnachtswunsch? »Noch einmal in den Center Park fahren.« Dorthin war im August die dreitägige Hochzeitsreise seiner Eltern gegangen: mit Kind - mit vier Kindern - und Kegel. Der Elternkreis hat ein Konto eingerichtet, um die Operationen zu ermöglichen. Und vielleicht lässt sich auch Lichtkünstler R. O. Schabbach etwas für Leon einfallen... Wer helfen möchte: Elternkreis behinderter Kinder, Konto 100 70 60 54, BLZ 587 609 54, bei den VVR, Stichwort: »Leon«. pug

Hintergrund

Der Elternkreis behinderter Kinder Wittlich e.V. ist eine Selbsthilfegruppe, die Betroffenen u.a. einen fundierten Erfahrungsaustausch und Seminare bietet. Er hilft bei der Beschaffung von Hilfsmitteln, informiert über alternative Heilverfahren und hilft in Notfällen mit Spendengeldern. Kontakt: Tel. 06571 / 66 96 (M. Klein)


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