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Eine ungewöhnliche Karriere

Ronny Schausten (37) war Anfang des Jahres 2015 zum ersten Mal in seinem Leben arbeitslos. Für den Bremmer war das der Impuls den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Jungunternehmer Ronny Schausten (3. v. l.) und ein Teil seines Teams in seinen Geschäftsräumen in Bad Bertrich.

Jungunternehmer Ronny Schausten (3. v. l.) und ein Teil seines Teams in seinen Geschäftsräumen in Bad Bertrich.

Wer nach Bad Bertrich fährt denkt eher an Kurbetrieb, Venenerkrankungen, Reha-Maßnahmen oder die Vorzüge der Glaubersalz-Therme als an ein Unternehmen, das mit gebrauchter Software handelt. Ronny Schausten hat hier den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und binnen zwei Jahren einen Jahresumsatz von rund einer Million Euro generiert. Salopp gesagt ist der Bremmer, der einst Brot und Brötchen ausgefahren hat zum Brötchengeber für sich und sieben Mitarbeiter von der Buchhaltung über die Akquise bis hin zur Dienstleistung im technischen Bereich geworden. Vom Brötchenfahrer zum Brötchengeber "Wir sind schon ein verrückter Haufen", lacht der junge Unternehmer, wohl wissend, dass seine Mitarbeiter - wie er - den Job auch als Berufung sehen. Dass Ronny Schausten eine Affinität zu Computern hat verwundert nicht, denn er gehört einer Generation an, die mit Bytes groß geworden ist. "Mit sechs Jahren hatte ich einen C64", schmunzelt der Selfmademan, der nach dem Fachabitur eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolvierte. Um seine junge Familie zu ernähren, stand danach das Geld verdienen absolut im Vordergrund, erzählt Ronny Schausten, der sich gerne weiter qualifiziert hätte. "So konnte ich nebenbei ein paar Webshops betreuen, aber letztlich verdiente ich meine Brötchen als Lkw-Fahrer für eine Bäckerei. Das war körperlich schwere Arbeit. Ich musste den Lkw selbst beladen und entladen. Reine Fließbandarbeit, aber das Geld stimmte", beschreibt Schausten sein berufliches Dasein von 2007 bis 2014. Arbeitslosigkeit als Triebfeder Dann wechselte er den Job. Er blieb zwar dem Bäckereiwesen treu, aber er sollte auch die Marketingarbeit seines neuen Arbeitgebers betreuen. Da ihm aber der häufige Einsatz in der Produktion nicht schmeckte, war diese Liaison nach vier Monaten vorbei und Schausten war zum ersten Mal in seinem Leben arbeitslos. Was tun? Nachdem er einen Termin in der Arbeitsagentur verpasst hatte - warum ist ihm heute noch unerklärlich - wurde sein Arbeitslosengeld um 30 Prozent gekürzt. "Zudem musste ich zu einem stumpfsinnigen Bewerbertraining gehen. Das war unter meiner Würde. Da reifte der Entschluss den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen", lässt der Bremmer die härtesten Monate seines Lebens noch einmal vor seinem geistigen Auge ablaufen. Handel mit Softwarelizenzen Mit einem Businessplan in der Hand geht er zur Industrie- und Handelskammer. Seine Geschäftsidee, der Handel mit Softwarelizenzen, wird für erfolgsversprechend gefunden und er startete durch. "Lizenzen werden gehandelt und dürfen in der EU gehandelt werden. Wenn jemand beispielsweise eine aktuelle Office-Version erwirbt, hat er ja noch eine ältere und die ist meist ja auch noch zu gebrauchen. Diese Software kann für einen Einmalbetrag genutzt werden. Der Preis wird vom Angebot und der Nachfrage bestimmt. Für den Käufer ist es in jedem Fall günstig. Wer sich beispielsweise auf dem ostasiatischen Markt bedient, könnte allerdings Probleme bekommen. Zu meinen Kunden zählen Unternehmen und Behörden. Viele sind mittlerweile zu Stammkunden geworden. Wenn ich meine geschäftlichen Kontakte addiere dürften es rund 8.000 Firmenkunden sein", erklärt Schausten sein Geschäftsmodell, dass er mittlerweile auch auf den Bereich der Sozialen Medien ausgedehnt hat. In diesem Segment sieht er zukünftig ein großes Potenzial wenn es um die Personalakquise geht. "Ich habe so selbst fast alle meine Mitarbeiter gefunden", ist er sicher auch hier den richtigen Knopf zu drücken. Expansion als Ziel Seit rund 18 Monaten ist er mit seinen jetzt zwei Unternehmen, "S2 Software" und "Lowsoft", in Bad Bertrich ansässig. Zunächst hatte er eine Ferienwohnung angemietet, um mit dem Verlassen des Heimatortes Bremm kein allzu großes Risiko einzugehen. "Ich habe aber relativ schnell gemerkt, dass eine solche Location als Geschäftsraum nicht optimal war und so bin ich Am Römerkessel fündig geworden. Wir haben hier eine 50MBit-Leitung zur Verfügung. Damit kommen wir im Großen und Ganzen zurecht. Glasfaser wäre natürlich noch besser", zeigt er , dass Stillstand in dieser Branche nicht förderlich ist. Das am Eingang aufgedruckte Label "Server for Germany" ist auch Ausdruck eines hohen Selbstbewusstseins. Schausten ist von seiner Idee überzeugt und er will weiter expandieren. Im kommenden Jahr wird er mit seinem Team auf den Barl ziehen. Sein Fazit nach noch nicht einmal drei Jahren Selbstständigkeit spricht in jedem Fall Bände: "Ich war zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt am richtigen Ort!" Dem bleibt im Moment nicht viel hinzuzufügen. Weitere Informationen zum Bad Bertricher Start-up- Unternehmen gibt es im Internet unter www.lowsoft.eu Foto: Pauly


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