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Englischer Start-up-Unternehmer hebt ab

Start-up-Unternehmer Nick Waters hat ein mobiles Sound-System mit Eimern als Klangkörper entwickelt. Die sogenannten "Rocketz" sollen die Menschen aus ihrer digitalen Zwangsjacke befreien.
Nick Waters‘ Erfindung erfreut sich großer Beliebtheit. 60 Prototypen baute der englische Start-up-Unternehmer, bis er 2016 mit dem Verleih seiner Rocketz durchstartete. Foto: Schieke

Nick Waters‘ Erfindung erfreut sich großer Beliebtheit. 60 Prototypen baute der englische Start-up-Unternehmer, bis er 2016 mit dem Verleih seiner Rocketz durchstartete. Foto: Schieke

"Musik war immer etwas, was geteilt wurde. Durch die digitale Revolution und die Erfindung von MP3-Playern und Kopfhörern wurde Musik zunehmend persönlicher, sodass es in der heutigen Zeit immer schwieriger wird, Musik zusammen zu genießen." Als Vertreter dieser Ansicht erfindet Nicholas (Nick) Waters vor fünf Jahren "Rocketz" – ein mobiles Soundsystem mit Eimern als Klangkörper.

Rocketz-Verleih als nachhaltiges Konzept

Mit einem Gewicht unter fünf Kilogramm und Akkus als Energiequelle sind "Rocketz" über Handy, Tablet oder MP3-Player jederzeit und überall leicht zu bespielen. 60 Prototypen hat der gebürtige Engländer in den vergangenen fünf Jahren gebaut, bis er 2016 mit dem Verleih seiner "Raketen" deutschlandweit durchstartete. Auch die Schweiz und Spanien wurden schon mit "Rocketz" beliefert. Heute verschickt der 49-Jährige bis zu 25 Pakete am Tag und hat für Verbesserungsvorschläge noch immer ein offenes Ohr: "Wir legen in jede Lieferung eine Bewertungskarte. Weil wir keine Massenproduktion haben, können wir durch unser nachhaltiges Konzept ganz schnell und einfach Dinge verbessern, die eventuell kritisiert wurden und müssen keine ganze Serie wegwerfen."

Käsekuchen und deutsche Schimpfwörter

Seit 20 Jahren lebt der erfolgreiche Start-up-Unternehmer in Deutschland und hat in diesem Jahr mit einem Antrag auf Einbürgerung einen weiteren großen Schritt gemacht. Da seine Großeltern als Deutschjuden 1938 nach England auswanderten, hatte er schon immer eine Verbindung zu Deutschland. "Auf der einen Seite hatte ich ein englisches Leben, auf der anderen Seite gab es bei meinen Großeltern Käsekuchen, Sauerkraut und jüdisch-deutsche Schimpfwörter", erinnert sich Waters. Aufgewachsen in Milton Keynes, dem Silicon Valley Großbritanniens, begann er sich schon früh für seine deutschen Wurzeln zu interessieren. Bereits in seiner Jugend kam er oft zum Austausch nach Wittlich, der damaligen Partnerstadt Milton Keynes’, und lernte so auch Trier kennen. In Milton Keynes wuchs Waters mit viel Veränderung auf. Während die moderne Start-up-Stadt in seiner Kindheit erst 40.000 Einwohner zählte, sind es heute schon 250.000 – und es werden immer mehr. Erfahrung in der Technologiebranche sammelte der studierte Wirtschaftsmathematiker und Ökonom bei vielen verschiedenen Technologie Start-up-Unternehmen, bei denen er unter anderem für Firmen in Korea, Hong-Kong und China arbeitete. Nach Deutschland kam er durch seine Bewerbung auf das Angebot einer englischen Firma mit Niederlassung in Düsseldorf, für die er arbeitete. Weil ihm Düsseldorf nicht gefiel, zog es ihn schon bald nach Luxemburg zu einem Fintech-Unternehmen, bei dem er zehn Jahre blieb.

"Teilzeit"-Vater von drei Töchtern

Heute kümmert sich Waters die Hälfte der Woche um seinen eigenen Laden und die andere Hälfte arbeitet er Teilzeit und kümmert sich um seine drei Töchter. Mit ihnen und seiner Frau, die in Luxemburg als Psychologin arbeitet, wohnt er in Trier. Unterstützt wird er von zwei Mitarbeitern in Teilzeit und zahlreichen Praktikanten der Berufsschule, für die "Rocketz" eine beliebte Anlaufstelle ist. Seine Geschäfte wickelt Waters hauptsächlich online ab. Waters' moderne Weltsicht, dass man mit sehr wenig sehr viel erreichen könne, spiegelt auch seine Niederlassung wider. Weil die Banken eine Finanzierung abgelehnt haben, musste er als Start-up-Unternehmen die Kosten so niedrig wie möglich halten und vereint auf 40 Quadratmetern in der Saarstraße Werkstatt und Büro. "Was Trier im Gegensatz zu meiner Heimatstadt hat, ist Tradition und Beständigkeit. Ich möchte gerne die Art von Modernität hierher bringen, den Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren."

Gegentrend setzen

Diese Einstellung möchte der 49-Jährige auch seinen Praktikanten vermitteln: "Es ist fast gut, wenn etwas schiefgeht, denn dann lernt man etwas. Nur durch Lernerfahrungen kommt man weiter."
Mit "Rocketz" will Waters einen Gegentrend zu den großen Firmen setzen: "Durch die Personalisierung von Musik ist eine Lücke entstanden. Momentan sind wir in einer digitalen Zwangsjacke – alles wird mit Kopfhörern abgespielt. Ich will die Leute daraus befreien und will, dass alle zusammen Musik genießen, denn Musik ist ein gesellschaftliches Erbgut das man teilen sollte."

Weitere Infos gibt es hier. HS


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