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Mit Höflichkeit gegen Giftköder: Ein ungleicher Kampf?

Britta Schönhofen aus Wittlich will ein besonderes Konzept zum besseren Umgang zwischen Hundehaltern und -gegnern umsetzen.
Höfliche Hundehalterin: Britta Schönhofen (Foto: Archiv)

Höfliche Hundehalterin: Britta Schönhofen (Foto: Archiv)

Durchfall, Erbrechen, Atembeschwerden, Krämpfe, Muskelzittern, Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall ein elender Tod. Es gibt kaum eine größere Gefahr für Hunde als Giftköder.   Britta Schönhofen, Inhaberin der Hundeschule Pfotenalarm in Wittlich, macht sich Sorgen, kontrolliert mittlerweile vor dem Training regelmäßig sogar den eigenen Hundeplatz. Nun hat sie sich mit einem eigenen Konzept an Bürgermeister Joachim Rodenkirch gewandt. Arbeitstitel »Höflichkeit gegen Giftköder«. »Grundsätzlich kann ich Menschen verstehen, die verärgert über unhöfliche Hundehalter sind. Ich denke, es ist endlich an der Zeit, der Stadt Wittlich zu zeigen, dass es auch höfliche Hundehalter gibt, die ihren Pflichten nachkommen,« schreibt sie in dem Papier.
Britta Schönhofen möchte 100 Hundehalter finden, die den Kot aufsammeln. Diese Hundehalter sollten mit einem Foto in der Zeitung die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit ihres Handelns untermauern. »Zudem möchte ich gemeinsam mit dem Ordnungsamt eine Artikelserie veröffentlichen, in  der alle Rechte, Pflichten und Gesetze für Hundehalter noch einmal ausführlich erklärt und beschrieben werden.«

Gesucht: Sponsoren für Beutelaktion

Während eines Informationstages für Hundehalter im August sollen 1.000 Rollen Kotbeutel verschenkt werden, um allen Bürgern zu zeigen, dass es auch Hundehalter gibt, die ihren Pflichten nachkommen.
Zur Finanzierung von neuen Kotbeutelspendern im Stadtgebiet schlägt Britta Schönhofen Spendenaktionen vor.  »Vielleicht könnte man auch Firmen aus Wittlich als ´Paten´ dafür gewinnen«. Alternativ gebe es Anbieter, die Kotbeutelspender mit Mülleimer und umweltfreundlichen Tüten für Städte und Gemeinden aufstellen, pflegen und warten.  Die Trainerin hat dafür auch bereits die typischen »Gassi-Geh-Strecken« wie Stadtpark, Trimm-dich-Pfad, Afferberg oder Sterenbachsee im Auge.

Belohnungssystem für Hundehalter

Hundehalter, die ihren Kot aufsammeln, ihren Hund anleinen, wenn ihnen jemand entgegen kommt, ihren Hund nicht im Stadtgebiet ohne Leine laufen lassen und sich an einfache Höflichkeitsregeln halten, sollen darüber hin aus belohnt werden. Britta Schönhofen: »Obwohl die Hundesteuer eine reine Luxussteuer ist, argumentieren viele Hundehalter, dass sie den Kot ihrer Tiere nicht aufsammeln, weil sie schließlich Hundesteuer zahlen. Das ist natürlich Blödsinn, jedoch sind einige Bundesländer hundefreundlicher als andere und haben um Beispiel gesonderte Freilaufflächen für Hunde.« Mit Hilfe der Stadtverwaltung ließe sich dazu ein Belohnungssystem einführen, das sich zum Beispiel am neuen DHVE-Hundeführerschein festmacht.   »Hier werden Hund und Halter in drei Stufen geprüft. Wer die dritte Stufe besteht, hat sich viel Arbeit mit der Ausbildung auf Alltagstauglichkeit seines Hundes gemacht und sollte mit einer Befreiung, ersatzweise Ermäßigung der Hundesteuer belohnt werden«, sagt Britta Schönhofen.

Höhere Hundesteuer für Sünder

Umgekehrt müsse mit einer drastischen Erhöhung der Hundesteuer rechnen, wer den Kot seines Hundes einfach liegen lasse. Bei erfolgreicher Umsetzung könnte dieses Projekt auch für andere Gemeinden und Städte Vorreiter sein, hofft Britta Schönhofen, der es vor allem auf ein dauerhaftes, höfliches und respektvolles Miteinander von Hundehaltern und »Nichthundehaltern« ankommt. Deren Wut kann sie zum Teil sogar nachvollziehen, nicht aber die Perversion dahinter: »Wer Giftköder auslegt, geht immerhin mit einer Tötungsabsicht an den Hund«. Und noch eines gibt sie zu bedenken: Giftköder sind auch für Kinder extrem gefährlich. (ste)
Kommentar Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert! Mehr Hunde, mehr Hundekot und mehr Streitigkeiten zwischen Hundebesitzern und -gegnern. Da staut sich Wut auf, die ihr Ventil sucht. Doch die Hunde können nichts für die Versäumnisse von »Herr‘chen und Frau‘chen«. Die Wittlicher Idee mit »Höflichkeit gegen Giftköder« klingt wie ein Kampf gegen Windmühlen - ist aber einen Versuch wert.  Denn wer miteinander auf Augenhöhe diskutiert und Lösungsvorschläge anbietet, sorgt für Deeskalation  und Verständnis. Vielleicht hilft‘s ja!
Arnt Finkenberg
arntfinkenberg@tw-verlag.de


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