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Wildunfälle vermeiden mit dem Tierfund-Kataster

Der Deutsche Jagdverband (DJV) fordert bessere Finanzierung des Bundesprogramms Wiedervernetzung und ruft Verkehrsteilnehmer auf, Wildunfälle aktiv im Tierfund-Kataster einzutragen.
Foto: Symbolbild/Archiv

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Straßen zerschneiden Lebensräume von Tieren und gefährden damit die biologische Vielfalt, weil Tiere nur noch schwer wandern können oder verunglücken. Eine Herausforderung für den Tierschutz: Alle zweieinhalb Minuten kollidiert ein Reh, Wildschwein oder Hirsch mit einem Fahrzeug, zeigt die Statistik der Jäger. Seit zwei Jahrzehnten arbeiten das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Deutsche Jagdverband (DJV) in verschiedenen Projekten zusammen, um Lebensräume mit Hilfe von Grünbrücken aktiv wieder zu vernetzen und das Risiko von Wildunfällen zu minimieren. Im Sinne von mehr Tierschutz ruft  der DJV jetzt Verkehrsteilnehmer und Naturliebhaber auf, das Tierfund-Kataster aktiv zu unterstützen. In diesem Projekt werden erstmals Wildunfälle bundesweit einheitlich und standortgenau erfasst. "Ein erster Schritt für mehr Artenschutz und weniger Wildunfälle", sagte DJV-Präsident Hartwig Fischer auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Anhand von systematisch erfassten Daten könnten Wissenschaftler Gefahrenpunkte für Tier und Mensch bundesweit erkennen. Dies sei ein entscheidender Schritt, um etwa Grünbrücken oder elektronische Wildwarnanlagen dort zu bauen, wo sie gebraucht würden, so Fischer.

"Straßen zerschneiden Lebensräume"

"Straßen zerschneiden Lebensräume und gefährden dadurch die biologische Vielfalt. Dieser Entwicklung kann mit dem Bundesprogramm Wiedervernetzung nur dann entgegengewirkt werden, wenn die Finanzierung dieses Programms langfristig gesichert ist und wenn vermehrt Maßnahmen in die Umsetzung gebracht werden", so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. DJV-Präsident Fischer fordert eine systematische Entschärfung von kritischen Straßenabschnitten im Sinne des Tier- und Artenschutzes. Es gelte, die aus dem Bundesprogramm Wiedervernetzung bekannten knapp 100 prioritären Konfliktstellen endlich zu entschärfen. "Ich appelliere an die zukünftige Bundesregierung, das Bundesprogramm Wiedervernetzung finanziell auszustatten. Zum Wohle von Mensch und Tier", so Fischer.

Wildunfälle und Biotopvernetzung

Auf Bundesstraßen liegt das Verkehrsaufkommen durchschnittlich bei etwa 9.000 Fahrzeugen pro Tag und Streckenabschnitt. Ab einem Wert von 10.000 wagen sich selbst große Säugetiere kaum mehr über die Straße. Allein im vergangenen Jagdjahr – die Zeit vom 1. April 2016 bis zum 31. März 2017 – kollidierten rund 229.000 Rehe, Wildschweine und Hirsche mit einem Fahrzeug. Für seltene Arten wie Fischotter, Wildkatze oder Wolf ist der Straßenverkehr sogar eine der häufigsten Todesursachen. Die Dunkelziffer verunfallter Säugetiere insgesamt liegt nach Schätzungen des DJV um ein Vielfaches höher. Zudem sind Angaben zum genauen Unfallort in den meisten Fällen unzureichend.

Das Tierfund-Kataster

Mehr als 33.000 Datensätze zu Wildunfällen liegen bundesweit bereits vor. Nach einmaliger Registrierung können Daten zu Wildunfällen über die Internetseite eingegeben werden. Zudem ist es online möglich, sich auf einer Karte alle erfassten Funde anzuschauen. Noch einfacher können Tierfunde mobil von unterwegs über die kostenlose Smartphone-App (Android und iOS) eingetragen werden. Standort und Zeitpunkt werden automatisch erfasst. Andere relevante Daten wie die Tierart und Todesursache werden zusätzlich abgefragt. Das Hochladen eines Fotos ermöglicht Wissenschaftlern im Nachgang eine gesicherte Artbestimmung.


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