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Die große Angst vor der Seuche

Alarm bei Bauern. Die Afrikanische Schweinepest rückt immer näher. Das hochaggressive Virus kann das Keulen ganzer Bestände und den wirtschaftlichen Ruin von Schweinehaltern bedeuten. In der Region herrscht große Angst.

Vor zehn Jahren begann der Erreger seine Reise von Afrika über Osteuropa nach Westeuropa. Inzwischen ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Polen und Tschechien angekommen und damit nah an die deutsche Grenze herangerückt. Gegen die Seuche gibt es keine Medizin und keinen Impfstoff. Bei Schweinen verläuft die Erkrankung meist tödlich. Für Menschen und Haustiere wie Hunde und Katzen ist sie ungefährlich. Seit Monaten bereiten sich Bund und Länder auf den möglichen Ausbruch der Seuche in Deutschland vor. Die Jagd auf Wildschweine wurde intensiviert.

Bauern alarmiert

Auch in der Region Trier sind die Bauern in Alarmbereitschaft.  Sie lassen keine fremden Personen mehr auf ihre Höfe und haben die Hygienemaßnahmen verschärft, berichtet Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisverbands Bernkastel-Wittlich im Winzer- und Bauernverband Rheinland-Nassau. "Die Angst unter den Bauern ist sehr groß." Falls die Afrikanische Schweinepest hier Fuß fasse, sei mit immensen wirtschaftlichen Schäden zu rechnen. Schweine haltende Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht. Im Kreis Bernkastel-Wittlich sind das 116 Betriebe, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 160 und im Landkreis Trier-Saarburg 117. "Die Auswirkungen werden bedeutend schlimmer sein als bei der Europäischen Schweinepest, weil es keinen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest gibt", warnt Zelder. Auf Sardinien hält sich die Afrikanische Schweinepest schon seit Ende der 1970er-Jahre.

Verschleppungsrisiko

Nicht nur für die Bauern ist ASP eine Bedrohung. Auch Schlachthöfe wären betroffen. Über Fleisch- und Wurstwaren hinaus werde der gesamte Lebensmittelexport einknicken, prognostiziert Zelder. "Die Wirtschaft hat Angst, sich den Erreger auch über andere Lebensmittel als Schweinefleisch miteinzukaufen", erklärt er die Wirkungskette. Ausgangspunkt für die Verbreitung von ASP sind Wildschweine und Menschen, die kontaminierte Lebensmittel wegwerfen. Zelder schildert ein typisches Szenario: "Rheinland-Pfalz ist im Transportwesen ein Transit-Land. Die Spediteure aus Osteuropa machen an Raststätten wie an der A 60 Pausen. Dort werfen sie Wurstreste weg, die dann ein Wildschwein frisst und den Erreger in die Wildschweinpopulation trägt. Von da ist es nicht weit in die Schweine haltenden Betriebe." Daher sei es wichtig, die Spediteure zu sensibilisieren.
Das soll bei einem Treffen am 1. Februar in der Kreisverwaltung in Wittlich geschehen. Eine elementare Rolle spielen auch die Jäger. "Sie müssen den Schwarzwildbestand drastisch reduzieren", fordert der Bauernverband. "Da muss jedes Mittel recht sein. Das Seuchengesetz steht vor dem Tierschutzgesetz", so Zelder, der auch Vizevorsitzender des regionalen Bauernverbands ist.

Höfen droht Sperrung

Der Deutsche Bauernverband nennt eine Zahl: 70 Prozent des Wildschweinbestands müssten geschossen werden. Für den Landesjagdverband ist das eine Forderung, die ins Leere läuft, weil sie der rechtlichen Grundlage entbehre. Ist ein Betrieb betroffen, wird er gesperrt, abgeschirmt und desinfiziert. Der komplette Viehbestand wird gekeult, das Fleisch entsorgt. Kontaktbetriebe werden ebenfalls gesperrt und untersucht. "Dazu reicht es, dass ein Schweinehalter neben einem betroffenen Kollegen sonntags in der Kirche gesessen hat", so Zelder.  

Kreisverwaltung sieht Risiko als "hoch" an

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm wird "daran gedacht, eine Vorplanung von Maßnahmen für den Fall eines Ausbruchs der ASP beim Schwarzwild anzustreben", heißt es vorsichtig verhalten aus der Kreisverwaltung. Dabei sieht die Behörde das Risiko, dass ASP nach Deutschland gelangt, durchaus als "hoch" an und verweist auf die entsprechende Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts. Bislang gab es ASP noch nie in Deutschland. Bittere Erfahrungen hat die Region aber mit der Europäischen Schweinepest (ESP) gemacht, zuletzt in den Jahren 1999 bis 2002. Damals brach ESP bei Hausschweinen mehrfach im Eifelkreis Bitburg-Prüm und in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg aus. Seinerzeit mussten weit über 50.000 Hausschweine getötet werden. Aktuelle Infos beim Friedrich-Loeffler-Institut. BIL


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