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Dienst für das kulturelle Erbe der Kirche

Die außergewöhnliche Zahl von rund 25.000 Bücher umfasst die Privatbibliothek des Trierer Priesters Professor Dr. Franz Ronig. Der vielfach ausgezeichnete Kunsthistoriker und ehemalige Kustos der Domschatzkammer hat sie in seinem langen Leben systematisch gesammelt und 2001 der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier geschenkt. Sie ist damit der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Aus Anlass seines 90. Geburtstags zeigt die Bibliothek nun einige besonders interessante Bücher aus der Sammlung Ronig in einer kleinen Ausstellung, die nun eröffnet wurde.
Foto: Bistum

Foto: Bistum

Ronig feierte am 11. September seinen Ehrentag. Auch bei der Ausstellungseröffnung im historischen Lesesaal der Bibliothek zeigte sich der Jubilar in jener mit Humor gewürzten geistigen Frische, die seine langjährigen Weggefährten von ihm kennen und an ihm schätzen. Sein Schüler Hans-Walter Stork (57), selbst längst Doktor und Professor und seit gut einem Jahr Leiter der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek in Paderborn, hielt den Festvortrag zum Thema "Franz Ronig und die Trierer Buchmalerei", bei dem er Glückwunschbriefe von früheren Doktoranden Ronigs aus Deutschland und den USA überbrachte.

Kunstschätze erhalten als Lebensaufgabe

Dompropst Werner Rössel erinnerte in seiner Ansprache daran, wie sehr es sich Ronig zur Lebensaufgabe gemacht habe, die Kunstschätze des Bistums Trier zu erhalten. "Sein Dienst für das kulturelle Erbe der Kirche verdient höchste Anerkennung und Dank", sagte Rössel. Er hob insbesondere Ronigs Engagement bei den Renovierungen des Doms zwischen 1960 und 1974 hervor. Ronig hat sein Leben lang vor allem Bücher zur christlichen Kunst und Architektur, zur Buchmalerei, Ikonographie, mittelalterlichen Theologie und zur Diözesangeschichte gesammelt. Der Wert dieser außergewöhnlichen Gelehrtenbibliothek besteht in der Zusammensetzung ihrer Sammelschwerpunkte, in der Summe vieler einzelner bedeutender wissenschaftlicher Werke und in der angestrebten Vollständigkeit in einzelnen Segmenten. Sie hat bei ihrer Schenkung die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars außerordentlich bereichert.

Vom Gebetbuch bis zum Traktoren-Bildband

Wie weit die Interessengebiete Ronigs gehen, zeigen einzelne Stücke der Ausstellung. So sind mit Replikaten beispielsweise des Gebetbuchs Kaiser Ottos III. und des karolingischen Prachtpsalters Manuale Psalterium Sancti Ruperti außergewöhnliche Exemplare christlicher Buchgeschichte zu sehen. Aber – und das mag den Besucher erstaunen – auch ein Bildband über Deutz-Traktoren. Dieses für eine solche Ausstellung aus dem Rahmen fallende Buch macht deutlich, dass Ronigs Weg auch anders hätte verlaufen können. Ronigs Vater Josef war als Übersetzer für die Maschinen- und Motorenbau-Firma Klöckner-Humboldt-Deutz in Köln tätig, die unter anderem Landmaschinen produzierte. Es war der privaten Beschäftigung des Vaters Josef Ronig mit kirchlicher Kunst zu verdanken, dass auch der junge Franz sich dafür zu begeistern begann und letztendlich die christliche Buchmalerei und die Kunstgeschichte einer Laufbahn bei den Motorenwerken in Deutz den Vorzug gab. Das Bistum Trier hat von dieser Lebensentscheidung in reicher Weise profitiert. Die Ausstellung im Priesterseminar ist bis 12. Oktober zu sehen.


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