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Kleine Änderung – große Wirkung

Norbert Küpper ist einer der renommiertesten Zeitungsdesigner Europas. Wir fragten ihn, was beim WochenSpiegel alles neu ist und warum eine gute Gestaltung bei Anzeigenblättern immer wichtiger wird.
Zeitungsdesigner Norbert Küpper hat dem WochenSpiegel ein neues Gesicht gegeben. Foto: FF

Zeitungsdesigner Norbert Küpper hat dem WochenSpiegel ein neues Gesicht gegeben. Foto: FF

Herr Küpper, was ist das Hauptziel der Veränderung beim WochenSpiegel?
Norbert Küpper: Das Layout soll einfacher, klarer und noch übersichtlicher werden. Deshalb werden die Überschriften größer und statt vieler kleiner Bilder werden wenige große eingesetzt. Der redaktionelle Teil soll optisch eher zurückhaltend gestaltet werden, denn die Anzeigen sollen gut zur Geltung kommen.

Wie wurde es erreicht, dass der WochenSpiegel übersichtlicher geworden ist?

Norbert Küpper: Es wird überall etwas mehr Weißraum zur Trennung der Artikel eingesetzt. Dadurch wirkt die Zeitungsseite klarer strukturiert und damit auch übersichtlicher.

Ist unsere Zeitung jetzt noch lesbarer? Welche Änderungen gab es bei den Schriften?

Norbert Küpper: Ich habe im Laufe meiner Karriere immer wieder mit Blickaufzeichnungskameras erforscht, wie die Zeitung gelesen wird. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Lesen tatsächlich Arbeit ist. Man muss die Buchstaben und Worte erkennen und den Inhalt verstehen. Um das zu erleichtern, haben wir die Grundschrift und den Abstand zwischen den Zeilen etwas vergrößert. Für Schriftexperten: Die neue Überschriftentype heißt Thesis Sans und die neue Grundschrift Voice Serif.

Wie kann es sein, dass selbst geringfügige Eingriffe in das Erscheinungsbild eine große Wirkung haben?
Norbert Küpper: Einerseits erkennt man den WochenSpiegel sofort wieder, andererseits wird schon einiges geändert: eine neue Überschriftentype, die etwas lebhafter wirkt, eine neue Grundschrift, die größer ist, ein aufgelockertes, klares Layout. Das führt insgesamt dazu, dass der WochenSpiegel vielfältiger und lebhafter aussieht als bisher. Man kennt die Vorgehensweise aus der Autobranche: Ein Porsche sieht wie ein Porsche aus. Und wenn man dann die unterschiedlichen Jahrgänge vergleicht, merkt man, dass nichts mehr so ist wie früher – trotz der vermeintlichen Ähnlichkeit. Macht sich der Trend zum Visuellen in der gesamten Zeitungslandschaft bemerkbar?
Norbert Küpper: Ja, den Trend gibt es schon seit vielen Jahren. Er war zuerst bei skandinavischen und niederländischen Zeitungen zu beobachten. Aber auch hier in Deutschland haben die Zeitungen in den letzten 20 Jahren mehr visuelle Elemente – also Infografiken und Bilder – eingeführt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – so lautet ein bekanntes Sprichwort. Und wenn man an die vielen Fotos denkt, die man privat mit dem Smartphone macht und verschickt, dann erkennt man, dass Fotos in unserem Leben eine zunehmende Rolle spielen. Allerdings wollen wir nicht mehr Bilder verwenden als bisher. Sie sollen durch eine ruhigere Gestaltung aber noch besser zur Geltung kommen.

Worin liegt der Vorteil, den Printmedien gegenüber den elektronischen Medien haben?
Norbert Küpper: Der Vorteil der Printmedien ist, dass man sofort sieht, wie viele Seiten das Produkt hat, wie lang ein Artikel ist. Man kann sich leichter orientieren. Im Internet muss man sich Angebote und Themen zusammensuchen, im Anzeigenblatt wird alles in einem Produkt gebündelt und übersichtlich präsentiert. Vor allem sind Anzeigen keine störenden blinkenden Flächen, sondern gut und übersichtlich präsentierte Informationen. Außerdem gibt es rund elf Millionen Deutsche, die nicht online sind. Dank der Anzeigenblätter erreichen wir zuverlässig alle Haushalte in einer Region. Da kommt die Werbung sehr gut zur Geltung.

Was macht ein gutes Anzeigenblatt aus? Wie muss es sein, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern?
Norbert Küpper: Der Themenmix, bei dem auf lokale Inhalte, Freizeit und Entspannung gesetzt wird, ist wichtig – und der einfache Zugang zu den Inhalten. Anzeigenblätter sind sehr nah an den Bedürfnissen der Leser. Redaktion und Anzeigen bilden im Idealfall ein Paar, das immer wieder nützliche Informationen gibt.

Zur Person

  •  Norbert Küpper studierte Design an der FH Düsseldorf, wo er bis 2007 einen Lehrauftrag hatte.
  • 1984 gründete er sein Büro für Zeitungsdesign. Er hat mehr als 180 Zeitungen neu gestaltet, darunter zahlreiche Anzeigenblätter.
  •  Er arbeitet überwiegend im deutschen Sprachraum, hat aber auch Tageszeitungen in Tschechien, der Slowakei, Polen, Italien und den Vereinigten Arabischen Emiraten neu gestaltet.
  • 1989 erforschte er als Erster das Leserverhalten mit einer Blickaufzeichnungskamera.
  • 1989 gründete er den European Newspaper Award, den er seitdem auch veranstaltet.
  • 2003 gründete er den European Newspaper Congress, der seither jährlich im Wiener Rathaus stattfindet.
  • 2015 erschien sein Buch "Zeitungsdesign und Leseforschung".


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