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Neubaugebiet Brubacher Hof beschlossen

Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch die Grundsatzentscheidung für die Ausweisung des Neubaugebiets Brubacher Hof im neuen Flächennutzungsplan getroffen. Dabei gilt jedoch die Einschränkung, dass vor dem Start der Bebauung mit dem Ausbau der Verkehrsknotenpunkte an der Zufahrtsstraße begonnen wird.
Teilansicht des

Teilansicht des "Brubacher Hofes". Foto: FF

Eine weitere Voraussetzung ist die Sicherung der Existenz der derzeit auf dem Areal ansässigen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe. Für diesen von der Verwaltung eingebrachten und von den Fraktionen ergänzten Beschlussvorschlag gab es 33 Ja-Stimmen, 23 Ratsmitglieder stimmten mit Nein.

1.100 Wohneinheiten für bis zu 2.500 Einwohner

Das in der Nachbarschaft des Höhenstadtteils Mariahof gelegene Gebiet Brubacher Hof umfasst rund 30 Hektar, wovon künftig 23,1 Hektar als Wohnbaufläche genutzt werden sollen. Rund 1.100 Wohneinheiten für 2.000 bis 2.500 Einwohner können hier entstehen. Das Statistische Landesamt prognostiziert, dass die Einwohnerzahl der Stadt Trier 2030 deutlich über 110.000 liegen wird. "Unsere Stadt wird wachsen, weil Trier attraktiv und spannend ist. Den Menschen, die zu uns kommen wollen, müssen wir ein Angebot für bezahlbaren Wohnraum machen", betonte Oberbürgermeister Wolfram Leibe zu Beginn der Debatte im Stadtrat. Mit der Bevorzugung des Gebiets Brubacher Hof gegenüber der zwischen den Stadtteilen Euren und Zewen gelegenen Alternativfläche Langenberg wurde eine wichtige Hürde für die Verabschiedung des Flächennutzungsplans Trier 2030 genommen. Nun kann die erneute öffentliche Auslegung des Planentwurfs auf den Weg gebracht werden. Die Vorbehalte hinsichtlich Verkehrserschließung und Existenzsicherung der Betriebe wurden als gemeinsamer Kompromissvorschlag der Fraktionen CDU, SPD, UBT und FDP kurzfristig in den Stadtrat eingebracht.

Vorab-Ausbau der Verkehrsknotenpunkte

Demnach soll der Ausbau folgender Knotenpunkte vorab auf den Weg gebracht werden, um den durch das Baugebiet entstehenden zusätzlichen Verkehr zu bewältigen: die Aulbrücke mit der Kreuzung Aulstraße/Arnulfstraße, die Abzweigung Straßburger Allee/Berliner Allee und der Kaiserthermenkreisel. Für den Antrag stimmten SPD, UBT, FDP und die Mehrheit der CDU-Fraktion. Grundsätzlich gegen das Baugebiet Brubacher Hof votierten Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, AfD, eine Minderheit der CDU sowie je ein Ratsmitglied von SPD und Piraten. RED/PA

Leserbrief

"Für die Erforderlichkeit einer zusätzlichen Bebauungsplanung gab es in der Debatte des Stadtrates gute Argumente. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Familien, für Arbeitnehmer, Studenten und Senioren ist offenkundig. Dafür, dass dieser Wohnraum ausgerechnet zunächst in Mariahof geschaffen werden muss, gab es allerdings kaum faktenbasierte Argumente. Allenfalls die angeblich schnellere Umsetzbarkeit könnte hier ins Gewicht fallen – so sie denn realistisch und vor allem erforderlich ist.
Gegen den gewählten Standort sprechen hingegen unverändert harte Fakten. Dies gilt insbesondere für die Verkehrsproblematik. Da mag Herr Ludwig noch so nachdrücklich sein Wort geben, zaubern kann er auch nicht. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen von 2.500 Neubürgern auf Mariahof kann er angesichts der schon jetzt angespannten Lage in der Innenstadt nicht einfach 'wegkreiseln'.
Es gibt einen Sondermalus für den Standort: Alle, die nach Luxemburg oder zu den nördlichen Autobahnanschlüssen wollen, müssen zunächst quer durch die Stadt. Hinzu kommt, dass dies in gleicher Weise für die geplant 2.500 Neubürger von Castelnau II gilt. Das wäre an den anderen Planungsstandorten in dieser Schärfe nicht der Fall. Außerdem: Zusätzlich entstehende verkehrsbedingte Schadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide, Ozon etc. wird Herr Ludwig auch mit den geplanten Lärmschutzwänden nicht aufhalten. Diese werden das Klima und die Gesundheit der Menschen weiter belasten. Dass das FFH-Gebiet Mattheiser Wald durch den Zangengriff von nun zwei Neubaugebieten akut gefährdet ist, haben die Naturschutzverbände in ihrer Stellungnahme fundiert belegt.
Bedauerlich ist, dass Alternativen wie die Nutzung freistehenden Wohnraums in der Stadt und brachliegender Industrieflächen nicht ernsthaft verfolgt werden. Auch eine über die Stadtgrenzen hinausgehende Planung, gemeinsam mit den umliegenden Verbandsgemeinden, wird nicht wirklich erwogen. Diese müsste sich ja nicht auf den hohen Hunsrück oder die Schneeeifel fokussieren, da gibt’s auch was im Nahbereich!
Im Ergebnis ist der Beschluss für die Bebauung des Brubacher Hofes eine rückwärtsgewandte Entscheidung, die Trier und seinen Menschen sicher noch viele Sorgen bereiten wird. Trotz des parteiübergreifenden Eigenlobs zur Bürgerbeteiligung bleibt der schale Eindruck, dass die Weichen längst gestellt und die Immunisierung gegen Sach-argumente verfestigt waren. Musste man den Rechtspopulisten diese Steilvorlage geben? Rolf Winkler, Trier-Ruwer


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