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Regionale Wirtschaft braucht Nachwuchs

Die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerksammer haben vor kurzem die Jahresbilanz des Ausbildungsmarktes vorgestellt.

"Der Wandel des Ausbildungsmarktes in der Region von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt", bilanziert Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. "Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist auf hohem Niveau nochmals gestiegen. Es wird aber immer schwieriger für die Betriebe, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen." Bis Ende des Bilanzjahres im September wurden der Agentur für Arbeit Trier insgesamt 4.066 offene Stellen gemeldet, das waren 152 mehr als im Vorjahr. Demgegenüber ist die Zahl der potentiellen Bewerber auf diese Stellen jedoch um 119 Personen gesunken und lag bei 3.335.

Immer schwieriger Stellen zu besetzen

Trotz dieser Situation blieben 569 Stellen unbesetzt und 179 junge Leute ohne Ausbildungsstelle. "Die potentiellen Auszubildenden sind überaus gefragt, aber die Situation stellt eine große Herausforderung für die Unternehmen dar. Diese müssen sich darauf einstellen, dass es immer schwerer wird, die ausgeschriebenen Stellen zu besetzen. Dabei müssen sich die Arbeitgeber auch für Bewerber öffnen, die gewisse Defizite mitbringen." Um beide Seiten zusammen zu bringen, biete die Agentur für Arbeit zahlreiche Fördermöglichkeiten an. "Unsere Aufgabe ist es, möglichst viele Jugendliche fit für den Beruf zu machen. Daher appelliere ich an sie, sich über unsere Beratungs- und Förderangebote zu informieren", so Wilhelmi.

IHK setzt auf Ansprache der Eltern

Die Bilanz der beiden Wirtschaftskammern fällt unterschiedlich aus. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) stellt ähnliche Schwierigkeiten fest wie die Arbeitsagentur. "Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in IHK-Berufen liegt mit 1894 auf einem vergleichbaren Niveau wie im Vorjahr, damals waren es nur 24 Ausbildungen mehr", sagt Ulrich Schneider, Geschäftsführer Ausbildung der IHK Trier. "Allerdings haben mittlerweile selbst die großen Betriebe mit renommierten Ausbildungsberufen Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen." Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setze die IHK neben ihrer Ausbildungskampagne durchstarter.de auch verstärkt auf die Ansprache der Eltern. Bei Berufs- und Studienorientierungstagen sowie mit Arbeitsmaterialen und direkten Ansprachen werden sie als Berufswahlbegleiter fit gemacht.

HWK meldet mehr Ausbildungsverhältnisse

Die Handwerkskammer (HWK) Trier freut sich hingegen über eine gestiegene Zahl an Ausbildungsverhältnissen. Zum Stichtag 30. September verzeichnete sie ca. 7 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse als im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese erfreuliche Entwicklung bei den Lehrlingszahlen im Handwerk sieht HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf als erstes Anzeichen für eine Trendwende bei der beruflichen Orientierung von Jugendlichen und Eltern. "Es hat sich offensichtlich inzwischen herumgesprochen, dass das Handwerk nicht nur eine breite Palette hoch interessanter Ausbildungsberufe, sondern auch überaus günstige Beschäftigungs-, Verdienst- und Aufstiegschancen bietet. Vor allem der Stellenwert des Meisterbriefes wird auf dem Arbeitsmarkt wohl noch weiter steigen – auch im Vergleich zu Hochschulabschlüssen."

Schlüssel liegt in enger Kooperation

Für Arbeitsagentur und beide Wirtschaftskammern liegt der Schlüssel zur Verbesserung der Ausbildungssituation in einer engen Kooperation. "Wir ziehen dabei an einem Strang und arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin, möglichst viele Betriebe und junge Leute zusammen zu bringen und erfolg-reiche Ausbildungsabschlüsse zu erreichen", so Wilhelmi von der Ar-beitsagentur. Erfreuliche Entwicklungen sind dabei bei Personen aus Asylherkunftsländern festzustellen. Ulrich Schneider von der IHK stellt fest, dass "knapp 25 Prozent der ausländischen Auszubildenden aus Ländern stammen, bei denen ein Fluchthintergrund vermutet werden kann." Auch die HWK und die Arbeitsagentur konnte verglichen mit 2016 eine gestiegene Zahl von Auszubildenden aus diesen Ländern verzeichnen


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