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TreVirus: Der Lohn ist der Applaus

Eine Trierer Gründungslegende als Stoff für einen Kurzkrimi. Aus dem Filmprojekt TreVirus ist der gleichnamige Film entstanden, der am 25. Januar im Broadway-Kino Trier mit geladenen Gästen seine Premiere feiern wird. Stefan Bastians hat diesen Film mit 13 jungen Flüchtlingen aus Syrien geschrieben, gedreht und produziert.
Stefan Bastians (rechts im Bild) bei der Regiearbeit zum Dreh von TreVirus. Foto: Jobcenter Trier Stadt

Stefan Bastians (rechts im Bild) bei der Regiearbeit zum Dreh von TreVirus. Foto: Jobcenter Trier Stadt

Herr Bastians, was war für Sie der Antrieb, einen Film mit ungeübten Schauspielern und dazu nichtdeutschen Muttersprachlern zu entwickeln?

Stefan Bastians: "Das Filmprojekt TreVirus ist aus dem Theaterprojekt Odyssee.16 aus dem vergangenen Jahr hervorgegangen. Darin wurden die persönlichen Geschichten der jungen Menschen von ihrer Flucht aus Syrien auf die Bühne gebracht. Mir war es wichtig, ein neues Format zu entwickeln, in dem über das Thema Migration und über syrische und deutsche Kultur erzählt wird. Außerdem war es der Wunsch der Teilnehmer, sich mit der gegenwärtigen Situation in Deutschland auseinander zu setzen und nicht nur rückblickend von ihrer Flucht zu erzählen."

Was waren die alltäglichen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit 13 jungen Geflüchteten?

"Für manche von ihnen war es schwierig, sich über eine so lange Zeit gedanklich mit einem Projekt zu befassen und am Ball zu bleiben. Wir haben schließlich acht Monate an TreVirus gearbeitet. Oft war es für sie schwer, sich vorzustellen, welches Ergebnis am Ende der ganzen Arbeit stehen würde. Beim Theaterspielen entsteht mehr Schwung in einer Produktion als beim Film, denn dieser wird eher kleinteilig produziert. Wir hoffen auf einen Lohn für diese Arbeit in Form von Applaus bei der Premiere."

Auf welche Weise konnten die jungen Menschen ihre Talente in den Film mit einfließen lassen?

"Während des Projektes hatten die Teilnehmer viel Zeit sich auszuprobieren. Je nachdem liegen die Stärken der Einzelnen beim Organisieren, beim kreativen Arbeiten als Darsteller und Texter oder in der Technik beim Ton und Schnitt. Diese Erfahrungen bei der Entwicklung des Films haben sich zum Schluss auch bei ihren  beruflichen Zielen konkretisiert."

Wie haben die Teilnehmenden durch das Projekt sich weiterentwickeln können beziehungsweise wie haben sie davon persönlich profitiert?

"Bei jedem Teilnehmer hat der Film etwas ausgelöst. Alle haben darüber nachgedacht, was sie in Deutschland machen wollen und wie sie ihre Zukunft gestalten möchten. Zwei ältere Teilnehmer konnten in eine feste Anstellung vermittelt werden, einige haben ein Studium angefangen. Für einen Teilnehmer, der unter Stress große Probleme mit dem Stottern hat, habe ich ein Praktikum als KFZ-Mechatroniker vermitteln können. Nicht zuletzt haben alle viel für ihr Selbstbewusstsein gelernt."

Der Film befindet sich aktuell in der Post-Produktion. Welche Arbeitsschritte stehen denn jetzt noch aus?

"Um die Bilder emotional zu verstärken, werden die Szenen noch mit Musik unterlegt. Es wird auch ein musikalisches Leitmotiv geben. Im letzten Schritt wird der Film noch von einem Film-Colorist überarbeitet. Zum Beispiel war es an einem Tag beim Dreh zu hell, dann wieder zu bewölkt, und am Ende soll der Film schließlich die gleiche Farbauswahl und Stimmung haben. Die Teilnehmer gestalten außerdem noch die Filmplakate und die Einladungen für die Premieren-Gäste selbst."

Können Sie uns einen Ausblick auf das Ende des Films geben und vielleicht ein wenig spoilern?

"Über das Ende des Films möchte ich eigentlich nicht zu viel verraten. Es ist eher ein offenes, kritisches Ende, bei dem die Frage im Raum steht: Wem gehört denn jetzt eigentlich unsere Kultur? Oder gehört sie vielmehr niemandem?

Hintergrund

Mehr als acht Monate haben die jungen Männer und eine junge Frau an dem Film TreVirus mitgewirkt. Vom Drehbuchschreiben über das Schauspielern bis hin zu Schnitt und Tontechnik sind sie in den Entstehungsprozess eingebunden gewesen. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet das Verschwinden einer alten, syrischen Steintafel, deren Entdeckung die Entstehungsgeschichte der Stadt Trier komplett auf den Kopf stellen könnte. Das Projekt steht unter der künstlerischen Leitung von Regisseur Stefan Bastians aus Holsten in der Eifel und wurde in Kooperation mit der Tuchfabrik realisiert. TreVirus wird vom Jobcenter Trier Stadt als Arbeitsgelegenheit ergänzend zum Spracherwerb angeboten. "Die Geflüchteten beschäftigen sie sich mit der regionalen Kultur und entwickeln interkulturelle Kompetenzen sowie Kompetenzen für den Arbeitsmarkt. In der kreativen Beschäftigung mit der deutschen Sprache erweitern sie ihren bereits gelernten Wortschatz und lernen zudem unsere regionale Kultur besser kennen", sagt Geschäftsführerin Marita Wallrich. Mehr zum Film lesen Sie hier. RED


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