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"Wer nicht kämpft, hat schon verloren"

Er ist Weltmeister im Kickboxen, hat weit über 300 Kämpfe absolviert und betreibt seine eigene Kampfsportschule: Die Rede ist von Sascha Baschin. Mit dem WochenSpiegel sprach der 39-Jährige über seine große Liebe, Nostalgie bei Rocky-Filme und warum eine Wette aus Kindertagen ihn in die deutsche Nationalmannschaft brachte.

Sascha Baschin ist erkältet, als er zum Interview erscheint. Krank im Bett liegen kommt für den gebürtigen Trierer aber nicht in Frage. Der 39-Jährige ist nämlich extrem umtriebig. Sein Arbeitstag hat 12 bis 13 Stunden. Er ist selbstständiger Versicherungsmakler, arbeitet als Personal-Coach und betreibt die Kampfsport-Akademie in Trier. Eine zweite Schule in Föhren ist aktuell in Planung. "Herzblut und Leidenschaft", erklärt er kurz und knapp. "Sonst geht es nicht."

Bruce Lee als Inspiration

Seine ersten sportlichen Schritte machte Sascha Baschin schon recht früh- allerdings in einem ganz anderen Bereich. "Ich habe als Kind viel ausprobiert. Von Eishockey über Fußball und Baseball war so ziemlich alles mal dabei", erzählt er lachend. Die Liebe für den Kampfsport weckte in ihm ein Film von Bruce Lee. "Ich war so ungefähr sechs und hätte den Film eigentlich gar nicht gucken dürfen", sagt er verschmitzt. Kurz darauf fing er an mit Karate, hörte aber nach einiger Zeit wieder auf. "Mit 18 Jahren habe ich es dann noch mal mit Karate probiert. Ich wollte allerdings in den Ring. Mein damaliger Trainer hat aber keine Kämpfe mehr gemacht." Durch einen Bekannten aus dem Fitness-Studio kam er zum Kickboxen. Bereut hat er es nie. "Ich schätze am Kickboxen besonders die Vielseitigkeit. Man trainiert nicht nur den Körper, sondern auch das Selbstbewusstsein. Man tritt ganz anders auf."

Mit einer Wette ins Nationalteam

Auf rund 350 Amateurkämpfe kann Sascha Baschin mittlerweile zurück blicken. Als Amateur schaffte er es sogar ins deutsche Nationalteam – und gewann damit eine Wette. "Als Kind habe ich gegen meinen älteren Bruder gewettet, dass ich mit 25 Jahren in der Nationalmannschaft stehen werde", erzählt er und fügt lachend hinzu: "In welcher Sportart haben wir damals nicht ausgemacht."

Der Traum vom Weltmeister-Titel

Für Sascha Baschin war schnell klar, dass er irgendwann Weltmeister in seiner Disziplin werden will. "Das war mein Traum", sagt er. Diesen erfüllte er sich mit seinem Wechsel in den Profi-Bereich im Jahr 2010. Er trainierte hart, 12 mal die Woche, teilweise dreimal am Tag. Er wurde Deutscher Meister (2010/2011/2012) und Europameister (2012/2013). 2013 folgte der lang ersehnte Weltmeister-Titel. "Man darf nie aufgeben. Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren."

Höhen und Tiefen

Einfach war es nicht immer, wie Baschin offen zugibt. "Man hat Höhen und Tiefen als Sportler", sagt er und erzählt von einem Kampf, der fast seine Karriere beendet hätte. "Ich hatte mich auf einen 1.84 Meter großen Gegner vorbereitet und mental eingestellt. Mein Gegenmann war aber in Wirklichkeit 1.94 Meter groß. Das hat mich vollkommen aus dem Konzept gebracht." Baschin verlor den Kampf haushoch, schwere Selbstzweifel plagten ihn damals. Trainer Roland Conar zog ihn aus dem Loch, baute ihn auf. Den Rückkampf gewann Baschin klar. "Der Weg des Erfolgs ist steinig. Wenn du fällst entscheidest du, ob du aufstehst und weiter gehst, oder liegen bleibst", sagt er.

Familie im Fokus

Seine aktive Karriere beendete Sascha Baschin im Jahr 2014. "Ich habe erfahren, dass ich Papa werde", sagt er lächelnd. "Ich wollte mich auf meine Familie konzentrieren. Das wäre mit den vielen Trainingseinheiten und den Kämpfen so nicht möglich gewesen." Sein Söhnchen ist mittlerweile sein ganzer Stolz – dagegen kommt auch seine große Liebe das Kickboxen nicht an. Trotzdem wird er manchmal nostalgisch. "Ich denke oft an das Gefühl im Ring zu stehen. Es fehlt mir", gibt er zu. "Ich kann mich deshalb ziemlich gut mit den Rocky-Filmen identifizieren. Wenn man mal im Ring gestanden hat, dann ist es nicht einfach damit abzuschließen." Ein Comeback steht für Baschin, der mit seiner Familie mittlerweile in Föhren wohnt, aber nicht zur Debatte.

Andere zum Titel führen

Ganz aufgegeben hat der 39-Jährige seine Leidenschaft natürlich nicht. In seiner Kampfsport-Akademie unterrichtet er seit 2012 Kickboxen. Eine zweite Schule in Föhren soll im April öffnen. "Ich habe meine persönlichen Ziele erreicht. Jetzt will ich für andere ein guter Trainer sein und sie so weit bringen, dass sie Weltmeister werden können."

Tag der offenen Tür

Am 21. Februar findet von 13 bis 18 Uhr ein Tag  der offenen Tür in der Kampfsportakademie Trier (Metternichstraße 39) statt. Weitere Infos gibt hier oder bei Facebook.


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