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Die Chirurgie ist der Knackpunkt

Die Marienhaus Unternehmensgruppe möchte am defizitären St. Josef-Krankenhaus Adenau festhalten. Dafür fordert sie aber finanzielle Unterstützung.
Das St. Josef-Krankenhaus in Adenau beschert der Marienhaus Unternehmensgruppe rund zwei Millionen Euro Verlust pro Jahr. Archivfoto: Dreschers

Das St. Josef-Krankenhaus in Adenau beschert der Marienhaus Unternehmensgruppe rund zwei Millionen Euro Verlust pro Jahr. Archivfoto: Dreschers

Seit etlichen Jahren schreibt das Adenauer St. Josef-Krankenhaus tiefrote Zahlen. Rund zwei Millionen Euro Verlust verzeichnet die Marienhaus Unternehmensgruppe, die das Krankenhaus betreibt, jährlichen in Adenau. Dennoch möchte sie an dem Standort festhalten. Das hat Christoph Wagner, Kaufmännischer Verbunddirektor der Gruppe, bei der jüngsten Sitzung des Adenauer Verbandsgemeinderates erklärt. Ab Januar 2020 will sie im St. Josef-Krankenhaus eine geriatrisch-internistische Abteilung und eine internistische Notfallversorgung anbieten. Auch die Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung soll erhalten bleiben. Ebenso soll der Notarztwagen seinen Standort weiterhin am Krankenhaus haben. Allerdings knüpfte Wagner die Zusage, am Adenauer Standort in der aktuellen Form festzuhalten, an die Voraussetzung, dass das Krankenhaus mehr Geld erhalte und auch die finanzielle Ausstattung des notärztlichen Rettungsdienstes angepasst wird. »Wir haben das Adenauer Krankenhaus lange Zeit quer subventioniert. Das können wir nicht länger machen«, ergänzt Unternehmessprecher Heribert Frieling. Hier sieht die Marienhaus GmbH die Krankenkassen und das Land in der Pflicht. Zwar wurde das Adenauer Krankenhaus in eine Liste aufgenommen, die 120 sogenannte »bedarfsnotwendige Krankenhäuser« aufführt und erhält somit eine pauschale Förderung in Höhe von 400.000 Euro. »Das ist zwar mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, reicht aber für eine auskömmliche Finanzierung nicht aus«, sagt Frieling: »Wir reden also über rund 1,5 Millionen Euro, die zusätzlich ausgeglichen werden müssen.« Außerdem warte man derzeit auf die Höhe der Summe, die der Sicherstellungszuschlag des Landes bringe. Dieser Zuschlag soll es ermöglichen, in dünn besiedelten Regionen ein stationäres Versorgungsangebot und kliniken aufrechtzuerhalten. Ärztestellen können nicht besetzt werden In der Sitzung des Verbandsgemeinderates hatte Jochen Metzner, Leiter der Abteilung Gesundheit des Landesministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, gesagt, dass der Krankenhausstandort in Adenau unverzichtbar sei. »Das Land hat also Interesse daran, den Standort zu erhalten«, so Frieling. Jetzt sei die Frage, wo das Geld dafür herkomme. Die Geriatrie und die Innere Medizin seien ebenso wenig Diskussionspunkt wie die internistische Notfallversorgung, so Frieling: »Knackpunkt ist die Chirurgie. Selbst wenn wir die finanzielle Mittel bekämen, ist die nächste Hürde, das Personal zu finden.« Um einen Betrieb rund um die Uhr zu garantieren, seien mindestens sieben Ärzte notwendig. Diese Zahl zu erreichen, habe sich bereits in den vergangenen Jahren als fast unmöglich erwiesen. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, setzt die Marienhaus GmbH derzeit auch auf die personelle Unterstützung von Ärzten aus dem Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr, das ebenfalls zur Marienhaus Unternehmensgruppe gehört. Die beiden Krankenhaus bilden mit der Brohltal Klinik St. Josef in Burgbrohl das Marienhaus Klinikum im Kreis Ahrweiler. Außerdem arbeitet man im Adenauer Krankenhaus mit externen Honorarärzten zusammen. »Das ist natürlich teuer. Das können wir auf Dauer nicht machen«, sagt Frieling. Für die wenigsten Ärzte sei der Standort Adenau attraktiv. »Bei dem aktuellen Fachärztemangel können sich die Kandidaten unter zehn Angeboten das beste aussuchen. Dann gehen sie natürlich lieber nach Köln, Bonn oder Koblenz.« Sollte die Adenauer Chirurgie nicht zu besetzen sein, erwägt die Marienhaus GmbH, einen Arzt zu suchen, der sich dort mit seiner eigene Chirurgiepraxis niederlässt. »Das wäre eine Art abgespeckte Version der heutigen Chirurgie«, so Frieling. Planbare Eingriffe wie Operationen an der Gallenblase sowie kleine Verletzungen wie umgeknickte Knöchel könnten dort behandelt werden. Schwer verletzte Menschen würden bereits heute nicht im St Josef-Krankenhaus behandelt, sondern in Kliniken nach Bonn, Koblenz oder auch Bad Neuenahr transportiert. Eine Frist für die Verhandlungen mit Krankenkassen und dem Land zur auskömmlichen Finanzierung des St. Josef-Krankenhauses habe sich die Marienhaus GmbH nicht gesetzt. »Es ist nicht zielführend, wenn wir unter Zeitdruck miteinander sprechen«, sagt Frieling.


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